Der so genannte romantische Klang ist das Ergebnis, wenn gute Filzqualität auf gespannte Saiten trifft: Ein runder, voller, weicher Klang. Diesen Klang können unsere Ohren entspannt genießen. Denn bei einem solchen Klangmuster öffnen wir uns. Öffnung setzt aber Entspannung voraus. Das heißt: Das Klangmuster entspannt uns aufgrund einer unterbewussten Urklang-Erinnerung und erfüllt somit die Voraussetzung, damit der Wohlklang seine wunderbare Wirkung entfalten kann.
Die alten Klaviere verfügen weitgehend über die so genannte Romantische Klangnorm. Die neuen Klaviere werden dagegen mit dem so genannten Brillanten Klang präsentiert. Wie kann man alte und neue Klaviere unterscheiden? Sinnvoll ist eine Unterscheidung in die Zeit vor und nach 1945. Damit verbunden ist interessanterweise auch die Normierung des Kammertons a1 auf 440 Hertz. Diese Frequenz wurde nämlich erst 1939 auf einer internationalen Konferenz in London festgelegt. Vor 1939 gebaute Klaviere wurden für Tonhöhen wie 435 oder 430 Hertz konstruiert.
Der Klang der Klaviere lässt sich später noch in einem gewissen Maß durch die im Klavierbau so genannte Intonation verändern. Die Intonation unterscheidet man nach den folgenden Varianten:
Einen direkten Vergleich zwischen dem romantischen Klang eines älteren Pianos und dem brillanten Klang eines relativ neuen Klaviers (mit getränkten Hammerfilzen!) biete ich Ihnen im folgenden Hörbeispiel:
Wohlklang am Piano Brillanter KlavierklangAnmerkung zu den Nebengeräuschen im Hörbeispiel zum Wohlklang am Piano: Alle Hörbeispiele sind bei den Klavierstimmungen vor Ort erstellt worden. Parallel zur Aufnahme vom romantischen Wohlklang dieses Klaviers sammelte ein kleines Kind gerade seine ersten Erfahrungen mit der wundersamen Klangwelt eines Sparschweins. So entstanden die klingelnden Nebengeräusche vor allem am Anfang der Aufnahme. Es handelt sich also um keine Störgeräusche innerhalb des Klaviers sondern um natürliche Alltagsgeräusche.
Zum Seitenanfang Gibt es verschiedene Kategorien des Klangs?Beim Cembalo werden die im Verhältnis zum Klavier relativ dünnen Saiten genau genommen angerissen. Als Material zum Anreißen der Saiten verwendete man ursprünglich Vogel- bzw. Gänse-Federkiele. Später setzte man stattdessen Leder ein und heute benutzt man beim Cembalo ein Plektrum aus Plastik. Die Art der Tonerzeugung unter Verwendung der im Vergleich zum Hammerfilz der Klaviere härteren Materialien (Federkiel, Plektrum aus Plastik) führen zu einem obertonreichen Klang des Cembalos, den man aus heutiger Sicht als einen Brillanten Klang bezeichnen könnte.
Beim Klavier werden die wesentlich dickeren Saiten von kleinen Filzhämmern angeschlagen. Die Auftreff-Fläche der befilzten Klavierhämmer auf den Saiten ist vergleichsweise wesentlich größer als bei dem Plektrum eines Cembalospringers. Als Springer bezeichnet man das Mechanikteil des Cembalos. Das Anschlagen der Saiten mittels weicherem Material und somit einer größeren Auftreff-Fläche führt zu einem Klang, den man als grundtönig bezeichnet, da der Grundton stärker akzentuiert wird als die Obertöne. Selbstverständlich besteht auch der Klavierklang aus Obertönen. Aber gerade im Vergleich mit dem Cembalo als dem direkten Vorgänger überwiegt beim Piano der Grundton. Erst der deutliche Unterschied im Klangmuster verlieh dem Klavier ein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal und ermöglichte so seinen Siegeszug gegenüber dem Cembalo.
Zum Seitenanfang Wie sich der Wohlklang entwickelteAls die Hammerklaviere erfunden wurden, gab es noch keinen Filz. Daher hat man die Holzkerne der Klavierhämmer anfangs mit Leder überzogen. Das gab keinen wirklich schönen da warmen, runden, vollen Ton. Das Hammerklavier war klanglich kein Fortschritt zum Cembalo, da es aufgrund des belederten Holzkerns sehr hart klang. Für eine Neuerung gegenüber dem Cembalo hatte der Klang einfach zu wenig Unterscheidungskraft.
Erst durch die Hutmacher wurde die Filzherstellung industrialisiert. 1826 ließ sich der französische Klavierbauer Henri Pape die Idee patentieren, wie man die Holzkerne der Klavierhämmer mit Filzplatten überziehen konnte. Durch den Wechsel von Leder zum Filz erfuhr das Hammerklavier klanglich eine bedeutende Aufwertung. Der Aufstieg in der Beliebtheitsskala war wohl begründet, denn jetzt klang das Pianoforte auch ganz anders als das vergleichsweise sehr helle, obertonreiche, beinahe scharf klingende Cembalo. Diese Entwicklung bezeichne ich als Klang-Kultur. Der Klang hatte eine ganz wesentliche Verbesserung hin zum Wohlklang erfahren. Wenn uns also die Klavierindustrie aus reinen Sparmaßnahmen den Brillanten Klang der neuen Klaviere und Flügel als einen Fortschritt verkaufen will, dann ist das nicht richtig, denn der Brillante Klang ist ein Rückschritt zu dem Klangmuster des Cembalos.
Am Rande sei erwähnt, dass der Klang natürlich nicht nur von den Materialien Leder bzw. Filz abhängig ist. Die ersten Hammerklaviere waren rechteckige Kästen in Tischform. Sie hatten einen vergleichsweise kleinen Klangkörper und somit auch nur kurze Saiten. Klang ist jedoch die Summe aus
Wenn Ihr Klavier gestimmt wird, dann verändert der Klavierstimmer über die Saitenspannung die Tonhöhe. Der Klang Ihres Klaviers wird jedoch bestimmt durch
All diese Faktoren könnte man in der Formel zusammenfassen: Der Ton muss stimmen.
Über die Qualität des Instruments entscheidet jedoch der Klang! Und der Klang wirkt unterbewusst. Daher können wir dieses Phänomen nur schwer in Worte fassen. Umso stärker ist jedoch seine Wirkung, da er unter Umgehung des Bewusstseins direkt unsere Emotionen anspricht. Wenn also der Klang über die Qualität des Klaviers entscheidet, dann sind es unsere Emotionen, die hier die Entscheidung treffen.
Zum Seitenanfang Der Zusammenhang zwischen Gedächtnis und GefühlLassen Sie uns zuerst klären, was denn der Urklang ist: Jeder hörende Mensch ist von einer Art Urklang geprägt. Diese Prägung ist durch eine vorgeburtliche Erfahrung entstanden. Denn der Embryo kann ab der 24. Woche der Schwangerschaft hören. Der Embryo nimmt die Geräusche der Außenwelt wie durch einen so genannten Tiefpass-Filter wahr. Die Stimme der Mutter wird jedoch über die Knochen geleitet. Über das Becken bekommt der Embryo die Stimme der Mutter daher sogar in Stereo geboten! Das Hör-Erlebnis hat im Fruchtwasser eine ganz andere Qualität als in der Luft. Denn über die Flüssigkeit werden mehr Sinne als lediglich das Gehör über die Ohren angesprochen. Der Embryo kann die Töne über die Haut "erspüren", da er mangels Bewusstsein noch ganzheitlich angelegt ist und der Tastsinn somit ein Körpersinn ist. Durch diese intensiven da unter die Haut gehenden Klang-Erfahrungen werden bereits vorgeburtlich unsere Hör-Erwartungen geprägt.
