Pianoleaks

Ursachen offen benennen, um Alternativen finden zu können

Transparenz ist Trumpf

Transparenz? Ein Fremdwort im Pianomarketing

Wieder einmal wurde ich zu einer Klavierstimmung gerufen. Der Hersteller des Klaviers der Marke Hofmann-Czerny kam ursprünglich aus Wien, bevor die Marke 1990 von dem Schweizer Unternehmen Burger-Jacobi übernommen und die Klaviere in Tschechien produziert wurden. Burger-Jacobi seinerseits ließen ab 1999 die Instrumente von Petrof (Tschechien) herstellen. Die Klaviere dieses Herstellers mit der Bauweise der durchgängig verwendeten Agraffen sind mir bestens vertraut. Doch hören Sie, was ich aus dem 1994 gekauften Klavier bei seiner Erststimmung 20 Jahre später machen konnte. Das Klavier stand auf 424 Hertz und wurde auf Wunsch auf 440 Hertz gestimmt, damit die Familie gemeinsam Hausmusik machen kann:

Hofmann-Czerny 424 Hertz verstimmt Hofmann-Czerny 440 Hertz gestimmt Praeludio 424 Hertz verstimmmt Praeludio 440 Hertz gestimmt

Die Klavierbesitzer wiederum waren überrascht, als ich beim Stimmen anmerkte, dass Hofmann-Czerny eine Zweitmarke von Petrof wäre und somit in Tschechien hergestellt worden sei. Zwar konnte sich der Kunde daran erinnern, wann das Klavier gekauft worden ist, aber er konnte sich nicht entsinnen, ein tschechisches Klavier gekauft zu haben.

Diese Situation erlebe ich fast täglich. Zahlreiche Klavierbesitzer sind über die wahre Geschichte hinter dem Namen auf der Tastenklappe ihres Klaviers überrascht und erstaunt. Aber wie kommt es dazu, dass ein derartiges Phänomen keine Ausnahme sondern beinahe der Regelfall ist?

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Wie ist die aktuelle Lage der Klavierhersteller?

Kein Verfahren ohne Anklage

Klavierbau in Deutschland − ein Interview

In dem Zusammenhang fällt mir ein bemerkenswertes Interview ein. Kein geringerer als Herr Sauter wurde in seinen Funktionen als Vorsitzender des Bundes Deutscher Klavierbauer sowie als Chef der Pianofortemanufaktur Sauter vom SWR2 am 04.02.2014 zum Interview (der Link zum Interview beim SWR2 wurde vom Sender gelöscht) gebeten. Die Sendung wurde unter dem Titel Klavierbau in Deutschland, warum sinkt der Absatz seit Jahrzehnten? ausgestrahlt. Im Gespräch selbst klagte Ulrich Sauter darüber, dass der deutsche Klavierbau von Billigangeboten regelrecht unterfüttert worden sei. Doch Herr Sauter klagt eben nur. Er klagt nicht an. Damit umgeht er die Gelegenheit, etwas zu ändern. Änderung ist aber schon längst das dringlichste Gebot vor allem für die deutschen Klavierhersteller. Sauter selbst müsste das anhand des eigenen Umsatzrückgangs von rund 70 Prozent in den letzten 20 Jahren als einen guten Grund für Veränderungen begreifen. Dass er stattdessen im Interview verkündet, dass es seiner Firma dennoch gut ginge, verdeutlicht die Dramatik des Abwärtstrends, denn auch andere Chefs von deutschen Klavierproduzenten beschönigen ihre Situation.

Irgendetwas scheint die Klaviersteller davon abzuhalten, auf der Grundlage einer offenen Analyse die entsprechenden Veränderungen einzuleiten. Es scheint über den Geschäften ein mysteriöser Nebel zu liegen. Daher will ich einmal versuchen, die Lage aufzuklären, indem ich die Entwicklung aus meiner Sicht eines in Bayern überregionalen Klavierservice aufzeige. Dabei hat der Klavierservice die Funktion eines Bindeglieds zwischen den Klavierherstellern und den Klavierspielern. Aus diesem Grund unterstützt und organisiert der Bund Deutscher Klavierbauer e.V. als Organisation der Klavierhersteller die Fortbildung der Klavierbauer, die im Verkauf, den Werkstätten sowie im Service tätig sind. Heute ist der Klavierservice die Verbindung zwischen Klavierhandel und Endkunde. Darin unterscheidet sich die Klavierstimmerei Praeludio® insofern, als sie weder an einen Händler noch an eine Klaviermarke gebunden ist. Damit habe ich bereits in der Anlage meines Unternehmens die Konsequenz aus der Entwicklung des Klaviergeschäfts gezogen. Denn der Klavierservice ist entweder nur noch ein Anhängsel an Musikgeschäfte, die unter anderem Klaviere verkaufen, oder aber er dient als Lieferant von Aufträgen für die an die Klavierhäuser angegliederten Werkstätten. Daher habe ich mich dazu entschlossen, mit Praeludio® als unabhängiger Partner für Klavierspieler, Klavierlehrer, Musikschulen und Pianisten einen eigenständigen Weg zu gehen.

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Die vertraglicher Absicherung der Händler macht den Kunden zum Verlierer, da der Wettbewerb unterbunden wird.

Exklusiv heißt Ausschließen

Händlernetze mit Gebietsschutz sichern Exklusivität

Das Klaviergeschäft hat etwas Exklusives. Klaviere sind teuer. Flügel sind noch teurer und benötigen darüber hinaus auch noch mehr Platz. Die Pianos werden daher auch exklusiv gehandelt. Früher gab es noch einen reinen Klavierhandel. Das waren oftmals Klavierbauer, die nach der Ausbildung nicht in die Fabrik gegangen sind, sondern sich im Verkauf und Service als Partner der Industrie selbstständig gemacht haben.

Die Klavierhersteller betrieben insofern Markenpflege, als sie die Händler nach deren Qualifizierung sorgfältig ausgewählt haben. Nicht jeder Händler bekam jede Marke. Man baute Markennetze auf und sicherte den Händlern einen Gebietsschutz zu. Das war so etwas wie eine Preisgarantie. Sie mussten keinen Wettbewerb über den Preis fürchten. Vor diesem Hintergrund erklärt sich, warum kein Wettbewerb um den Kunden stattfand, der in einer Freien Marktwirtschaft doch der Normalfall sein sollte. Aufgrund dieser Absicherung gewöhnten sich die Händler daran, dass der Kunde schon zu ihnen kommen musste, wenn er eine Marke haben wollte, die dieses Geschäft in dieser Region vertritt. Die meisten Hersteller wiederum überliesen die Promotion für ihre Marke dem Händler vor Ort, der die Pianos ja dort verkaufen sollte.

