Design-Piano aus französischer Kooperation

Peugeot Design Lab und Pleyel präsentieren das Klavier der Zukunft

Pleyel, der älteste Klavierhersteller der Welt, beendet 2013 die Produktion! Diese Nachricht konnte man am 13.11.2013 in der Presse lesen. Pleyel konnte der Billigkonkurrenz aus China und Südkorea nicht standhalten. Aus der Sicht des Klaviermarketings bedeutet diese Entscheidung, dass Pleyels Bemühen, das Klavier der Zukunft zu gestalten, zu spät gekommen ist. Der französische Klavierbauer hatte sich mit Design-Pianos der Spitzenklasse strategisch neu aufgestellt. Aber was hilft die Ausrichtung auf ein Ziel, für das es gar keinen Markt gibt? Schauen Sie sich das letzte Sondermodell von Pleyel an und lesen Sie am Ende meine kritischen Anmerkungen zur Situation im Klaviermarkt, die ich bereits vor Monaten mit diesem Artikel veröffentlicht habe:

In den Medien wird das neue Design-Piano aus der Kooperation zwischen dem französischen Autobauer Peugeot und dem französischen Klavierhersteller Pleyel als Klavier der Zukunft vorgestellt. Was rechtfertigt diesen Anspruch?

Das Pleyel-Piano zeichnet neben dem futuristischen Design sowie der Verwendung von Carbon das Konzept von Peugeot Design Lab aus. Als eine der größten Neuerungen in der modernen Geschichte des Klaviers erläutert Cathal Loughnan, Leiter des Peugeot Design Lab, die hohe Anordnung der Klaviatur und die damit verbundenen Veränderungen der Flügelmechanik. Die Neupositionierung der Klaviatur ermöglicht dem Publikum dem Blick auf die Hände des Pianisten auf allen Plätzen im Konzertsaal. Mit diesem Flügel wäre also das Ende der Zweiklassengesellschaft des Konzertpublikums eingeläutet. Darüber hinaus versprechen die Werber dieser Neukonstruktion, dass der Pianist den Klang des eigenen Instruments (selbstverständlich) in einer brillanten Qualität hört.

Ein erster Blick auf die Bilder und Videos (im Video oben ab Minute 1:15 bis 1:50) des Flügels zeigen eine in der Tat erstaunliche Konstruktion der Flügelmechanik. Es scheint sich um eine Untermechanik zu handeln. Als Untermechanik bezeichnet man eine Mechanik, die nicht auf der Höhe der Klaviatur beginnt, sondern auf dieser Höhe endet. Mit dieser Form der Mechanik haben die Klavierhersteller bereits im Rahmen des Ultra-Kleinklaviers Erfahrungen gesammelt. Und aufgrund dieser Erfahrungen ist man auch schon längst wieder von dieser Idee abgekommen. Der wesentliche Unterschied zwischen einer normalen Mechanik und dieser Variante der Untermechanik besteht darin, dass im Normalfall die Mechanik am Ende der Taste nach oben gedrückt wird. Bei der Untermechanik wird dagegen die Mechanik von der über ihr liegenden Taste nach oben gezogen. Das hat Auswirkungen auf die Spielart. Im folgenden Video sehen Sie die Bilder eines solch typischen Klaviers mit einer Höhe von 1 m des Herstellers Wurlitzer:

Und wie steht es um den Klang? Hören Sie selbst:

Welche Schlussfolgerung kann man aus der Präsentation dieser neuen Entwicklung eines Pianos ziehen? Meiner Ansicht nach ist das ein Beispiel für die aktuelle Situation im Klavierbau. Anstelle die Botschaften des Marktes richtig zu interpretieren sowie sich mit dem Kunden über den Mehrwert eines zukunftsfähigen Pianos auszutauschen, werden neue Materialien eingesetzt. Der Mensch ist ein sinnliches Wesen. Die Freunde des Klavierspiels suchen am Piano die authentische Spielart sowie den Wohlklang. Aus diesem Grund entscheiden sich jährlich mehr als dreimal so viele Klavierkäufer für ein älteres gebrauchtes Piano und damit gleichzeitig gegen eines neuen Klaviers. Diese Botschaft des Marktes wird bis heute von den Herstellern nicht verstanden. Design ist nett für das Image - eines Autobauers. Aber das Image soll ja eine Täuschung sein und somit ist Design keine Lösung für die hausgemachten Probleme der Klavierhersteller.

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