Zum Thema Die Geschichte vom Pianoklang - geschrieben von der EvolutionSpäter begegnet uns mit dem Klavierklang ein Klangmuster, das uns unterbewusst an diese vorgeburtliche Urklang-Erfahrung erinnert. Damit verbunden sind die Eindrücke an einen als ideal erlebten Zustand, nämlich die Symbiose, die absolute Verbundenheit. Wir hören einen grundtönigen Klang, der untrennbar mit diesem intensiven Wohlgefühl gespeichert ist. So werden schon beim vorgeburtlichen Lernen nicht nur bestimmte Dinge, sondern immer auch deren Kontext gelernt. Dieser Kontext ist konkret die Stimmung, in der wir etwas kennen gelernt haben. Dieses mit Wohlgefühl gekoppelte Klangmuster besitzt somit die idealen Voraussetzungen, damit wir uns beim Hören dieser Klänge optimal entspannen können. Das ist Marketing Made by Nature! So eine Erfolgs-Story kann gar niemand erfinden. Diese Marketing-Geschichte ist einfach perfekt. Es ist die von der Evolution selbst geschriebene Geschichte, die es ermöglicht, dass wir uns beim Pianoklang ganzheitlich verbunden fühlen.
Zum Thema Der Pianoklang als eine unerschöpfliche Ressource für EntspannungDer Pianoklang ist zugleich ein Wunder und ein Geschenk der Natur. Denn niemand hat diesen Wohlklang im Rückblick aufgrund der Zusammenhänge unserer ersten vorgeburtlichen Hörerfahrungen konstruiert. Er ist zufällig so entstanden und steht uns heute als Medium zur Verfügung. Bedienen wir uns reichlich. Es ist so viel vorhanden, wie wir uns selbst davon vorspielen wollen. Psst, nicht weiter sagen:
Das Klavierspiel erzielt aufgrund dieser sensiblen Zusammenhänge die positive Nebenwirkung der Selbstharmonisierung als einen kostenlosen Mehr-Wert! Wenn das der Finanzminister erfährt, werden Klavierspieler bestimmt zur Pianosteuer veranlagt.
Zum Seitenanfang Das Bearbeiten des PianoklangsMit Intonation bezeichnet man im Klavierbau die Grund- und Feinabstimmung des Klangs. Traditionell werden dabei die Filzhämmer mit einer Spezialfeile in Form gebracht sowie mit Nadeln gestochen. Das Stechen erhöht die Elastizität der Filze. Dadurch wird der Klang des einzelnen Tons weicher und voller. Der Ton - nein, der Klang kann aufgrund eines elastischeren Filzes vom Pianisten über den Anschlag besser gestaltet werden. Denn durch einen unterschiedlich starken Anschlag werden der Grundton sowie die Obertöne unterschiedlich stark aktiviert. Da sich der Klang über die Zusammensetzung der Teiltöne definiert, ergibt sich aus einer unterschiedlichen Zusammensetzung bzw. Stärke der Teiltöne auch ein unterschiedlicher Klang, nämlich die so genannten Klangfarben. Daher kann man am Piano zwar nicht die Tonhöhe aber bei einem ausreichend elastischen Filz die Klangfarben durch den Anschlag gestalten.
Im Allgemeinen versteht man unter dem Begriff Intonation ein Anpassen der Tonhöhe. Die Tonhöhe kann jedoch bei Tasteninstrumenten noch nicht durch den Spieler angepasst werden. Um dennoch in allen Tonarten spielen zu können, muss das Tasteninstrument gleich-temperiert gestimmt werden. Bei dieser Stimmung wird das Pythagoräische Komma gleich-mäßig auf jeden Halbtonschritt der mittleren Referenzoktave verteilt.
Anstelle den missverständlichen, da mit doppelter Bedeutung belegten Begriff Intonation zu verwenden, schlage ich daher den konkreteren Begriff der Auditektur des Pianoklangs vor.
Zum Seitenanfang Die Nutzung beeinträchtigt die Elastizität der FilzeBeim Klavierspielen werden Töne erzeugt, indem Filzhämmer gegen die Saiten schlagen. Je nach Häufigkeit und Intensität des Anschlags bewirkt dies im Lauf der Zeit ein Verdichten der Filze vorne am so genannten Anschlagspunkt. Die Verdichtung führt zu einem weniger elastischen Filz und somit zu einem härteren Klang. Diese Veränderung kann durch die so genannte Intonation wieder ausgeglichen werden. Das heißt, der Filz wird durch Stechen wieder elastischer und der hart klingende Ton bekommt wieder einen angenehm zu hörenden Klang.
Zum Seitenanfang Das Saitenprofil auf den Filzen entfernenBeim Piano werden die Töne erzeugt, indem mit Filz überzogene Hämmer gegen gespannte Saiten schlagen. Dabei hinterlassen die härteren Saiten in dem weicheren Filz im Lauf der Zeit tiefe Eindrücke. Ferner verformt das Aufschlagen des weichen Materials in Abhängigkeit von der Stärke und Häufigkeit des Anschlags den Hammerkopf. Diese Spuren der Benutzung kann man mit einer Spezialfeile beseitigen. Die Hammerköpfe werden mit dieser Feile abgezogen. Je nach dem Grad der Abnutzung der Filze ist das Abziehen die Vorarbeit oder lediglich eine korrigierende Ergänzung zur Intonation.
Zum Seitenanfang Gerade beim Filz rechnet sich Qualität gegenüber QuantitätDer Grad der Abnutzung als Grundlage für ein Abziehen der Hammerfilze lässt sich per Augenschein ermitteln. Sie können die Spuren der Saiten an der Spitze der Hammerköpfe sehen. Die Tiefe der Eindrücke der Saiten im Filz liefert dabei einen wesentlichen Hinweis.
Während beim Autofahren das Profil der Reifen mit zunehmender Laufzeit immer geringer wird, nimmt die Profiltiefe der Saiten auf der Hammerspitze mit der Intensität der Nutzung zu.
Mit der zunehmenden Profiltiefe verbunden ist ein Nachlassen der Elastizität der Filze. Diese Veränderung wird anhand einer steigenden Zahl an schärfer klingenden Tönen hörbar. Jedoch muss man hier unterscheiden: Die Schärfe im Klang einzelner Töne kann durch die Verstimmung einzelner Saiten innerhalb eines so genannten Saitenchors herrühren. Daher muss man zuerst das Instrument stimmen, um zu prüfen, ob nach dem Stimmen die ursprünglich auffälligen Töne immer noch schärfer klingen.
Die Häufigkeit des Abziehens der kompletten Hammerkopffilze richtet sich daher nach der Intensität der Nutzung. Erst unter einer professionellen Dauerbelastung wie z.B. an Musikhochschulen kommt es zu Belastungen, die ein häufigeres Abziehen rechtfertigen. Alternativ zur professionellen Dauerbelastung kommt es über lange Zeiträume von mehreren Jahrzehnten zu dem Grad der Abnutzung, der das Abziehen eines kompletten Hammersatzes rechtfertigt. Zu diesem Schluss komme ich aufgrund meiner 30-jährigen Erfahrungen im Kundendienst an Instrumenten mit einer Altersspanne bis zu 150 Jahren.
Zum Seitenanfang Umsatzsteigernder ProduktverkaufDie Hammerköpfe muss man erneuern, wenn man die Spuren der Saiten in den Filzen nicht mehr durch Abziehen beseitigen kann. Das heißt, bevor man Hammerköpfe wechselt, kann man mehrfach die Filze abziehen.