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Wie provoziert man potenzielle Eindringlinge? Indem man sie ausschließt!

Geschlossene Märkte sind ein Geschäftsmodell der Vergangenheit

Dieses Modell hatte den Nachteil, dass eine Vielzahl von potenziellen Klavierhändlern von dem mit dem Klavierverkauf möglichen Gewinn ausgeschlossen waren. Die so Benachteiligten suchten nach Alternativen. Ein Ausweg bestand darin, indem man weniger bekannte Marken anbot und parallel dazu die großen Marken schlecht redete, soweit sich dazu ein Anlass bot.

Weniger bekannte Marken mussten diesen Mangel z.B. durch einen niedrigeren Preis ausgleichen. Aber sie mussten nach Möglichkeit das gleiche Qualitätssiegel wie die meisten großen Marken tragen, nämlich Made in Germany. Diese Kriterien erfüllten zuerst die Klaviere aus der DDR. Sie waren preisgünstiger, trugen deutsche Namen und kamen aus Deutschland, ehrlich. Natürlich erwähnte man bei diesen Klavieren ebenso wenig wie später bei den Klavieren aus Osteuropa mit deutsch klingenden Namen das konkrete Herkunftsland. Die Klavierhersteller aus dem Westen Deutschlands hingegen verwiesen z.B. auf der Gussplatte ausdrücklich auf den Unterschied, indem sie dort Made in West-Germany anbringen ließen. Aber sie versäumten es eben, diesen Standortvorteil selbst zu bewerben. Noch heute sind die Marken

  • Eisenberg,
  • Förster, August
  • Fuchs-Möhr,
  • Geyer,
  • Hupfeld,
  • Rönisch,
  • Steinberg, Wilhelm,
  • Zimmermann

im mittlerweile geeinigten Deutschland weit verbreitet, und

  • Bechstein sowie
  • Blüthner

sind nach der Wende wieder zu richtigen Premiummarken aufgeblüht.

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Ein äußerer Feind sichert den inneren Zusammenhalt

Angst vor dem Fremden

Die Japaner kommen

Gleichzeitig waren die japanischen Hersteller auf dem deutschen Markt immer erfolgreicher. Vor allem Yamaha hatte als Konzern den Vorteil einer bekannten und somit starken Marke. Die Pianos aus Japan waren qualitativ immer mit den deutschen Produkten vergleichbar, aber preislich etwas günstiger. Yamaha war nicht beschränkt auf den Klaviermarkt sondern bedient bis heute den gesamten Musikmarkt. Der japanische Konzern verkauft seine Markenprodukte ebenso über ein Händlernetz. Alle daran nicht beteiligten Klavierhändler hatten guten Grund, die Pianos aus Japan schlecht zu reden, da deren Marktanteil in Deutschland gut 50 Prozent beträgt. Aber diese negative Stimmungsmache hat zum einen den Erfolg von Yamaha nicht aufhalten können. Zum anderen hat es bei dem Weltmarktführer im akustischen Klavierbau aus Japan nie dazu geführt, seine Klaviere unter einem anderen, nämlich deutsch klingenden Namen zu verkaufen, um das von den Mitbewerbern aufgebaute Vorurteil vieler deutscher Käufer gegenüber den Klavieren Made in Japan auf diese Art und Weise umgehen zu können. Im Zusammenhang mit Scheinmarkennamen hat insbesondere Yamaha eine reine Weste.

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Billig ist bald die ganze Welt. Nur wir nicht.

Billigkonkurrenz aus den osteuropäischen Nachbarländern

Neben den günstigen Klavieren aus Ostdeutschland fanden die Händler deutsche Markennamen bei Herstellern aus Osteuropa. Hofmann und Czerny ist eine von vielen derartiger Marken:

  • Rieger Kloss (Tschechische Republik)
  • Rösler (Tschechische Republik)
  • Schlögl (Tschechische Republik)
  • Scholze (Tschechische Republik)
  • Seidl-Sohn (Tschechische Republik)
  • Weinbach (Tschechische Republik)

Diesen Marken kann man aber nicht den Vorwurf einer Scheinmarke machen. Denn die Klaviere mit den hier genannten Namen (außer Hofmann-Czerny) wurden schon immer in der Tschechischen Republik hergestellt. Die Händler in Deutschland nutzten lediglich den deutsch klingenden Namen sowie den Preisvorteil, um sich so gegenüber den starken Marken und deren Händlernetzen zu behaupten. Um sich den Preisvorteil und die damit verbundene Gewinnspanne zu sichern, konnte man dem Käufer natürlich die wahre Herkunft nicht erzählen. Wäre den Käufern das Produktionsland bekannt gewesen, hätten sie das Klavier zu diesem Preis nicht gekauft. Sie wären mit der Geschäftsidee nur einverstanden gewesen, wenn sie am Gewinn in Form eines entsprechend niedrigen Preises beteiligt gewesen wären. Daher ist es nachvollziehbar, wenn sich die Besitzer derartiger Markenklaviere von den Händlern nicht fair behandelt fühlen, wenn sie die Wahrheit erfahren.

Was man jedoch schon immer vernachlässigen konnte, waren die Angebote an russischen Klavieren. Mir ist nur ein Händler in Deutschland bekannt, der russische Klaviere unter dem Namen Wagner vertreibt, vor deren Kauf auf mehreren Seiten im Internet dringend abgeraten wird, was ich aus meiner Erfahrung bestätigen kann.

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Arbeitsplätze einsparen. Qualität einsparen. Hauptsache der Gewinn steigt!

Kleinklavier

Gewinnmaximierung durch Qualitätsabbau

Neben dem so entstandenen Wettbewerb zwischen den Klavierproduzenten und dem Klavierhandel schlug im Klavierbau aber schon längst ein weiterer Trend durch. Das so genannte „Moderne Kleinklavier“ war entstanden. Bei Wikipedia findet man unter dem Eintrag des Klavierbauers Ibach, der 2007 die Produktion eingestellt hat, den Hinweis auf die Entstehung des Kleinklaviers:

... vor allem aber wegen der kleineren Wohnungen, wurde das Kleinklavier entwickelt.

