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Henriette Gärtner bietet Perfektion, Emotion und Lebensgefühl

Henriette Gärtner wird charmant von der Veranstalterin Frau Leuschner und begeistert vom Publikum im Neuen Schloss von Bad Lobenstein begrüßt. Charmant bedankt sich die Konzertpianistin und erläutert den aufmerksamen Zuhörern ihr deutsch-italienisches Programm. Stille kehrt ein. Henriette Gärtner erweist sich als Meisterin des so genannten Inneren Spiels. Die Kunst besteht darin, innerlich entspannt und gleichzeitig konzentriert den Spannungsbogen des nun folgenden Stückes aufzubauen, der sie anschließend wie auf einem natürlichen Fluß durch das Stück trägt.

Diese Phase ist der magische Moment, in dem sich die Verbindung zwischen Interpretin und ihrem Publikum aufbaut. Ein unsichtbares Netzwerk entsteht. Jeder ist mit jedem verbunden. Empathisch fühlen sich alle Konzertbesucher in diesem Moment mit der Pianistin ganz besonders verbunden: Die meisten Klavierspieler vermeiden nämlich diesen extrem stressgeladenen Moment der Öffentlichkeit. Umso mehr genießen es die gleichen Hausmusiker als Zuhörer, die brillante Stress-Bewältigung der Pianistin über die Länge eines ganzen Klavierkonzerts zu erleben.

Die durch das Mitgefühl entstandene Spannung lässt den ersten Ton zum Türöffner werden. Der Pianoklang geht unter die Haut. Tief im Unterbewusstsein werden Bilder aktiviert, treten ins Bewusstein und verblassen wieder. Diese traumähnlichen Phantasien sind interessanterweise das Kriterium für gutes Zuhören.

Das Konzert beginnt mit der Sonate Nummer V von Baldassare Galuppi. Diese Sonate ist der folgenden Mondscheinsonate von Beethoven im Aufbau ähnlich, da beide mit einem langsamen Satz beginnen. Frau Gärtner zeichnet aus, dass Sie immer wieder selten gespielte aber nicht weniger hörenswerte Komponisten dem Publikum vermittelt.

Wussten Sie...

  • ... dass die Bezeichnung Mondscheinsonate lediglich ein verkaufsfördernder Titel des Verlegers von Beethovens Sonate cis-moll opus 27 war? Im ersten Satz erleben die Besucher Frau Gärtner als Pianistin, die auch die leisen Töne sowie das langsame Tempo beherrscht. Als wäre das nicht schon Kunst genug, spielt sie weite Phasen mit geschlossenen Augen. Die durch die Ruhe und Harmonie des ersten Satzes bewirkte Entspannung findet ihren Gegenpol in den nun folgenden beiden schnellen Sätzen.
  • ... dass Schubert und Beethoven Konkurrenten waren? Dass Schubert lebenslang nie von Beethoven anerkannt wurde, Schubert aber als Fackelträger Beethovens bei dessen Begräbnis ihm die höchste Referenz erwies? Davon berichtet Frau Gärtner direkt vor der Sonate c-moll, die Franz Schubert kurz vor seinem Tod komponiert hat. Henriette Gärtner interpretiert dieses Werk eigenwillig. Während andere im letzten Satz eine Todesahnung zu erkennen glauben, akzentuiert Frau Gärtner diesen Satz eher wie einen Tanz. Das ist Ausdruck ihres Lebensgefühls und damit einer positiven Kraft, die ihr Publikum gerne in sich aufnimmt.
  • ... dass die Tariqa von Peter Feuchtwanger das Nachbilden eines (persischen) Hackbretts am Konzertflügel darstellt? Mir kommt in dem Zusammenhang der Gedanke, welch brillanter Einfall es ist, dass Henriette Gärtner dieses Stück ausgerechnet 2009 und somit exakt 300 Jahre nach der Erfindung der Hammermechanik in ihren Konzerten präsentiert. Denn der Auslöser für die Erfindung der Hammermechanik des Pianofortes war der Hackbrettspieler Pantaleon Hebenstreit, dessen komplizierte Spieltechnik Bartolomeo Cristofori mechanisch umsetzen konnte. Die Innovation beschränkte sich jedoch nicht auf die Nachahmung der manuellen Tätigkeit. Denn Cristofori verband das Spielwerk mit dem bereits bekannten Bedienfeld der Klaviatur, um so das bislang nur beidhändige Spiel der Klöppel am Hackbrett dem Potenzial des 10-Finger-Spiel-Systems zu öffnen. Schauen und hören Sie sich die Tariqa Nr. 1 zur Vorbereitung als Aufzeichnung des Konzerts von Henriette Gärtner in London an. Hören Sie das Werk auf der neuen CD Imperial eingespielt von Frau Gärtner an dem einzigartigen Flügel von Bösendorfer. Aber verlangen Sie diese Komposition unbedingt als Zugabe zu jedem ihrer Konzerte! Denn nur hier können Sie erleben, wie diese wunderbare Pianistin die Tariqa als eine Referenz an die Entwicklung des Pianofortes kunstvoll zelebriert und sie dabei aus einem Konzertflügel bislang nicht gehörte Klänge zu zaubern vermag.

Das Publikum in Bad Lobenstein dankte Henriette Gärtner für beide Konzerte mit Standing Ovations. Ist das ein Wunder? Nein. Ihr Erfolgsgeheimnis beschränkt sich nicht auf ihre großartige Begabung. Frau Gärtner bereitete sich an jedem der beiden Konzerttage bis zu 4 Stunden an dem Flügel auf das Konzert vor. Dahinter steckt der Wille zur Höchstleistung als Grundlage einer ausgezeichneten Darbietung. Henriette Gärtner ist als deutsche Pianistin in ihrer Kombination aus einem emotional mitreißendem Vortrag und starken Leistungswillen vorbildlich. Da drängt sich der Gedanke förmlich auf, wie man das Potenzial der Pianistin über die reine Konzerttätigkeit hinaus nutzbar machen könnte. Denn jeder Konzertbesucher erfährt nicht nur aufgrund ihrer gelungenen Interpretationen sondern ganz konkret zwischen den einzelnen Kompositionen, dass Henriette Gärtner als Ergebnis ihrer intensiven Arbeit den interessierten Zuhörern mehr mitzuteilen hat.

Weitere Informationen: Henriette Gärtner im Spiegel der Presse.

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