Mit Erstaunen höre ich seit Jahren von Kunden, dass manche meiner Kollegen sehr schnell bereit sind, die Hammerköpfe auszutauschen. Neuerdings berichten mir Kunden, dass sich Kollegen sogar weigern, einzelne Töne zu intonieren. Anstelle der ausgleichenden Intonation einzelner Töne wird dem Kunden das häufige Abziehen des kompletten Hammersatzes nicht nur offeriert, sondern die Kunden werden zum Erteilen eines derartigen Auftrags förmlich animiert.
Meine Meinung zu diesem Trend: Eine gute Dienstleistung muss sich lohnen - und zwar für den Kunden! Ansonsten hat der Kundendienst seine Existenzberechtigung verspielt, da er ja keinen Dienst am Kunden mehr leistet. Ein guter Kundendienst zeichnet sich durch Prinzipien aus, die dem Kunden eine nachvollziehbare Orientierung bieten. Eines der Prinzipien lautet, dass man Material erhalten muss. Das trifft vor allem bei älteren Instrumenten zu, denn früher hatte der manuell hergestellte Filz eine höhere Elastizität und somit eine bessere Qualität als der heute maschinell produzierte Hammerkopffilz. Im Sinne einer Materialschonung wirken das Nachregulieren der Mechanik sowie die umfassende Information des Kunden.
Die Alternative zum Erhalt des Materials mit Hilfe der fachgerechten Dienstleistung ist der Wechsel einer kompletten technischen Einheit. Diese Entwicklung kennen wir aus der Elektronik. Hier besteht die Reparatur nur noch im Austausch ganzer Module. Für diese Art von Leistung braucht man kein Fachpersonal mehr. Hier wurde die Leistung als Dienst von den Herstellern zugunsten des Verkaufs von Produkten bereits abgeschafft.
Welchen Nutzen haben Sie als Kunde von der sich abzeichnenden Entwicklung? Keinen. Denn die Austauschteile werden immer minderwertiger, was den Umsatz fördert. Aus Sicht der Industrie ist das ein ideales Konzept: Minderwertige Produkte zwingen den Kunden zu einer stärkeren Nachfrage. Falls es doch noch weiterhin Produkte mit einer aus heutiger Sicht normalen Qualität gibt, steigt deren Preis. Diesen Trend unterstützt die Explosion eines neuen gigantischen Marktes: China. Nicht nur die Arbeitsplätze müssen mit China konkurrieren. Auch die Kunden! Denn in China vermutet man einen Markt von 85 Millionen Klavierspielern. Diesen neuen Markt zu erobern, ist für die Hersteller wesentlich reizvoller, als sich um den stagnierenden bzw. sogar rückläufigen Markt in Europa mittels qualitativ hochwertiger Produkte zu bemühen. Noch dazu muss man sich in Europa einem historisch gewachsenen Klangurteil stellen.
Zum Seitenanfang Wiederherstellen der Elastizität der FilzeMan muss die Spannung der Filze bearbeiten, wenn einzelne Töne beziehungsweise ganze Bereiche nach dem Stimmen immer noch vergleichsweise schärfer klingen.
Bei älteren Instrumenten bleiben die Filze länger elastisch als bei neueren Klavieren und Flügeln. Das hängt mit der Qualität der Filze zusammen. Früher besaßen die Filze aufgrund der manuellen Herstellung eine bessere Qualität. Seit der industriellen Massenproduktion versucht man ein vergleichbares Ergebnis zu erreichen, indem man die Filzfasern maschinell mit einem höheren Druck presst. Das Ergebnis dieses Bemühens kommentierte erst kürzlich eine Kundin mit den Worten: "Der Klang der Pianos ist nach dem Zweiten Weltkrieg schlechter geworden." Diese weit verbreitete Meinung bestätigt der Pianist Boris Bloch in der Fernsehsendung "Ein Klavier geht um die Welt".
Zugunsten der neuen Klangnorm des so genannten Brillanten Klangs werden heute die Filze der Pianohämmer sehr häufig getränkt. Diese Filze sind nicht mehr elastisch. Selbst wenn man sie intoniert, presst sich der Filz schneller wieder zusammen. Daher müssen die neueren Instrumente häufiger intoniert werden. Welche Alternative gibt es? Zum Beispiel bietet sich das ursprüngliche Klangideal des Romantischen Klangs an: Ein runder, voller, weicher und somit insgesamt ohrenfreundlicher Klang. Erst 1826 also über 100 Jahre nach der Erfindung der Hammermechanik wurde der Fortschritt hin zum grundtönigen Pianoklang durch die Einführung des Filzes auf den Klavierhämmern möglich. Heute könnte in der Renaissance des Wohltemperierten Pianoklangs die Chance stecken, die harmonisierende Wirkung des Klavierklangs neu zu entdecken.
Zum Seitenanfang Bearbeiten des Klangs vor OrtJa. Wie bei der vorhergehenden Frage dargestellt, verändert sich durch die Häufigkeit des Anschlags die Elastizität des Filzes und somit der Klang durch das Spielen. Diese Veränderung kann wieder korrigiert werden.
Ebenso kann man auch den Grundcharakter des Klangs z.B. eines neuen Klaviers noch ändern. Denn es kann ja z.B. der Fall sein, dass sich das Instrument unter den akustischen Bedingungen im Geschäft ganz anders anhört als nach dem Kauf bei Ihnen zuhause. In so einem Fall möchte man das Instrument an die häusliche Akustik anpassen. Das ist auch ohne den Einbau neuer Hammerköpfe durch die im Klavierbau so bezeichnete Intonation möglich.
Zum Seitenanfang Verbesserung des KlangsJa, das ist möglich. Denn oft ist es so, dass man bei den preisgünstigen Klavieren zugunsten niedriger Kosten in der Herstellung auf den hochwertigen Service verzichtet. Diese Klaviere klingen dann häufig ganz besonders grell und laut, nur weil bislang noch kein Fachmann die so genannte Intonation durchgeführt hat. Aber das lässt sich nachholen. Dadurch bekommt das preisgünstigere Klavier einen angenehm zu hörenden weichen, runden und volleren Klang!
Hören Sie selbst den Unterschied an einem Klavier der Marke Mendelssohn - Made in China:
Einsteigerklavier mit grellem Klang Einsteigerklavier Klang verbessert Zum Seitenanfang Vor der Massenproduktion ging es um QualitätDie älteren Klaviere klingen oft besser als die neuen Klaviere, da man früher ausschließlich hohe Klaviere und somit Instrumente mit einem großen Resonanzkörper gebaut hat. Hohe Klaviere verfügen automatisch über längere Saiten als z.B. die niedrigeren "Kleinklaviere". Ältere Instrumente überzeugen darüber hinaus in der Qualität des Klangs, da die Saiten mit Filzen angeschlagen werden, die von Hand hergestellt worden sind. Diese Filze besitzen aufgrund der besseren Vernetzung der Filzfasern eine natürliche Grundspannung, die sich bei der Erzeugung eines guten Tons hörbar auswirkt.
Relativ junge Klaviere sind die so genannten Kleinklaviere mit einer Höhe von 1 bis 1,14 Meter. Diese Klaviere haben neben einem kleinen Klangkörper und dementsprechend kurzen Saiten auch relativ kurze Tasten und somit hinsichtlich des gefühlvollen und ausdrucksstarken Klavierspiels deutliche Einschränkungen. Darüber hinaus haben diese nach dem Zweiten Weltkrieg gebauten Instrumente auf den Hammerköpfen maschinell gepresste Filze. Diese Filzplatten weißen einen geringere Grundspannung auf. Der daraus resultierende leisere Ton ist für die Klavierindustrie sowie den Klavierhandel nicht akzeptabel. Daher werden diese Filze nachträglich bearbeitet, indem sie mit einer klebrigen Flüssigkeit getränkt werden. Wenn anschließend die Flüssigkeit trocknet, wird der Filz hart. Im Ergebnis wird der Ton lauter und heller. Dieses Klangmuster bewirkt neben einer inneren Anspannung einen schließenden Selbstschutz-Reflex (Stapediusreflex). Seitens der Klavierhersteller spricht man lieber von einer neuen Klangnorm:
Während man sich früher beim Romantischen Klang entspannen konnte, muss man heute den so genannten Brillanten Klang ertragen.