Das würde aber bedeuten, dass die Deckenhöhe der kleineren Wohnungen auf 1,11 m geschrumpft wäre, damit Klaviere mit einer Höhe von 1,10 m und niedriger noch hineingepasst hätten. Das ist natürlich ein schlechter Witz. Das Kleinklavier ist nichts anderes als das Sicht- und Hörbar-Werden des seit Mitte 1900 stattfindenden Abbaus von Qualität zu Lasten der Endverbraucher und zu Gunsten der Gewinnmaximierung der Hersteller und deren Händler. Doch der (Freie) Markt ist nicht dazu verurteilt, diesem Trend bedingungslos zu folgen. Alle an Klaviermusik interessierten Menschen haben schon einmal den Wohlklang eines älteren Klaviers vernommen und darüber hinaus haben diese Freunde der Klaviermusik ein intuitives Empfinden beim Hörvergleich im Geschäft. Aber die Käufer haben inzwischen gegenüber der Industrie auch ein derart schlechtes Selbstbewusstsein, dass sie es kaum wagen, ihren individuellen Höreindruck offen zu formulieren. Erst wenn ich Klavierspieler z.B. im Rahmen einer Klavierstimmung über die Entstehung der neuen Klangnorm des so genannten brillanten Klangs als einen Betriebsunfall im Zuge der Gewinnoptimierung durch Qualitätsabbau informiere, setzt der große Aha-Effekt ein. Der Markt reagiert mittlerweile auf die Strategie der Industrie, indem massiv gebrauchte und alte Klaviere gekauft und gespielt werden. Das 100jährige Klavier ist nicht wirklich alt und im Klavierservice keine Seltenheit.

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Symplify für Wirtschaftsführer

Produktionsverlagerung in Billiglohnländer

Inzwischen geht der Trend auch im Klavierbau zur Produktion in Billiglohnländern. Japan war aber noch nie ein Billiglohnland. Konkret konnte Yamaha preisgünstiger als die Mitbewerber z.B. aus Deutschland produzieren, da die Japaner den Klavierbau weitgehend automatisiert haben. Korea ist schon längst im Lebensstandard gestiegen. Diese Länder sowie die Klavierhersteller aus den westlichen Ländern lassen ihrerseits bereits in Indonesien sowie in China Klaviere ihrer Marken bzw. Zweitmarken bauen.

Die Überlegung der Klavierbauer aus dem Westen beruht auf der Einsicht, dass der Massenmarkt vom Preis diktiert wird. Da der Massenmarkt aber auch der Einsteigermarkt ist, darf man diesen Markt nicht kampflos aufgeben. Um sich selbst im Niedrigpreissegment zu positionieren, braucht man also preisgünstig hergestellte Instrumente, um diese trotz des niedrigeren Preises immer noch mit Gewinn verkaufen zu können. Folglich hat man die Produktion in Billiglohnländer verlagert bzw. Firmen aus diesen Ländern beauftragt.

China ist inzwischen aufgrund der enormen Zahl an Klavierspielern im Reich der Mitte zu einer Klavierbau-Nation aufgestiegen. Die Chinesen beschränken sich nicht mehr darauf, für andere Marken Klaviere herzustellen, sondern sind selbst mit Marken vertreten.

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Machen die Chinesen etwas anders? Nein:

Meistersinger

Chinesisches Pianomarketing lediglich eine Kopie der westlichen Vorbilder

Vermutlich mangels der wirklich guten Qualität sind eindeutig als chinesische Marken identifizierbare Namen wie Der goldene Ton die Ausnahme. Offensichtlich ist die Akzeptanz in Deutschland gegenüber der Produktion traditioneller und somit kulturell in unserer Region verwurzelter Güter wie den Klavieren aus China immer noch sehr gering. Vielleicht aus diesem Grund ist der Umgang der chinesischen Klavierhersteller mit eigenen Marken eher zurückhaltend. Dem könnte man entgegen halten, dass die meisten der Klaviere unter 4000.- Euro bereits aus China kommen. Doch an der Stelle betreten wieder die Händler die Bühne. Denn die Klaviergeschäfte vor Ort bieten die chinesischen Klaviere und Flügel an

  • unter dem eigenen Firmennamen als so genannte Hausmarke an, die den Vorteil hat, dass sie wie die großen Herstellermarken einzigartig ist und sich somit einem Vergleich und hier insbesondere dem Preisvergleich entzieht, oder
  • mit mehrwertigen Phantasienamen wie Meistersinger oder
  • verkaufen die Instrumente unter den Namen, die die Chinesen im Sinne einer Marke bereits übernommen haben:
    • Biese
    • Carl Ebel
    • Kronbach
    • Marquis
    • Nordiska
    • Palatino
    • Perzina
    • Ravenstein
    • Ritmüller
    • Steinbach
    • Strauss

Dass ein chinesischer Klavierhersteller seine Pianos unter dem eigenen Namen anbietet, ist bislang eher die Ausnahme und somit möglicherweise ein Hinweis auf die mangelnde Identifikation mit diesen ursprünglich aus dem Westen stammenden Produkten.

Als Beispiel für das Bemühen der Chinesen um mehr Selbstbewusstsein im Pianomarketing könnte man an dieser Stelle die Zusammenarbeit des größten Klavierbauers aus China, der Pearlriver Group, mit einem der kleinsten Klavierhersteller aus Deutschland, Steingraeber, verweisen. Denn Pearliver lässt in Bayreuth Pianos der Marke Kayserburg für den chinesischen Hochpreismarkt zum Teil herstellen und zum Teil wie es so schön heißt optimieren. Doch aus dieser Zusammenarbeit kann man meiner Ansicht nach lediglich das Interesse der Chinesen an dem guten Namen des deutschen Klavierbauers ablesen. Wären die Leistungen Steingraebers aus der Vergangenheit oder Gegenwart der Grund für das Interesse der Chinesen, dann wären diese Leistungen auch im Westen weithin bekannt. Der größere Bekanntheitsgrad hätte wohl kaum dazu geführt, dass der Klavierbauer aus Bayreuth heute der kleinste Klavierhersteller Deutschlands ist, denn die Stückzahlen der Produktion von Steingraeber betragen den eigenen Angaben nach nur noch 120-140 Pianos im Jahr. Gut ist der Name von Steingraeber, da er das im Klavierbau mehrwertige Wort Stein enthält. Über diesen Namensanteil verfügen nämlich auch die bekannten Marken

  • Bechstein
  • Steinway
  • Steinweg (Grotrian)

sowie die weniger bekannten Marken

  • Furstein (Italien)
  • Steinberg, Wilhelm (Deutschland)
  • Steinmann, Wilhelm (Bechstein)

sowie zahlreiche nicht genauer zuordenbare Marken wie

  • Stein und Sohn
  • Steinbeck
  • Steiner, Wilhem
  • Steinmayer
  • ...
Steinreich

