Selbstverständlich gibt es für das Klavier eine Zukunft, werden Sie meine Frage wahrscheinlich positiv beantworten. Man braucht sich doch nur die Rolle des Pianofortes in der Klassischen Musik anzuschauen, um die Bedeutung der Klaviermusik unübersehbar verdeutlicht zu bekommen. Und wenn man dann noch die Zahlen der Klavierspieler in China erfährt, dann ist es einem um das Klavier überhaupt nicht mehr bange, denn es gibt heute schon über 50 Millionen Chinesen, die Klavier spielen, und darüber hinaus im Reich der Mitte einen noch offenen Markt von geschätzten 30 Millionen Klavierspielern.
Also ist vielleicht die Frage falsch gestellt? Müsste ich stattdessen fragen:
Ob die Klassik eine Zukunft hat? Was für eine Frage!
Nun werden Sie wohl kurz bei Ihrer Antwort innehalten. Sie werden zögern, denn nun muss man unterscheiden. Denn: Die Klassik boomt! Ja, aber wo, in welchem Land, in welchem Kontinent? Unsere in Europa geschaffene Klassische Musik boomt in Asien. Das stimmt. Aber wie sieht es in Europa, in der Heimat der Klassischen Musik aus? Offen gestanden immer schlechter. Wenn es am Ursprung der Klassischen Musik aber derart kriselt, dann betrifft das auch jenes Instrument, das sich gleichzeitig mit der Klassischen Musik entwickelt hat, nämlich das Klavier. Sicher werden Sie mir zugestehen, dass es für uns Europäer kein Trost sein kann, wenn das Klavier in China eine blendende Zukunft zu haben scheint, aber es außerhalb Chinas immer weniger überlebensfähige Klavierhersteller gibt. Also lassen Sie uns die nächste Frage stellen, nämlich:
Ein Ungeist vernichtet den Kreativgeist
Klassische Musik vorgetragen auf den uns heute bekannten akustischen Instrumenten mit ihrem qualitativ unvergleichlich hohen Niveau ist gigantisch. Sie ist das schier unglaubliche Ergebnis kreativen Schaffens von Komponisten, Musikern und Musikinstrumentenbauern. In den genannten Gruppen gab es regelrechte Genies, die über ihre Begabung hinaus außergewöhnlich fleißig waren. Die Komponisten erschufen derart viele Werke, dass sie vielleicht die Ressourcen der Tonkunst nahezu aufgebraucht haben, so dass letztlich auch die kreative Kraft der klassisch orientierten Komponisten Anfang 1900 erschöpft war. Oder war es der Ungeist der Nazis, die damals damit begonnen haben, einen in den Folgen möglicherweise bis heute wirksamen kulturellen Exitus einzuleiten, und bei der Gelegenheit auch das Ende der Fortführung der Klassischen Musik zu besiegeln?
Jammern. Ok. Aber was tun Sie selbst dagegen?
Das Denken prägt die Wahrnehmung. Das heißt, hat man erst einmal den Gedanken zugelassen, dass sich die Klassik in einer Krise befindet, wird man immer wieder dazu Themen finden:
Klassikfreunde in neuer Funktion
Die Körber-Stiftung meint: Musik braucht Vermittlung. Mit anderen Worten: Musik braucht aktive Unterstützung. Diese kann vielfältig sein, wie man auf der Homepage der Stiftung nachlesen kann. Aus dem uns interessierenden Klavierbereich fällt mir dazu konkret die Konzertpianistin Henriette Gärtner mit zwei ihrer Initiativen der Musikvermittlung ein:
Die Bilder einer Ausstellung von Modest Petrowitsch Mussorgski strukturiert sie zur besseren Orientierung und Anschaulichkeit für die Konzertbesucher mit echten Bildern, die im Klavierkonzert auf eine Leinwand projiziert werden.
Wenn die Veranstalter damit konform gehen, bereichert die studierte Pianistin, promovierte Sportwissenschaftlerin sowie ehemalige Gymnasiallehrerin für Französisch und Sport ihre Klavierkonzerte heute mit Einblicken auf ihre Klavier spielenden Hände. Mittels Video können so die Besucher auf allen Plätzen gleichermaßen nicht nur die Musik der genialen Komponisten hören, sondern darüber hinaus die erstaunlichen Fingerfertigkeiten der beeindruckenden Pianistin live nachvollziehen. Eine derartige Maßnahme fördert natürlich den Erlebnischarakter eines klassischen Klavierkonzerts ganz erheblich, da über das Beobachtung der Bewegungen der Pianistin im Motorischen Zentrum jedes Konzertbesuchers die entsprechenden Regionen der Fingermuskeln aktiviert werden. Diese Erfahrung geht einem buchstäblich unter die Haut.
Aber was kann eine Pianistin als Einzelkämpferin erreichen? Schulter an Schulter müssten wir uns gemeinsam auf den Weg machen, um erfolgreich sein zu können. Was meine ich mit dieser pathetischen Formulierung? Nur wenn die Veranstalter an der Seite der Künstler stehen, wenn sich die Klavierhersteller einreihen sowie die Klavierlehrer und Musikpädagogen als Partner verstanden werden und sich integriert fühlen, dann kann der berühmte Schmetterlingseffekt die Art von Reaktionen auslösen, die es braucht, um auf diesem Weg die eigene Kultur zu verteidigen. Über das aktive Engagement gelangen wir zu einem neuen Selbstbewusstsein, das uns auch in anderen Lebensbereichen kreativer und mutiger als bislang auftreten lässt. Doch wie erreicht man eine solch einheitliche Phalanx?