Zum Seitenanfang Chancen neuer EntwicklungenDas Hybrid-Piano existiert unter diesem Namen noch nicht. Aber es gibt bereits eine Vielzahl von Variationen, die den Namen Hybrid-Piano als Kategorie einer Instrumentengattung verwenden. Es sind Instrumente mit einer akustischen Klanganlage und einem physikalischen Spielwerk, in das zusätzlich die Elektronik integriert ist. Das Keyboard und das Klavier wachsen zusammen. Dabei stellt sich die Frage nach dem Potenzial, das in dieser Entwicklung steckt.
Zwar kann der synthetische Klang nur in Ausnahmefällen neben dem Klang aus einem natürlichen Klangkörper bestehen. Aber die Möglichkeit, den Klang verschiedener Instrumente mit nur einem Bedienfeld, nämlich der Klaviatur zum Beispiel eines Keyboards, zu benutzen, beinhaltet auch Gelegenheiten. Konkret kann man den Prozess des Übens durch die Variation des Klangs abwechslungsreicher gestalten. Dadurch wird das zu lernende Stück neuronal vielfältiger vernetzt. Denn mit dem Klang verändert sich auch die Art, wie man ein Lied spielt. Somit wird das Können
Somit wird der Lernweg durch das einfache Mittel der Variation der Übungsbedingungen weniger anstrengend und gleichzeitig aufgrund der Vielfalt der erzielten Effekte auch effizienter. Lernen kann einfach sein, wenn man es nur will.
Zum Thema Wird dem Kunden Mehr-Wert geboten?Die Integration der Elektronik haben bereits einige Hersteller als einen lohnenswerten Mehr-Wert-Trend entdeckt. Als der weltweit größte Hersteller von Klavieren und Flügeln verkauft Yamaha bereits ein Drittel all seiner Pianos mit eingebauter Elektronik. Um sich für diesen stark wachsenden Geschäftsbereich noch besser zu rüsten, übernahm Yamaha Ende 2004 die Firma Steinberg Media Technologies mit Sitz in Hamburg. Genau wie Mitte des 20. Jahrhunderts bei der Entscheidung für das Musizieren als Pflichtfach für die Kinder in Japan hat Yamaha nicht darauf gewartet, bis datenbankgesicherte Informationen eine Marktentwicklung nachgezeichnet haben. Vielmehr folgte der heutige Weltmarktführer im Klavierbau aufmerksam der Vision eines zukünftigen Trends, hat entsprechendes Wissen zugekauft und selbst entwickelt. Aber vor allem hat Yamaha dem Markt in Richtung seiner Vision immer wieder mit entsprechenden Produkten ausschlaggebende Impulse gegeben. Einen Einblick in die Kette an Innovationen bietet Yamaha auf der Homepage www.avant-grand.com/de/, wenn Sie auf dieser Internetseite zuerst auf den Link Chronologie des Klaviers und sich daran anschließend durch die Zeit beginnend 1887 bis 2009 klicken.
Anmerkung: Im Rahmen der Diskussion um das Hybrid-Piano geht es an anderer Stelle um das Angebot einer Vielfalt an Möglichkeiten mit dem Ziel, den Kunden einen Mehr-Wert zu bieten. Wer sich unter dem Gesichtspunkt der Vielfalt an Müglichkeiten die Software-Produkte mal genauer ansieht, die auf der Homepage von Steinberg-Media-Technologies zu finden sind, dem werden Augen und Ohren übergehen!
2005 ist mit der Firma Bösendorfer einer der exklusiven Klavierbauer aus Europa mit einem ästhetischen (und entsprechend teuren) Reproduktions- und Kompositionsflügel CEUS in diesen Markt eingestiegen. Aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten von Bösendorfer nutzte daraufhin Yamaha die Gelegenheit und übernahm im Dezember 2007 den österreichischen Klavierbauer.
Meiner Ansicht nach liegt das Potenzial der Entwicklung eines Mehr-Wert-Trends vor allem im Bereich des Lernens sowie bei der Harmonisierung. Beide Aspekte scheinen mir für eine gesunde Persönlichkeitsentwicklung sehr wichtig zu sein. Daher informiere ich Sie auf einer eigenen Homepage über den für alle Beteiligten interessanten Mehr-Wert des Hybrid-Pianos. Denn nur wenn die noch existierenden Klavierbauer sich ernsthaft der Entwicklung dieser Idee stellen, gelingt es, ein Instrument zu kreieren, dass sowohl über die Erhaltung des natürlichen Klangs die Anforderungen an die Harmonisierung als auch das Spektrum der Mäglichkeiten eines Lernwerkzeugs erfüllen kann.
Zum Thema Rückmeldung als Schlüssel zu besserem LernenDas von Bösendorfer entwickelte Kompositionswerkzeug CEUS zeichnet sich durch die folgenden Merkmale aus: Die Original-Klavier-Mechanik und somit die original Spielart bleiben erhalten. Zusätzlich kann man Ihre ganz individuelle Spielart aufzeichnen und speichern! Sie haben richtig gelesen. Zusätzlich zum Ton, genau genommen zusätzlich zur Melodie werden nicht der Klang sondern Ihre Spielart, also Ihr Spiel-Tempo, Ihre Anschlags-Dynamik, Ihre Anschlags-Intensität gespeichert. Und warum wird nicht der Klang aufgezeichnet? Tja, der steht bereits fix und fertig vor Ihnen. Denn Sie bekommen die Aufzeichnung nicht mehr aus Lautsprechern sondern von Ihrem eigenen Klavier mit seinem wunderbaren akustischen Voll-Wert-Klang vorgespielt. In das Klavier ist als Wiedergabeverfahren die Technik des Selbst-Spielers integriert. In diesem Team sind Sie zuerst der Pianist - und wechseln anschließend gemütlich ins Publikum, um sich selbst zuzuhören! Aus der Hausmusik wird nun das Mehr-Wert-Hauskonzert! Der Lernprozess könnte über das nun mögliche Sofort-Feedback individuell optimiert werden. Das natürliche Lernen ist ein so genanntes selbst-reflexives Lernen. Dazu bedarf es der Möglichkeit des Feedbacks. Diesen Gedanken kann nun jeder fpr sich aufgreifen, um sein Klavierspiel mit den bisherigen technischen Möglichkeiten aufzuzeichnen, bis das Klavier einmal ein echtes Lernwerkzeug wird.
Zum Seitenanfang Wie hören sich Geföhle an?Die so genannte Hör-Lust tritt ein, wenn die eigene Erwartungshaltung mit dem tatsächlich Gehörten übereinstimmt. Der Hör-Lust-Faktor ergibt sich nämlich aus der Tatsache, dass unser Gehirn Ökonomie am Höchsten bewertet. Nur wenn wir die erwarteten Töne hören, greift das Lust-Prinzip. Dadurch motiviert spielen wir Klavier, um MEHR dieser auf unser Gehör optimal abgestimmten Töne und Klänge hören zu können.