Aber warum ist nun der Anteil Stein im Namen eines Klavierproduzenten so wichtig? Natürlich ist aufgrund der konservativen Struktur der Branche nach wie vor als Namensleitbild die aktuell in deutliche Turbulenzen geratene einstige Premiummarke Steinway an erster Stelle zu nennen. Steinway hat sich einen hohen Bekanntheitsgrad erarbeitet, indem man eine von den Händlern unabhängige Promotion betrieben hat. Und da man die Namen mit Stein vor allem im Ausland als ähnlich wahrnimmt, kommt es dadurch bei Ausländern scheinbar öfters zu Verwechslungen. Zum Beispiel Steingraeber verkauft aus diesem Grund sowie wegen einer marktfernen Preispolitik heute mehr Instrumente im Ausland als im Inland. Wer also schon über einen solchen Mehrwert-Namen verfügt, nutzt diesen vergleichsweise bescheidenen Marketing-Vorteil.

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Sich dem Markt anpassen, der auf Gestalter wartet

Anpassung anstelle der notwendigen Initiative

Die Klavierhersteller der mittlerweile noch verbliebenen Klaviermarken haben sich dem Wettbewerb insofern angepasst, als man ebenfalls Zweit- und Drittmarken im Niedrigpreissegment anbietet, die im Ausland produziert werden. Diese Klaviere tragen den Zusatz designed by... Damit aber haben die Klavierhersteller selbst den Anschein gegenüber dem Käufer quasi legitimiert, der darauf vertraut, dass Klaviere mit dem ausdrücklichen Hinweis auf die Ursprungsmarke am Standort dieser Ursprungsmarke hergestellt worden ist. Denn die neue Auszeichnung des designed by... wurde vom Kunden gleichwertig verstanden wie das bislang am Markt übliche Qualitätssiegel des Made in Germany für Instrumente aus Deutschland. Mit anderen Worten wird die oben aufgezeigte Strategie der Händler sowie der ausländischen Hersteller genauso von jenen Klavierproduzenten praktiziert, die sich selbst als Premiumhersteller verstehen:

  • Boston (Zweitmarke von Steinway, zuerst in Japan dann in China produziert)
  • Essex (Zweitmarke von Steinway, hergestellt in China)
  • Euterpe (Zweitmarke zuletzt von Bechstein, hergestellt in der Tschechischen Republik und zuletzt in Indonesien)
  • Hoffmann W. (Zweitmarke von Bechstein, hergestellt in der Tschechischen Republik)
  • Irmler (Zweitmarke von Blüthner, hergestellt in China)
  • May Berlin (Zweitmarke von Schimmel, hergestellt in China)
  • Vogel by Schimmel (Zweitmarke von Schimmel, hergestellt in Polen)

Wer sich jedoch aktiv daran beteiligt, das Vertrauen als eine Basis des Marktes mit derartigen Geschäftsstrategien massiv zu untergraben, der hat kein Recht, auf andere mit dem Finger zu zeigen. So erklärt sich also, warum Ulrich Sauter zwar klagt, aber weder die eigene Branche noch die verbliebenen Partner anklagt. An dieser Stelle ist Herr Sauter ein honoriger Vorsitzender des Bundes Deutscher Klavierbauer e.V., da meines Wissens nach seine eigene Firma, die Pianofortemanufaktur Sauter, hinsichtlich Scheinmarken eine reine Weste hat. Dabei fällt mir ein, dass er sich in der Zeit, in der ich selbst noch Mitglied der Organisation der Klavierbauer war, in einem Rundbrief ausdrücklich gegen die Verwendung derartiger Scheinmarken positioniert hat.

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Die Chance zur Initiative den anderen überlassen

Die Händler werden initiativ

Der Handel vor Ort blickt derweil völlig gelassen auf den Niedergang der deutschen Klavierhersteller. Schon längst hat man sich arrangiert und importiert wie z.B. Thomann selbst die Billigpianos aus China, um diese dann als Hausmarke zu verkaufen. Gerne unterstützen diese Geschäfte den Trend über das Hybridpiano zum Keyboard, der die Händler von der unangenehmen Pflicht zum Service entbindet, der die Voraussetzung dafür ist, um aus der Sicht der wie oben angeführt exklusiven Hersteller den Status eines Fach-Händlers zu erfüllen.

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Muss Klavierkauf nicht geradezu ein ganz besonderes Erlebnis sein?

Erlebniskauf

Den Klavierkauf zu einem einzigartigen Erlebnis machen

Ulrich Sauter begründet sein Statement, dass es den Klavierherstellern in Deutschland immer noch gut gehen würde damit, dass die Klaviere qualitativ hochwertiger geworden sind. Das würde bedeuten, dass die Industrie eingesehen hat, dass der kontinuierliche Abbau von Qualität nicht mehr zu vermitteln ist. Bravissimo rufen die Käufer und tanzen vor Begeisterung!

Aber warum hat man sich nicht längst um neue Verkaufsmodelle und Vertriebskanäle bemüht? Warum hängt man weiter an einer Partnerschaft, die sich z.B. für Seiler als tödlich erwiesen hat? Vor Seilers Insolvenzantrag waren es die Händler, die den Klavierbauer aus Kitzingen fallen ließen, da dessen Chefs nicht bereit waren, den Händlern noch größere Gewinnspannen einzuräumen. Mangelt es den Klavierherstellern an Mut oder an Phantasie oder an beidem?

Bechstein hat vor einigen Jahren ein eigenes Händlernetz über die so genannten Bechstein-Zentren aufgebaut. Dabei ging man im Prinzip wie Blüthner im internationalen Maßstab den Weg der Eigenständigkeit. Das heißt, man verkauft zwar weiterhin vor Ort, aber nicht über fremde Händler, sondern versucht die Geschäfte selbst zu betreiben.

