Schon wieder ein Grotrian, werden Sie vielleicht ausrufen und fragen: Sind denn denn die Pianos von Grotrian etwas besonderes? Nein, im Grund genommen heben sich die Pianos von Grotrian durch keine besonderen Merkmale ab. Das ist bei diesem Instrument jedoch anders. Es hat eine Höhe von 130 cm, weshalb man es gerne im Klavierhandel mit dem Mehrwert-Begriff Konzertklavier bezeichnet. Das entspricht natürlich nicht der Realität, denn Sie werden in einem Konzert immer einen Flügel vorfinden. Der Flügel ist das Konzertklavier, da er zum einen im Vergleich zu den meisten Klavieren einen größeren Resonanzboden hat und daher noch größere Konzerthallen beschallen kann. Zum anderen besaß bis vor kurzem nur der Flügel die so genannte Repetitionsmechanik, die es ermöglicht, schneller zu spielen, da man die Taste schon wieder anschlagen kann, wenn man sie nur halb loslässt.

Was aber zeichnet dann dieses Piano aus? Es sind eine Reihe von konstruktiven Merkmalen:

• Der Übergang von den blanken Stahlsaiten in der Mittellage zu den umsponnenen Saiten im Bass wurde feiner als heute üblich abgestuft. Man wechselte nicht von den 3-chörigen Blanksaiten zu den 2-chörigen umsponnen Saiten, sondern schob ein paar 3-chörige-umsponnene Saiten zur Optimierung des Übergangs ein. Dazu muss man wissen, das dieser Übergang immer kritisch ist. Das heißt, es ist nicht einfach, diese Übergang sowohl hinsichtlich der Stimmbarkeit sauber zu gestalten, als auch den Wechsel von den Blank-Saiten zu den umsponnenen Saiten derart klanglich zu designen, dass man eben keinen Übergang hört. Würde man den Übergang hören, aktiviert diese Auffälligkeit sofort unser analytisches Bewusstsein, das wiederum unser Unterbewusstsein beim Verarbeiten der gehörten Musik stört und somit die harmonisierende Wirkung des Pianospiels verhindert.
• In der Mittellage hat Grotrian nicht wie sonst allgemein üblich eine durchgängige Erhöhung der Gussplatte als Anfang der so genannten klingenden Saitenlänge sondern 3 unterbrochene Erhöhungen verwendet, die den Saiten unterschiedliche Längen geben. Damit hat es der Braunschweiger Klavierbauer geschafft, die Mensur der für die Klavierstimmung aussschlaggebenden Referenzoktave sauber zu gestalten.

Die obere Amplitude ist wieder von dem Audiorekorder DR-44WL von Tascam, die untere Amplitude vom H4n von Zoom.