Soeben habe ich behauptet, dass unser Gehirn Ökonomie am Höchsten bewerten würde. Wenn das stimmt, dann ist Sparsamkeit ein ökonomisches Kriterium, das unser Verhalten steuert. Das gilt es zu beweisen:
Zum Thema Hirnforscher wissen: Wir müssen Ressourcen sparen!Das Vernachlässigen einer gehör-optimierten Stimmung sowie eines wohltemperierten Klangs führt zu Hör-Frust. Denn in diesem Fall ist Kopfarbeit gefragt. Missklang erregt unsere Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit ist aber für das Gehirn wertvolle Energie. Denn das Gehirn verbraucht bei nur 2 Prozent des Körpervolumens 20 Prozent der Gesamtenergie. Effizienz besitzt daher Priorität. So wird es verständlich, warum unser Gehirn möglichst viel an das Unterbewusstsein delegieren will. Das Weghören beim Missklang sowie das Zurechthören falscher Tonhöhen erfordern einen kognitiven Mehraufwand. Dieser Mehraufwand wird vom Limbischen System mit einem negativen Gefühl bewertet. Wenn aber das Klavierspiel zu einem schlechten Gefühl führt, werden wir es vermeiden. Das wiederum führt dazu, dass wir uns selbst der Möglichkeit zur Selbstharmoniserung berauben, was sich auf unsere Gesamtbefindlichkeit negativ auswirken wird.
Zum Thema Das Lust-Prinzip ist Element der Lern-TechnikWenn wir den Mehr-Aufwand des Zurechthörens einsparen können, optimiert das unsere Hör-Lust! Denn unser Gehirn erhält die Bestätigung, das Richtige erwartet zu haben. Daraufhin belohnt uns das Lernzentrum mit Glücksgefühlen.
Zum Thema Lust oder FrustWenn unser Hörzentrum ständig zu einem Mehr-Aufwand durch das so genannte Zurechthören gezwungen ist, vergeht ihm die Lust aufs Hören. In diesem Fall ist es nachvollziehbar, wenn sich Anspannung statt Entspannung einstellt. Klavierspieler verlieren die Freude am Klavierspiel - und vor allem den Spaß am Üben! Es gilt der Leitsatz:
Gute Stimmung steckt an - schlechte Stimmung auch!
Zum Seitenanfang Außer Piano und Forte auch die Klangfarben gestaltenDie Klangfarben sind die Mischung aus dem so genannten Grundton sowie den Obertönen. Jedes Instrument hat seine eigene Mischung an Obertönen, die den für das jeweilige Instrument typischen Klang prägen. Wichtig ist hier für das Erkennen eines Instruments vor allem das so genannte Einschwingverhalten. Damit bezeichnet man die Entwicklung des jeweiligen Klangspektrums sowie vor allem die Akzentuierung der am Klang beteiligten einzelnen Komponenten eines Tons in den ersten Sekundenbruchteilen.
Zum Seitenanfang Vom Vorbild leichter lernenJa, die Gestaltung der Klangfarben ist die hohe Kunst des Klavierspiels. Wegen ihres virtuosen Spiels sowie aufgrund ihrer hervorragenden Gestaltung der Klangfarben sei hier beispielhaft die deutsche Pianistin Henriette Gärtner erwähnt. Vermutlich wie alle Pianistinnen und Pianisten mit genialer Begabung begann sie ihre Bühnenkarriere bereits in jungen Jahren. Heute ist sie eine hoch motivierte, erfolgreiche und am Klavierspiel engagiert arbeitende Pianistin. Bei Henriette Gärtners Konzerten können Sie in die vielfältige Welt der vitalen Klangfarben eintauchen und den Klangreichtum genießen. Da wir Klavierspieler ja immer auf der Suche nach guten Vorbildern sind, erlaube ich mir an dieser Stelle den Hinweis, dass Sie Informationen zu den Konzerten sowie Hörbeispiele auf der Homepage der Pianistin Henriette Gärtner finden.
Zum Seitenanfang Elastizität der Filze als Schlüssel zu den KlangfarbenDie Klangfarben werden am Klavier im Wesentlichen durch den Anschlag, also konkret durch die Dynamik des Anschlags gestaltet. Da beim Klavier der Ton erzeugt wird, indem mit Filz überzogene Hämmer gegen die Saiten schlagen, verformt sich dieser elastische Filz je nach Anschlagsintensität. Bei einem stärkeren Anschlag trifft also eine breitere Filzfläche auf die Saiten. Dadurch wird die Grundfrequenz des Tons betont, der so genannte Grundton. Durch eine geringe Anschlagsintensität erhalten dagegen die Obertöne eine stärkere Gewichtung.
Zum Seitenanfang Variablen der Gestaltung entdeckenDas Klavier hat in der Regel 2 Pedale. Mit diesen beiden Pedalen öffnen sich Ihnen weitere Möglichkeiten, die Klangfarben beim Klavierspiel zu gestalten. Dabei geht es vor allem um den Effekt der Resonanz der Saiten, die lediglich mitschwingen, selbst also gar nicht angeschlagen worden sind. Die Resonanz lässt sich durch den geschickten Einsatz der Pedale als zusätzliches Element der Klanggestaltung einsetzen.
Mittlerweile trifft man häufig auf Instrumente mit 3 Pedalen. Hier gab und gibt es immer wieder technische Erweiterungen, die es ermöglichen, die Klangfarben feiner abzustufen.
Klangfarben werden eher selten thematisiert. Daher fehlt einem oft die Erfahrung als Basis einer konkreten Vorstellung. Das ist normal, denn diese technischen Möglichkeiten werden meistens erst im professionellen Bereich nachgefragt. Entsprechend hoch ist dann auch der Preis für diese Sonderanfertigungen. Ob solche Erweiterungen auch beim Standardklavier Sinn machen würden, kann man diskutieren. Diese Diskussion werden wir jedoch an einer anderen Stelle fortsetzen, nämlich wenn wir uns mit dem emotionalen Potenzial der Klangfarbengestaltung beschäftigen.
Zum Seitenanfang Kann der Klavierspieler den Ton nach dem Anschlagen noch verändern?Antwort: Eigentlich nicht. Aber auch hier scheint zu gelten: Keine Regel ohne Ausnahme. Die Ausnahme formuliert Professor Wolfgang Wagenhäuser in dem folgenden Video:
Dazu meint der Autor Günter Philipp in seinem 2003 beim Verlagsgruppe Kamprad erschienen 819 Seiten reichhaltigen Buch mit dem Titel Klavierspiel und Improvisation: Ein Lehr- und Erkenntnisbuch über musikalische, technische und psychologische Grundlagen wie Interpretation, Übung, ... Kreativität, Hygiene, Akustik, Klavierbau u.a., dass ...es heute immer noch Leute gibt, die daran glauben...
Zum Seitenanfang Sind bestimmte Klangmuster unveränderlich?Ja! Die Klaviere des japanischen Herstellers Yamaha sind aufgrund ihres Preis-Leistungs-Verhältnisses weit verbreitet. Ebenso verbreitet ist die Annahme, dass der etwas scharfe, ja beinahe näselnde Klang eine typische Charaktereigenschaft dieser Klaviere wäre. Umso erstaunter sind dann meine Kunden, wenn sie ihr Yamaha-Klavier nicht nur gut gestimmt sondern auf Wunsch auch wohl klingend und somit klanglich neu dimensioniert erleben.
Bei dem Klavier in diesem Hörbeispiel handelt es sich um Yamaha-Klavier des Modells M1G, das nur knapp über einen Meter hoch ist. Es ist ein so genanntes Kleinklavier mit einem entsprechend kleinen Klangkörper. Man darf also keine Klangwunder erwarten. Dennoch kann man anhand der Hörbeispiele sehr schön die Einflussfaktoren erläutern.