Der Onlineverkauf als Alternative zum Verkauf vor Ort ist bei Klavieren vermutlich nicht so einfach zu realisieren. Das trifft auch auf den Onlinehandel mit Lebensmitteln zu. Dennoch beginnt sich aktuell bei der Wahrnehmung der mit Lebensmittel handelnden Firmen die Einstellung derart zu verändern, dass wir schon bald unsere Lebensmittel online einkaufen können. Im Klavierhandel wäre eine Kombination z.B. aus Direktverkauf ab Werk und Onlinehandel zumindest ein Weg, den man ohne viel Mut ausprobieren könnte. Vor allem die Firmen, die tatsächlich noch in Deutschland produzieren, die sich also genau genommen den Standort Deutschland als Luxus leisten, die könnten die Last in einen großen Vorteil verwandeln. Wenn man nämlich die Türen für die potenziellen Kunden öffnet, Werksbesichtigungen ermöglicht, mit etwas Phantasie Werksführungen zu einem aktiven Erlebnis verwandelt, um darüber im Kunden Emotionen zur Marke und somit wieder echte Kundenbindungen zu erzeugen, dann würde man aus dem Luxus einen unschlagbaren Vorteil generieren! So könnte man sich eindeutig gegenüber den Herstellern aus dem fernen Asien positionieren. Gleichzeitig könnte man über den Direktvertrieb die Preise deutlich senken und sich damit wiederum wesentlich besser gegenüber den Produkten aus Billiglohnländern aufstellen. Das angepasste Preisniveau würde die deutschen Hersteller von der Notwendigkeit entbinden, Klaviere aus der Fremdproduktion anbieten zu müssen, und man könnte vom Storytelling zur echten Markenpflege übergehen. Mit Sicherheit werden denjenigen, die neue Wege wagen, weitere Ideen einfallen, wie man einen bereits als gesättigt aufgegebenen Markt wiederbeleben kann, falls man sich die Mühe machen will. Meiner Ansicht wäre das aber jenes Signal aus der Region für die Region, auf das die Freunde der Klaviermusik hierzulande warten. Spontan fallen mir als Ideen zu alternativen Vertriebswegen und neuen Ideen im Pianomarketing ein

  • die Möglichkeit zur zeitgemäßen Individualisierung des neuen Produkts durch einen Online-Klavier-Konfigurator,
  • die Integration der bereits verkauften Pianos durch das Angebot von sinnvollen Nachrüstmöglichkeiten,
  • ein Empfehlungsmarketing über Klavierlehrer als Ergänzung zum Direktvertrieb sowie gleichzeitig als neuer Vertriebsweg,
  • die Hersteller würden sich gemeinsam mit Pianisten und Veranstaltern um eine Wiederbelebung des Klassikmarktes mit europäischen Gesichtern und Marken bemühen. Die aktive Begleitung von Pianisten zu deren Konzerten mit Instrumenten der eigenen Marke würde wieder an Bedeutung gewinnen, gerade wenn man z.B. als deutscher Klavierbauer nach Möglichkeiten sucht, sich aktiv auf dem Premiummarkt und somit letztlich gegenüber Steinway wirkungsvoll positionieren zu können. Erinnern wir uns an den Coup des als Genie im Marketing berühmt gewordenen William Steinway, der bereits im Jahr 1866 mit der Steinway-Hall als eine der ersten Konzerthallen in New York den Künstlern eine Bühne geboten hat, um dort die Steinway-Pianos wie in einer Galerie zu positionieren, an denen die Besucher vorbeigeführt wurden. Aus dieser Kombination von Konzerthalle und Verkaufsausstellung entstand anschließend die Idee vom Steinway-Haus als ganz besonderer POS (Point of Sales), der aufgrund seines beeindruckenden Ambientes in mehrfacher Hinsicht ein Show-Room ist. Damit konnte der Premiumhersteller darstellen, wie er sich von seinen Kunden und Fans eingeordnet wissen wollte. Nun könnte also die Konzertbühne an jedem Ort der Welt zum POS werden, wenn sich die Klavierhersteller dazu hinreißen lassen, die Inszenierung ihrer Marken als eine besondere Herausforderung des Marketings zu verstehen.

Dazu kommen quasi als Basis des Marketings vertrauensbildende Maßnahmen und das heißt vor allem: Transparenz, Transparenz und noch einmal Transparenz.

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Der Kunde ist König!

Sehnsuchtsmarketing mit dem Klavierkonfigurator

Sie haben schon davon gehört, dass der Porsche 911 lediglich eine Art Rennschüssel ohne Komfort ist. Aber kennen Sie auch die Luxusvariante des Rennwagens für besonders Eilige, den Porsche Panamera? Und wissen Sie, wie man dieses Traumauto individuell den eigenen Ansprüchen (und finanziellen Möglichkeiten) entsprechend ausstatten kann? Nein? Dann empfehle ich Ihnen einen Besuch der Homepage von Porsche und dort den Porsche-Online-Konfigurator!

Klavier-Konfigurator

Zu recht fragen Sie jetzt, was denn bitte der Porsche-Online-Konfigurator mit dem bislang konservativen Pianomarketing zu tun hat? Nun grundsätzlich besteht die vornehmste Aufgabe des Marketings im Wecken und Bedienen von Kundenwünschen und -sehnsüchten. Darüber hinaus geht es darum, zeitgemäße und kundenfreundliche Wege des Austauschs von Informationen im Sinne eines Dialogs zwischen der Industrie und ihren Kunden zu finden. Ein Austausch über die Bedürfnisse der Kunden gemeinsam mit den Kunden ist ja auch weitaus harmonischer als die ständigen Belästigungen durch nicht bestellte Werbung. Nur wer seine Kunden im Dialog informiert und sich an deren Wünschen orientiert, wird nachfolgend diese Kunden für seine Angebote und Einladungen gewinnen können.

Wie aber könnte die Auswahl im Klavierkonfigurator aussehen, um das Herz der Klavierspieler in den höchsten Tönen schlagen zu lassen? Erlauben Sie mir ein phantasievolles Brainstorming:

  • Bleiben wir zuerst im Rahmen des Gewohnten und wählen das Äußere: Welche Farbe oder Holzart soll Ihr Piano zieren? Soll das Piano eher konservativ, schon zeitgemäß oder gar futuristisch Ihre private Pianosphäre aufwerten?
  • Welchen Lack werden Sie wählen? Wollen Sie tatsächlich den pflegeunfreundlichen Hochglanzlack aus Polyester? Würden Sie nicht den pflegeleichten Mattlack vorziehen, wenn er Ihnen angeboten würde? Oder wie wäre es bei der Wahl einer Holzart mit einer Oberflächenbehandlung mit Naturmaterialien wie Wachs und Öl, die ohne Lösungsmittel auf das Holz aufgetragen, mit weichen Bürsten eingearbeitet und anschließend poliert werden, um so dem Holz einen warmen Glanz zu verleihen?
  • Werden Sie weiterhin im Klavier ein genau genommen seit 100 Jahren nicht mehr funktionierendes Piano-Pedal akzeptieren? Oder würden Sie sich bei Auswahl der Möglichkeiten Ihres neuen Klaviers im Klavierkonfigurator für die Verschiebung der Mechanik entscheiden, die dem so genannten Una-Corda-Pedal im Flügel entspricht? Wussten Sie eigentlich, dass diese Technik der seitlichen Verschiebung der Klaviermechanik und somit der Klavierhämmer gegenüber den Saiten auch in den alten Klavieren vor 1900 und teilweise noch bis 1920 eingebaut worden ist?
  • Soll das Innenleben wie gewöhnlich hinter dem Möbel versteckt werden oder würden Sie eine transparente Oberfläche vorziehen, die gleichzeitig das Innenleben vor Staub und neugierigen Kinderfingern schützt und dennoch den Blick auf die tatsächliche Hebellänge der Taste sowie die raffinierte Klaviermechanik ermöglicht?
  • Wollen Sie Ihr Wunschklavier als PianoFORTE, das häufig für die Wohnungen zu laut ist, und genügt Ihnen in dem Zusammenhang die bislang mögliche Wahl zwischen laut und stumm (wie beim so genannten Silent Piano)? Oder hätten Sie gerne die Option auf ein leise spielendes Piano, ohne dass wie bei der aktuell angebotenen Lösung über den Moderator-Filz zwischen Klavierhammer und Saite die Spielart negativ beeinflusst (Video, ab Minute 2:55) wird? Das wäre grundsätzlich möglich, wenn sich die Industrie für das Leisespiel an einer Lösung wie im Cembalo (Stichwort Lautenzug) orientieren würde. Dieses Modell könnten Sie in Zukunft eventuell unter dem Namen PIANOklavier wählen.
  • Erschrecken sich Einsteiger vor der Komplexität des beidhändigen Klavierspiels auf schier unendlich vielen Tönen? Tatsächlich werden nur bei wenigen Werken sowie erst bei sehr fortgeschrittenem Können alle 88 Tasten des Klaviers benötigt. Sie erinnern sich an die Ausführungen zum KLEINklavier? Die Reduzierung der Höhe unseres Tasteninstruments bringt den Klavierspielern nur klangliche sowie spieltechnische Nachteile und auch der Klavierstimmer wird aufgrund der schlechteren Stimmbarkeit sein Wunschziel der Guten Stimmung nur bedingt erreichen können. Dagegen würde die Verringerung des Tonumfangs von 88 auf z.B. 73 Tasten einen konkreten Kostenvorteil bringen und das Klavier würde mit weniger Raum auskommen, ohne dass man im Potenzial des Tonraums wesentlich eingeschränkt wäre. Diese Überlegung würde im Zusammenhang mit kleineren Wohnungen tatsächlich zutreffen. Umgekehrt kann es natürlich ebenso sein, dass es Klavierspieler gibt, die an einem Tonumfang wie dem Superflügel Imperial von Bösendorfer mit 97 Tasten und somit 9 Zusatztönen im Bass interessiert sind, es ihnen aber an Möglichkeiten fehlt, zu Hause ein 2,90 cm langes, knapp 1,70 m breites sowie 552 kg schweres Monster aufzustellen. Das halten Sie hinsichtlich des Klaviers für völlig verrückte Gedanken? Nun dann haben Sie vielleicht noch nicht den einzigartigen Klang dieses Jahrhundertflügels gehört. Und vermutlich wissen Sie auch nicht, dass es zum Imperial mittlerweile von Stuart and Sons einen Flügel mit kompletten 8 Oktaven, also mit 102 Tasten für rund 215.000.- Euro (und somit wiederum in der gleichen Preisklasse wie das Luxusmodell des eingangs erwähnten Porsche Panamera) bereits eine Steigerung des scheinbar Unmöglichen gibt. Mittlerweile sind das aber gar keine Einzelexemplare mehr mit dem Status Sonderfall. Der äußerst vielseitige Pianist, Musikprofessor, gelernter Klavierbauer und Klavierkonstrukteur Stephen Paulello, von dem Sie bereits in meinem Blog über Feurich lesen konnten, scheint den größeren Tonumfang als Normalfall einzustufen. Denn auf seiner Homepage bietet er ein Klavier sowie einen Stutzflügel mit einem Tonumfang von 97 Tönen, einen halblangen Flügel mit dem Tonumfang von wahlweise 88 oder 97 Tönen sowie Konzertflügel mit wahlweise 88 oder 102 Tönen an!
  • Sie wünschen am Klavier die gleichermaßen optimale Spielart wie an der Repetitionsmechanik im Flügel? Dann bestellen Sie ab Werk die Repetitionsmechanik im Klavier.
  • Und da wir gerade an die Spielart denken, gehen wir doch einen Schritt weiter und sprechen wir über die Tastenoberfläche. Sie haben die Wahl zwischen der herkömmlichen Tastenoberfläche, die lediglich der vordere Druckpunkt auf dem Hebel der Taste ist. Über das Anschlagen des Tons hinaus gehende Effekt sind am Klavier bislang auf den Einsatz der Pedale beschränkt. Doch am Keyboard kennt man z.B. das Pitchbending über einen Drehregler, mit dem man die Tonhöhe des gespielten Tons verändern kann, sowie das Modulationsrad, mit dem man verschiedene Effekte wie z.B. ein Vibrato erzeugen kann. An der Stelle ist der Hinweis interessant, dass diese beiden Effekte schon einmal an einem historischen Tasteninstrument möglich waren, nämlich beim Clavichord. Bei der neuen Tastenoberfläche, dem so genannten Seaboard, können Sie zumindest in der bisherigen Kombination mit elektronischer Klangerzeugung
    • die Tonhöhe direkt auf der Tastenoberfläche durch Wischbewegungen verändern,
    • die Dynamik des Tons beeinflussen,
    • oder dem Ton ein Vibrato verleihen.
    Dabei stehen die ersten 3 Buchstaben von SEAboard für
    • Sensory,
    • Elastic sowie
    • Adaptive.
    Die Wischbewegungen auf der Tastenoberfläche sollen eine feinere Steuerung als über die Drehräder erlauben und sie gestatten den beidhändigen Einsatz sowie die Ansteuerung von Effekten für jeden einzelnen Finger und somit eine Vervielfältigung der bislang vorhandenen Möglichkeiten zumindest am Keyboard. Natürlich steckt die Idee noch in der Entwicklung. Aber für die Planung Ihres ganz individuellen Wunschpianos sollten Sie wissen, dass auch hier eine Entwicklung hin zu mehr Variabilität stattfindet. In Verbindung mit der neuen Kategorie des Hybrid-Pianos ist es nur eine Frage der Zeit, wann diese Leistungsmerkmale die bisherigen Grenzen des Ausdrucks beim Klavierspiel erweitern.
  • Haben Sie es schon gehört oder gelesen, dass es in 4 Jahren keine Papier-Drucker mehr gibt? Folglich möchten Sie heute gleich ein diesbezüglich zukunftsfähiges Piano bestellen. Daher wählen Sie anstelle der herkömmlichen Notenablage ein am Piano frei positionierbares Display, das sie ebenso für weitere der neuen Anwendungen am Piano einsetzen können. Sollten Sie unabhängig davon mit gedruckten Noten spielen wollen, so wird es speziell für den Einsatz am Klavier Notenpulte mit flexiblen Haltearmen geben.
  • Sie sind ein kreativer Klavierspieler, der eigene Stücke einspielen, aufzeichnen und bearbeiten möchte? Sie sind auf der Suche nach einem Kreativwerkzeug, das Ihnen alle zeitgemäßen Möglichkeiten an nur einem Kreativarbeitsplatz anbietet? Dann wählen Sie die integrierte Lösung der Musikbearbeitung im Rahmen des so genannten iPiano wiederum ab Werk.
  • Sie haben keine Lust mehr, auf den schmalen Grad der Interpretation der klassischen Werke eingeschränkt zu sein? Sie wollen zwar den musikalisch reichhaltigen Schatz der Klassik genießen, diesen aber mit neuen Sounds ganz nach Ihrer persönlichen Stimmung gestalten, ohne aber auf die Vorzüge einer authentischen Klavierspielart verzichten zu müssen? Auch Sie würden in diesem Fall die neuen Kombinationen aus akustischem Wohlklang und zeitgemäßer Klanggestaltung im bereits erwähnten iPiano wählen − über den Klavierkonfigurator und selbstverständlich ab Werk. Aktualisierung August 2014: Eine neue Technologie leistet einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zur Realisierung der großen Vision, dass nämlich der akustische Klang Priorität behält, er aber zusätzlich durch die Möglichkeit zum Mischen mit digitalen Sounds angereichert wird. Diese fortschrittliche Technik trägt den fantasievollen Namen TransAcoustic, der auf den aktuellen Übergang des herkömmlichen Pianos in eine neue Klang-Gestaltungs-Welt hinweist. Es wurde von Yamaha Anfang 2014 auf den Markt gebracht. Sehen Sie hier eine vom Pianohaus Schmitz (Essen) zur Verfügung gestellte Präsentation der neuen Klaviertechnologie (englisch):
PianoKlavier