Das Ziel der Intonation besteht darin, das Unterbewusstsein nicht mehr beim Verarbeiten der Musik zu stören, indem aufgrund der klanglichen Unterschiede einzelner Töne das Bewusstsein aktiviert wird. Aus der Sicht des Kundendienstes für Klavierspieler soll also die Wirkung der Klaviermusik durch den ausgeglichenen Klang der einzelnen Töne optimiert werden. Um diese Aussagen bezüglich des Unterbewusstseins und Bewusstseins im Zusammenhang mit der Wirkung von Musik verständlicher zu machen, dient ein Zitat, dass ich am 28. November 2012 bei Twitter gelesen habe:
Bist Du glücklich, genießt Du die Musik. Bist Du traurig, verstehst Du den Text.
Kleinklavier verstimmt Kleinklavier gestimmt Kleinklavier Klang verbessert Zum Seitenanfang Klang braucht Geschichte und eine bewusste PositionierungZusätzlich zu der Besonderheit, dass Bösendorfer nicht nur den Resonanzboden sondern auch den Umbau, also die Verkleidung des Resonanzbodens, als Klangkörper verwendet, ist der berühmte Klang des Herstellers aus Wien das Ergebnis einer Anregung des Komponisten Busoni. Aus dem Kontakt mit diesem Musiker und Komponisten entstand mit dem Imperial ein 2,90 m langer Flügel, der den Tonumfang von vollen 8 Oktaven besitzt! Das heißt, dieses Instrument verfügt im Bass über mehr Töne als die Flügel aller Mitbewerber. Der tiefe Bass wirkt sich positiv auf die Klangfülle in der Mittellage aus. Das ist nicht nur für die Ohren ein besonderes Erlebnis. Denn diesen Klang kann man spüren!
Zum Seitenanfang Wo kann man guten Klang vergleichen?Relativ selten hört man den Klang eines Flügels des italienischen Herstellers Fazioli, obwohl dessen Instrumente die ehrenvolle Auszeichnung des Ferraris unter den Pianos erhalten. Wie ein Besuch der Homepage von Fazioli verrät, ist es ganz bestimmt interessant, den Klang eines solch hochwertigen Flügels studieren zu können. Wenn Sie dazu weder zu Fazioli nach Italien noch zur Musikmesse in Frankfurt verreisen wollen, dann bietet die 2008 erschienene DVD Henriette Gärtner Piano mit Werken von Scarlatti, Beethoven, Herz und Liszt die Gelegenheit, diesen Klang in Ihren eigenen vier Wänden zu genießen. Die DVD wurde in der St. James Church in London aufgezeichnet.
Das Studium der Aufzeichnungen der Pianistin Henriette Gärtner lohnt sich in mehrfacher Hinsicht. Wie jeder Besucher ihrer Konzerte bestätigen kann, ist sie eine wundervolle Pianistin. Ganz bewusst wählt sie teilweise selten gespielte Komponisten für ihr Programm aus. Über ihre Aufnahmen eröffnet sie uns die Möglichkeit, den Klang verschiedener Marken miteinander vergleichen zu können. Denn Frau Gärtner zeichnet die Fähigkeit aus, auf den Instrumenten unterschiedlicher Hersteller spielen zu können. Die so mögliche Klangvielfalt steigert die Erlebnisqualität ihrer Konzerte. Besonders für Klavierspieler ist es darüber hinaus reizvoll, auf der DVD der Pianistin bei der Arbeit auf die Finger schauen zu können. Wie Neurologen (Eckart Altenmüller) aktuell mit Aufzeichnungen in Hirnscannern eindrucksvoll aufzeigen, werden dabei die Motorischen Zentren der Beobachter derart aktiviert, als würden sie selbst spielen!
Zum Seitenanfang Wohlklang ist keine ZaubereiWohlklang weist direkt auf das Wohlgefühl als primäres Ziel des Musizierens sowie Musikhörens hin. Wohlgefühl ist verbunden mit Entspannung sowie Harmonie. Damit Musik diese wundere Wirkung erzielen kann, muss sie am Bewusstsein vorbei zu den Harmonierezeptoren im Unterbewusstsein geschmuggelt werden. Zu diesem Zweck werden Melodie, Rhythmus und Dynamik als Elemente der Musik in den Klang verpackt. Ist dieser Klang ein Wohlklang, wird unser Bewusstsein in Form der Aufmerksamkeit nicht aktiviert, Musik kann also ungestört wirken.
Zum Thema Klang und Sprache werden in verschiedenen Bereichen verarbeitetMeine Ausführungen scheinen Ihnen widersprüchlich zu sein? Dann will ich sie Ihnen gerne erläutern. Wir alle haben in der Regel ein Problem, für einen bestimmten Klang die richtigen Worte zu finden. Das hat damit zu tun, dass Klang eben nicht auf der Ebene des Bewusstseins, also nicht auf der Ebene der Sprache erfasst und verarbeitet wird. Klang wirkt im Unterbewusstsein ganzheitlich. Wir sprechen von einem Klangbild. Wir haben eine relative konkrete Hörvorstellung (Audition) von einem bestimmten Sound und meinen damit aber eher eine Klangwolke.
Dafür hätten Sie gerne ein nachvollziehbares Beispiel? Gerne: Nehmen wir den einzelnen Ton einer natürlichen Klangquelle wie zum Beispiel eines Klaviers. Das ist genau genommen schon kein Ton mehr sondern ein Klang. Denn er setzt sich aus dem Grundton sowie den Obertönen zusammen. In der Regel dominiert der Grundton. Aber bei der Zuordnung des gehörten Tons zu einem bestimmten Instrument nehmen wir auch die spezifische Mischung der Obertöne wahr, ohne diese bewusst benennen zu können. So gelingt es uns, durch frühkindliche Lernprozesse unterschiedliche Instrumente nach deren Klang unterscheiden zu können. Nun beschreiben Sie doch bitte einmal in Ihren Worten den Klang des einzelnen Tons eines Klaviers im Vergleich zu dem Klang des einzelnen Tons einer Klarinette. Ich bin mir ganz sicher, dass Sie von beiden Tönen eine konkrete Hörvorstellung haben. Aber dieses innere Klangbild nun in Worte zu fassen, fällt Ihnen wahrscheinlich nicht leicht.
Zum Thema Harmonie liegt im Verborgenen. Welcher Schlüssel öffnet dieses Tor?Das überzeugt Sie noch nicht vollständig? Nun das Harmonisieren, also der Ausgleich der inneren Anspannung, ist die wesentliche Funktion des Musizierens, denn die Musik ist die Sprache der Gefühle. Demnach muss Musik auf der emotionalen Ebene eine Wirkung haben. Das Zentrum unserer Gefühle ist das so genannte Limbische System. Dieses System liegt zwischen dem Stammhirn und der Großhirnrinde. Vom Limbischen System aus wird den ganzen Tag drei- bis fünfmal pro Sekunde in kleinen Dosierungen der Transmitter Serotonin in die Großhirnrinde ausgeschüttet, dessen Funktion die Beruhigung ist. Das ist notwendig, da in der Großhirnrinde die erregenden Funktionen deutlich überwiegen. Eine zu hohe Erregung empfinden wir aber als unangenehm, da sie Lernen und somit Entwicklung unmöglich macht. Stress bewirkt zum Beispiel eine Übererregung, die im Extremfall zur Rückbildung von Nervenleitungen und somit zum Verlust von bereits Gelerntem führt!
Die Wirkung von Serotonin kann man am besten verstehen, wenn man weiß, dass nur im Tiefschlaf kein Serotonin ausgeschüttet wird. Das führt dazu, dass sich im Schlaf die unterschiedlichsten Zentren des Gehirns miteinander verbinden und Informationen austauschen können - und wir uns an diesen Zustand manchmal erinnern, wenn wir davon sprechen, was für seltsame Träume wir in der Nacht hatten.
Durch das Musizieren kommt es zu einer verstärkten Ausschüttung von Serotonin. Das erreichen Sie übrigens auch durch
Depressive Menschen behandelt man mit so genannten Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern. Denn Serotonin wird nicht nur ausgeschüttet sondern auch wieder zurücktransportiert. Der Rücktransport wird mittels Wiederaufnahme-Hemmern verhindert, was dazu führt, dass mehr Serotonin am Ort der Wirkung verbleibt und sich der depressive Mensch besser, da entspannter und beruhigter fühlt.
Hyperaktive Kinder behandelt man mit Ritalin, das Amphetamin enthält. Amphetamin bewirkt je nach Dosierung und Verabreichung eine stärkere oder schwächere Ausschüttung des für unseren Antrieb zuständigen Transmitters Dopamin. Da Ritalin Amphetamin enthält und bislang nur die Wirkung bekannt war, dass Amphetamin die Dopaminausschüttung verstärkt, diagnostizierte man hyperaktiven Kindern Dopaminmangel. Aber das Gegenteil ist der Fall. Denn Amphetamin in niedriger Dosierung und oral verabreicht bewirkt, dass der Rückfluss von Dopamin gehemmt wird. Es bleibt also mehr Dopamin in dem Zwischenraum der Synapsen, was dazu führt, dass die Dopaminausschüttung reduziert und damit der Antrieb kontrollierbar wird. Die Lösung des Problems liegt jedoch auf der sozialen Ebene. Denn antriebsstarke Kinder brauchen mehr Zuwendung und starke emotionale Bindungen. Im Übrigen haben Untersuchungen gezeigt, dass sich das Dopamin-System insgesamt zurückbildet, wenn man es künstlich drosselt. Im Alter ist zum Beispiel Parkinson eine Krankheit, die man auf Dopaminmangel zurückführt. Und da unsere Gesellschaft insgesamt am Altern ist, sollten wir uns eher dafür interessieren, wie man sich das Antriebssystem möglichst lange erhält, anstatt es schon frühzeitig in der Ausreifung zu bremsen.
Dopamin spielt vor allem beim Lernen eine wichtige Rolle. Denn Dopamin löst in den nachfolgenden Zellen Veränderungen aus, die Teil des Lernprozesses sind. Zum Beispiel werden aufgrund der Nutzung Zellverbindungen verstärkt. Das Dopaminsystem ist ein System, das sich entwickelt und ausreift. Es hat seinen Höhepunkt in der Pubertät. Danach baut es langsam ab. Durch Training lässt sich dieser Abbau verzögern. Das ist ein weiterer guter Grund, warum sich Lebenslanges Lernen lohnt.
Zum Thema Musizieren ist ethisch einwandfreies Neuro-Enhancement!Ohne den Einsatz von Medikamenten oder Drogen und somit ohne fremde Hilfe erzielen Sie durch das Musizieren eine harmonisierende Wirkung. Das bedeutet, dass zum Beispiel bereits Kinder durch das Musizieren eine natürliche Technik der Selbstregulierung lernen können. Denn die Inanspruchnahme fremder Hilfen wie von Medikamenten hat ja immer die fatale Nebenwirkung, dass wir dabei verinnerlichen, ein Problem nicht SELBST lösen zu können. Die Zukunftstauglichkeit unserer Gesellschaft hängt aber ganz wesentlich davon ab, dass unser Nachwuchs jetzt die so genannte Problemlösungskompetenz lernt. Dazu braucht es starke Persönlichkeiten und die bekommt man, indem man den Menschen praktische Möglichkeiten zur Entwicklung eines Selbstwirksamkeitskonzepts bietet.
In dem Zusammenhang haben Sie möglicherweise schon von dem neuen Thema Neuro-Enhancement gehört. Worum geht es hier? Neuro-Enhancement zielt auf die Verbesserung der geistigen Eigenschaften sowie der emotionalen Befindlichkeit ab. Es wird unter ethischen Gesichtspunkten diskutiert. Schließlich setzt man pharmazeutische Produkte ein, die nun nicht mehr als Medikamente für Kranke sondern zur Leistungsoptimierung von Gesunden eingesetzt werden. An dieser Stelle kann man feststellen, dass Musizieren ethisch einwandfrei eine Vielzahl von positiven Nebenwirkungen auf unsere geistigen Fähigkeiten ausübt. Daher komme ich zu der Schlussfolgerung, dass Musizieren ethisch einwandfreies Neuro-Enhancement ist! Diese Behauptung ist leicht zu beweisen. Denn die Hirnforscher konnten beim Menschen kein Zentrum für Musik finden. Musik bedient sich also einzelner Fähigkeiten, die in anderen Bereichen angesiedelt sind. So kennen wir zum Beispiel die Sprach-Melodie oder den Bewegungs-Rhythmus. Schon beim Hören von Musik werden demnach neue übergeordnete Netzwerke angelegt. Daraus kann man schließen, dass beim Musizieren gleichzeitig alle beteiligten Hirnzentren benutzt und durch die Nutzung verbessert werden. Darüber hinaus fördert das aktive Musizieren die Entwicklung der Persönlichkeit, denn es ist eine ständige Übung der Selbstwirksamkeit.
Die Annahme, dass sich durch die Beteiligung mehrerer Anteile unseres Gehirns insgesamt dessen Wirksamkeit verbessert, wird durch die Erkenntnis bestätigt, dass sich beim Hören von Musik die Menge der Information bei jedem Schritt der Verarbeitung ganz wesentlich vergrößert. So ist das Auge mit dem Sehzentrum nahezu direkt über lediglich ein Neuron verbunden. Beim Hören dagegen liegen zwischen Ohr und Hörsinn 5 Neuronen. Wie der Neurologe Manfred Spitzer recherchieren konnte, ist die Information direkt am Eingang beim Ohr noch relativ gering. Erst durch die interne Verarbeitung zwischen den Neuronen vervielfältigt sich die Menge der Information. Aus diesen Messungen kann man schließen, dass beim Hören von Musik eine Vielzahl integrativer Leistungen zwischen verschiedenen Hirnzentren stattfinden.
Zum Seitenanfang Wenn sich unsere Ohren öffnen...Im April 2011 wurde ich zu einem Klavier gerufen, das eine junge Frau von ihrer Großmutter geerbt hatte. Das Instrument der Marke Scheeler wurde circa 1900 gebaut. Die Analyse mit dem Frequenzmessgerät ergab, dass das Klavier für sein Alter mit 442 Hertz deutlich zu hoch sowie im Diskant stark überzogen gestimmt worden ist. Der Kollege hatte damals großes Glück, dass ihm keine Saiten gerissen sind. Um die Saiten zu erhalten, habe ich das Piano seinem Baujahr entsprechend auf den angemessenen Kammerton von 435 Hertz herunter und in sich harmonisch gestimmt. Doch das gestimmte Klavier klang immer noch auffallend grell. Hören Sie selbst:
Missklang und Verstimmung Gestimmter MissklangDas Gespräch mit der Besitzerin sowie ein prüfender Blick auf die Hammerköpfe ergab, dass die Filze der Hammerköpfe abgezogen worden waren. Offensichtlich meinte es der Kundendienst damals ganz besonders gut. Denn der ursprünglich Romantische Klang wurde nun in den heute aktuellen Brillanten Klang verwandelt, indem zusätzlich die Hammerfilze getränkt worden sind. Durch das Tränken mit einer speziellen Flüssigkeit werden die Filze hart und daher klingt der Ton anschließend heller und lauter. Der Klang wird im Gesamteindruck somit eben greller. Daher habe ich in Rücksprache mit der Klavierspielerin das Instrument intoniert. Danach klang es wieder angenehm nach Piano. Denn der Mehr-Wert des Klangs ist geschichtlich verbunden mit der Entwicklung vom Hammerclavir zum Pianoforte. Als die Hammermechanik 1709 erfunden worden ist, gab es nämlich noch keinen Filz. Erst 1826 konnte man Filzplatten über die Holzkerne der Klaviermechaniken spannen. Dadurch wurde erst jener Wohlklang möglich, der das Pianoforte zu einem weltweiten Verkaufsschlager werden ließ.