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In der Zukunft ankommen kann eine Industrie erst, wenn sie zeitgemäßen Zielen folgt

Mehrwert Nachhaltigkeit

Mit Nachhaltigkeit Mehrwert generieren

Endlich kann man sich mit der eigenen Vergangenheit aussöhnen. Bereits verkaufte Klaviere sind für den Klaviermarkt keine zu beseitigende Störung mehr. Wer alte Klaviere zu Gunsten neuer Pianos schlecht redet, entlarvt sich als Kulturverächter. Sie staunen beim Lesen dieser Sätze? Sie finden es unglaublich, dass sich eine auf dem Kopf stehende Welt wieder auf die Füsse stellt?

Nun, es ist doch heute allgemein bekannt, dass die kurzen Lebenszyklen vieler Produkte lediglich dazu beitragen, den Müllberg auf der Erde zu überladen, dass die Natur den gesamten Abfall der Menschen nicht mehr verarbeiten kann, dass wir förmlich im selbst produzierten Dreck ersticken werden, wenn wir nicht umdenken. Auf der Basis des Begriffs der Nachhaltigkeit als Leitsatz für zeitgemäßes Wirtschaften, das die natürliche Regenerationsfähigkeit eines Systems als wesentliches Kriterium enthält, hat der in Deutschland weitgehend unbekannte Professor Michael Braungart das Cradle-to-Cradle-Konzept erfunden. Dieses Konzept ermöglicht es, dass Abfälle sowie eine ineffiziente Nutzung der Energie komplett vermieden werden.

In dem Zusammenhang ist es ein nahe liegender Gedanke, wenn man die bereits verkauften Pianos gerade aufgrund ihrer genau genommen erwünschten Langlebigkeit als einen neuen Markt versteht, den man mit Erweiterungen bzw. Aktualisierungen aufwerten kann, anstatt die alten Klaviere lediglich im Interesse der Neuproduktion schlecht reden oder kaputt reparieren zu müssen. Bislang hat es diesbezüglich zum einen wohl an entsprechenden Angeboten und zum anderen an Phantasie gemangelt:

  • Reparaturwerkstätten könnten in Deutschland aufblühen, die das Potenzial der alten Klaviere mit großen Klangkörpern und schönen Gehäusen wertschätzend überarbeiten. Bei der Gelegenheit könnte man die Stimmhaltung insofern optimieren, indem man nicht dem Konzept der neuen Materialien (Carbon anstelle von Holz) sondern der Idee des ursprünglichen Resonanzbodens ohne Wölbung folgt, um die Auswirkungen der Klimaschwankungen auf die Saitenspannung auszuschließen. Ferner kann man bei derartig grundlegenden und umfassenden Maßnahmen die Stimmbarkeit durch die Verwendung von Pure-Sound-Klaviersaiten optimieren.
  • Mobile Spezialisten könnten in Zusammenarbeit mit solchen Werkstätten entstehen, um die Klaviere vor Ort mit neuen Leistungen nachrüsten. Für Traditionalisten bietet sich z.B. die Möglichkeit an, die Klaviermechanik als eine echte Repetitionsmechanik auf der Basis der vorhandenen Mechanik umrüsten zu lassen. Ein anderer Gedanke wäre eine neue Variante des Moderator-Pedals im ursprünglichen Sinn als eine Art Lautenzug, wie er im Cembalo üblich ist, und wie man ihn auch im Kinofilm Pianomania als eine Variante des Klavierklangs sehen und hören kann. Wer es richtig leise haben will, für den empfiehlt sich natürlich der Einbau eines so genannten Silent-Systems. Und wer von den Besitzern eines akustischen Klaviers über die traditionellen Eigenschaften des Pianos hinaus an den zeitgemäßen neuen Leistungen interessiert ist, die durch das Zusammenwachsen von Elektronik und Akustik möglich werden, wird sowohl in den Werkstätten als auch den mobilen Spezialisten kompetente Ansprechpartner finden. Der KlavierSERVICE wird durch die Integration von Elektronik und Akustik in der bereits existierenden Kategorie des Hybrid-Pianos ebenso wie der KlavierUNTERRICHT und vermutlich sogar die damit gespielte Musik neu dimensioniert. Zum Zusatzgeschäft muss man die Kunden dann nicht mehr überreden. Das oben angesprochene Wecken von Sehnsüchten vorausgesetzt werden die Klavierspieler die Mehr-Wert-Leistungen eigenständig nachfragen. Der durch das individuell ausgestattete Piano mögliche Erfolg ist das Ergebnis der kompromisslosen Ausrichtung des Marketings an der Kundenorientierung.
  • Für die herkömmlichen Basisleistungen des Service in den Bereichen Stimmung, Akustik und Spielart könnten sich neue Ansprechpartner finden. Die Verlagerung würde weg von den nun mit neuen Aufgaben beschäftigten Klavierbauern zu den Klavierlehrern und Musikpädagogen gehen, die seitens der Klavierindustrie ein Empowerment erfahren werden, das bislang ausschließlich von Praeludio ® als Gelegenheit zur Fortbildung wie z.B. das Praktikum Selberstimmen oder das Aufbauseminar Mechanikregulierung geleistet wird. Eine derartig neue Kombination von Tätigkeitsfeldern macht auch vor dem Hintergrund Sinn, da es im Gegensatz zu der Aussage von Ulrich Sauter in dem eingangs erwähnten Interview den Klavierbauern vor Ort nicht grenzenlos gut zu gehen scheint, sondern es heute bereits immer mehr Regionen ohne einen lokal verfügbaren Klavierservice gibt.