Anhand des kurzen Stücks Praeludio können Sie noch einmal deutlicher die 3 Schritte
aufgrund der Bearbeitung der Klangeigenschaften (Intonation) nachvollziehen. Beobachten Sie sich beim Hören selbst. Achten Sie auf Ihre Anspannung, die im Verlauf der wohl klingenden dritten Version deutlich absinkt. Die Ent-Spannung beginnt zu wirken. Das ist das Ziel der Selbstharmonisierung am Piano:
Vor der Klangarbeit Vorarbeit Stimmung Klangarbeit am ZielInteressante Hintergründe der Geschichte des Romantischen Klangideals finden Sie auf meiner Homepage zu dem Thema der Wohltemperierten Klaviere.
Zum Seitenanfang Ist der Brillante Klang ein Marketing-Trick?Der so genannte Brillante Klang ist heller, im Wunschdenken der Wortschöpfer obertonreicher als... ja, als was eigentlich? Nun vermutlich doch reicher im Sinne von mehrwertiger gegenüber dem normalen Klang, was auch immer das erst einmal sein mag. Viele empfinden den Brillanten Klang aber auch als greller, aggressiver und somit konkret negativ, daher ist die Frage nach seinem Gegenstück begründet. Doch Sie wollen ja entsprechend der Überschrift wissen, wo dieser Begriff eigentlich herkommt und wie der Transfer auf den Klavierklang zustande kam.
Der Brillante Klang wurde erschaffen durch Herbert von Karajan in seiner Zeit bei den Berliner Philharmonikern. Der Dirigent erwies sich zum Beispiel bei seinen Wünschen zur Gestaltung der Philharmonie Berlin als ein Visionär. Er wollte auf seine Welt Einfluss nehmen. Das tat er hinsichtlich des Orchesterklangs insofern, als er die Instrumente des Orchesters etwas höher als die Norm von 440 Hertz stimmen ließ. Der Sinn des Anhebens des Kammertons auf 442 bzw. 443 Hertz bestand darin, den Klang der Streicher zu betonen. Sie sollten besser wahrgenommen werden und den Gesamtklang des Orchesters brillanter machen. Bei Wikipedia kann man lesen, dass Karajan in früheren Jahren sogar auf 445 Hertz stimmen ließ. Der Erfolg des Superstars Herbert von Karajan fand entsprechend viele Nachahmer. Das heißt, es wurde alles kopiert, was er gemacht hat. Für Orchester wurde somit die höhere Stimmung zur Norm. Der Brillante Klang hatte sich als Klangvariante des Orchesters legitim etabliert.
Als dieser Prozess der Anerkennung der Wortschöpfung vom Brillanten Klang längst abgeschlossen war, kamen Klavierbauer auf die Idee, einen Transfer vorzunehmen. Denn der ursprüngliche so genannte Romantische Pianoklang war nicht mehr reproduzierbar. Die Ursache für den neuen Klavierklang lag genau genommen in einer Veränderung der Einstellung der Klavierhersteller. Das Marketing richtete sich nicht nach außen, sondern nach innen. Ein nach außen gerichtetes Marketing würde sich gegenüber neuen Trends positionieren und versuchen, die Meinung der Öffentlichkeit zu beeinflussen. Das nach innen gerichtete Marketing beschränkt sich darauf, den Gewinn bei gleichzeitig rückläufigem Umsatz durch Einsparungen zu optimieren. Die erste Einsparung betraf das beim Klavier verwendete Material. Daher wurden die ursprünglich 1,30 - 1,50 m hohen Pianos immer kleiner. Die neuen Modelle waren so genannte Kleinklaviere und nur noch knapp über einen Meter hoch. Im nächsten Schritt sparte man an der Qualität des verwendeten Materials. Das betraf zum Beispiel die Herstellung der Filzplatten für die Klavierhämmer. Diese wurden nicht mehr gewalkt, sondern maschinell gepresst. Qualitativ hatten die preisgünstiger hergestellten Hammerfilze eine geringere Spannung. Diese Manko kompensierte man mit einem alten Trick, indem man die Filze mit einer klebrigen Flüssigkeit tränkte. Wenn das Tränkmittel getrocknet war, hatte die Oberfläche der Klavierhämmer mehr Spannung. Das machte den Ton zwar lauter, doch gleichzeitig verlor der Filz eine wesentliche Qualitätseigenschaft, nämlich seine Elastizität, die die Grundlage für die Gestaltung der Klangfarben im Zusammenhang mit der Anschlagsdynamik des Pianoforte war. Insgesamt veränderten die getroffenen Maßnahmen natürlich den Klavierklang massiv. Ein kleinerer Klangkörper mit kürzeren Saiten und schlechtere Filze stellten einen deutlich hörbaren Qualitätsverlust dar. Wie geht man damit um? Was hat Priorität? Der Klang oder der Gewinn? Für die Klavierproduzenten war es der Gewinn. Der Öffentlichkeit und somit den Kunden verkaufte man den genau genommen schlechteren Klang mit dem beschönigenden Transfer des in einem ganz anderen Bereich bereits legitimierten Begriffs, nämlich dem Brillanten Klang als das neue Klangmuster der Klaviere und Flügel. Das wäre nun ein Beispiel für ein nach außen gerichtetes Marketing. Leider ist es negativ und die Liste der Negativbeispiele von auf den Markt ausgerichteten Marketingmaßnahmen der Klavierhersteller ist lang.
Das ist aus der Sicht einer Branche mit Existenzproblemen nicht nur peinlich, sondern es wäre ein guter Grund, sich wieder der Qualität als Kriterium zu besinnen. Doch das ist nicht der Fall. Richtig peinlich wird diese Story, wenn man weiß, dass ausgerechnet der Branchenprimus Steinway den Brillanten Klang nicht nur favorisiert, sondern sich intern damit rühmt, dass man konkret mit dem Verkauf neuer Hammerköpfe mehr Geld verdient, als der Lieblingskonkurrent Bechstein mit dem Verkauf aller Flügel und Klaviere!
Zwischen den beiden Richtungen des Klangs, nämlich dem so genannten Romantischen und dem hier kritisch betrachteten Brillanten Klang gibt es aus der Sicht des Hörens sowie der Wirkung der Musik objektive Unterschiede. Der Romantische Klang ist eher für langsameres Spiel geeignet, bei dem der Ton auch ausklingen darf. Wir können bei diesem Klangmuster und natürlich auch in Verbindung mit dem geringeren Tempo der Musik besser entspannen. Der Brillante Klang begünstigt das schnelle, artistische Klavierspiel wie es vor allem im Wettbewerb als ein gut zu bewertendes Leistungskriterium erwünscht ist. Dieses Klangmuster sowie das höhere Tempo spannt uns eher an. Problemlos verkaufen lässt sich der neue Klang vor allem in China, wegen der dort vorherrschenden Ausrichtung auf das leistungsorientierte Klavierspiel sowie mangels einer Hörerfahrung des Romantischen Klangs älterer Generationen. Spieltechnisch begünstigt werden durch die Dominanz des Brillanten Klangs daher vor allem Pianisten aus Asien. Wie weitgehend bekannt sein dürfte, ist China aufgrund seines Nachholbedarfs gegenüber Europa und USA der einzig interessante Markt für Klavierproduzenten. Die Ausrichtung auf diesen Markt ist bei Steinway zum Beispiel durch deren Werbeträger Lang Lang ersichtlich. Lang Lang ist für Steinway nichts anderes als der Türöffner für den chinesischen Markt.
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