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Das Zentrum des Klaviergeschäfts neu definieren

Kerngeschäft Musik

Integration und Empowerment der Musikpädagogen

Der Kern des Klaviergeschäfts findet ja eigentlich gar nicht in den lokalen Musikgeschäften statt. Dort werden zwar die recht lukrativen Zusatzgeschäfte rund um das Kerngeschäft getätigt. Aber Musik entsteht in der Musikschule bzw. am Klavier, an dem sich Klavierlehrer und Klavierschüler zu den gemeinsamen Lehr-Lern-Prozessen treffen. Hier tauscht man sich aufgrund

  • der ausgewählten Stücke,
  • der Wünsche des Klavierspielers,
  • der Vorstellungen des Klavierlehrers

über das Klavierspiel und somit auch über das Instrument aus. Der nächste Gedankenschritt ist also kein utopischer Gedankensprung, wenn man den Klavierlehrer befähigt,

  • Veränderungen und falsche Einstellungen in der Technik der Klaviermechanik zu analysieren und auch zu beheben,
  • die immer wieder auftretende Verstimmung zu erkennen und zu beheben,
  • Grenzen des Instruments zu erkennen und zu einer Veränderung zu raten,
  • grundsätzlich über die aktuellen Möglichkeiten bei Neuinstrumenten bzw. des Nachrüstens zu informieren,

indem man die Klavierlehrer und Musikpädagogen über Zusatzausbildungen dazu befähigt und über den Ist-Stand aktuell informiert. Das eröffnet gleichzeitig den Dialog mit den Klavierpädagogen, und so können sich die Unterrichtenden mit ihren Vorstellungen wiederum in die Prozesse der Industrie gestaltend einbringen. Die Zusatzgeschäfte rund um das Musizieren, die man bislang als Klaviergeschäft definiert, würden selbst in einem längst aufgegebenen da gesättigten Markt wie Europa aufblühen. Denn - und hier hat Ulrich Sauter in dem Interview recht - der Klavierunterricht als das eigentliche Kerngeschäft läuft nach wie vor ziemlich rund. Aber das muss nicht so bleiben.

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Wie kann man das Unmögliche möglich machen?

PianoVision

Gemeinsinn, damit die Klassik wieder rockt

Wie ich in meinem Blog PianoVision ausgeführt habe, steckt die klassische Musik vor allem in Europa in einer Krise. Die Situation wird sich durch den zunehmenden kulturellen Wettbewerb auf dem Feld der Klassik weiter verschärfen. Dieser Kampf um ein großartiges kulturelles Erbe dürfte endgültig verloren gehen, wenn es der Wittgenstein-Preisträger von 2009, Professor Gerhard Widmer, am Institut für Computational Perception geschafft hat, die Kunst der menschlichen Interpretation computergerecht zu dekodieren, damit auf der nächsten Stufe des Wettbewerbs die Robotik gegen die Menschen aller Nationen antreten kann. Um die Lage zu wenden, genügen keine Einzelkämpfer sondern es braucht eine gemeinsame Anstrengung. Genauso wie zu den Zeiten, als die klassische Musik und das Pianoforte miteinander wuchsen, sind auch heute wieder alle Beteiligten gefordert, nach kreativen Alternativen und neuen Wegen zu suchen. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit eines Um- bzw. Weiterdenkens ist in den Kreisen der Spitzenmusiker bereits vorhanden. Seitens der Politik wird die Situation insofern verschärft, als die öffentlichen Geldgeber nach all der Geldverschwendung der letzten Jahre es sich nun erlauben, den wirtschaftlichen Aspekt der Ausbildung zum klassischen Musiker kritisch zu hinterfragen und in dem Zusammenhang den Geldhahn langsam zu schließen beginnen. Diese Krise beinhaltet natürlich die Chance, die Kultur für die aktuellen gesellschaftlichen Probleme im ursprünglichen Sinn einzusetzen, und sich auch auf diesem Weg neue Möglichkeiten einer wirtschaftlich unabhängigen Existenz zu erschließen. Doch zuerst müssen Künstler, Pädagogen, Industrie und Service wieder ins Gespräch kommen. Anstelle Konkurrenz ist Kooperation gefragt. Die Musiker könnten für andere Bereiche unserer Gesellschaft beispielhaft aufzeigen, dass das Miteinander erfolgreicher als das Gegeneinander ist. Das Miteinander war eine der wichtigsten kulturellen Leistungen, die es ermöglicht hat, dass sich der Homo sapiens im evolutionären Maßstab so rasant entwickeln konnte. Letztlich könnte man einen dafür wieder notwendigen Sinn für Gemeinschaft, also den Gemeinsinn als das Element eines Gesellschafts-Marketings verstehen, da hierin die inzwischen weit verbreitete und starke Sehnsucht nach mehr Menschlichkeit Raum findet, um die sich aktuell die Kirchen auf der Suche nach sozial verträglichen Lösungen von unmenschlichen Situationen medienwirksam zu bemühen beginnen.

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