Rettung der Kultur. Eine Gemeinschaftsaufgabe.
Partnerschaft ist gefragt. Welche Partnerschaften könnten unserer schwächelnden Kultur wieder auf die Beine helfen? Wie ich erläutern werde, sind die kulturellen Kräfte weitgehend auf sich selbst gestellt. Die Krise ist eine Chance. Auf diesem Weg der erfolgreichen Revitalisierung kann die Kultur anschließend umgekehrt durch ihr Vorbild auf Politik und Wirtschaft Einfluss nehmen sowie gleichsam nebenbei die längst überfällige Debatte über die Werte in unserer Gesellschaft führen.
Dieser Widerspruch ist keine Lösung sondern Teil des Problems.
Wie soll das gehen? Wie soll man viel Wachstum mit geringem Einsatz erreichen? Indem man spart. Konkret spart der Klavierbau seit spätestens 1950 ständig an der Qualität. Immer kleinere Klaviere aus immer schlechteren Materialien sind die Ursache für beschönigende Etikette wie das moderne Kleinklavier sowie den brillanten Klang. Diesen destruktiven Prozess konnte die Klavierindustrie nur noch steigern, indem man die Klavierproduktion in ein Billiglohnland verlagert oder Zweit- und Drittmarken aus einem Billiglohnland einkauft. Und nun wundern sich die Klavierhersteller darüber, dass z.B. 2011 mehr als dreimal so viele gebrauchte Klaviere gehandelt worden sind, als neue Klaviere verkauft werden konnten. Mich wundert nur, wie eine ganze Industrie derart deutliche Signale des Marktes kontinuierlich ignorieren kann, obwohl nahezu jeder Klavierfabrik in Deutschland das Wasser bis zum Hals steht.
Aus meiner Sicht ist das Argument seltsam: Man will an den Musikhochschulen wie z.B. in Trossingen Stellen streichen, da es für die dort ausgebildeten Musiker keinen Markt gibt. War die Klassische Musik nicht von Anfang ein Zuschussbetrieb? Was also ist neu daran, dass es für die klassisch orientierten Musiker den echten Markt nur in wenigen Ausnahmen sowie als eine seltene Gelegenheit gibt, der in der Regel von öffentlichen Zuschüssen abhängig ist? Nichts. Neu ist allerdings, dass sich Politiker trauen, nach all der Geldvernichtung der jüngsten Zeit, die man uns zuerst als Banken-Rettung, dann als Staaten-Rettung und schließlich als Euro-Rettung versucht hat, schmackhaft zu machen, nun der eigenen Kultur die Unterstützung zu versagen. Was ist der Hintergrund dieser Wende der Politik?
DER Wachstumsmarkt ist zur Zeit ganz eindeutig China. Auch in der Musik- und Klassikbranche. Wie eingangs erwähnt, gibt es in China noch einen offenen Markt von geschätzten 30 Millionen Klavierspielern. Es gibt also gute Gründe für die Klavierhersteller, sich lieber an dem zwar fernen aber vielversprechenderen Markt als an dem deutschen bzw. europäischen Markt zu orientieren, den man einen gesättigten Markt nennt.
Meiner Ansicht nach bewundert nicht nur die Wirtschaft die Leistungen Chinas. Auch die Politik ist von den internen Lösungen der chinesischen Führung ganz fasziniert. So etwas kann man selbstverständlich nicht offen äußern. Aber der völlig übertriebene Überwachungsapparat des amerikanischen Geheimdienstes ist doch nur eine verbesserte Kopie dessen, wie man in China Datenströme überwacht. In Anbetracht der Bewunderung dieser Art von Leistung verstehen wir auf einmal die Reaktion unserer Politiker, die beim Bekanntwerden der Überwachung unter Ignoranz sämtlicher Bürgerrechte nur ein Achselzucken übrig hatten. Wenn man aber China in jeder Hinsicht unkritisch bewundert, dann braucht es nur noch wenig, um der eigenen Kultur die Unterstützung zu versagen. Schließlich pfeifen es ja längst die Spatzen von den Dächern, dass schon in naher Zukunft sowieso alles von China dominiert sein wird. Warum sollte man also das längst bekannte Ende lediglich noch zeitlich verzögern wollen? Wegen der Kultur? Was ist das bitte?
Kultur ist die Summe aus einem generationsübergreifenden Lernprozess. Die Einsichten und Erkenntnisse einer Generation wurden bislang zum Zweck der Stärkung der Gemeinschaft ganz selbstverständlich von Generation zu Generation weitergegeben. Mit jeder nachfolgenden Generation wurde das Wissen und Können somit wertvoller.
Das Klavier ist z.B. ein Kulturgut unserer Region. Damit verbunden ist die Technik des Klavierspiels sowie die Klaviermusik mit all ihren Kompositionen. Diese Kultur der Klassischen Musik ist heute einer unserer erfolgreichsten und völlig kostenlosen Exportschlager, da unsere klassische Musik in Asien mangels einer vergleichbaren Musikkultur hoch geschätzt wird.
Kulturwettkämpfe in den Konzertsälen der Metropole
Wettbewerb und Konkurrenz sind nach der Auffassung unseres Zeitgeistes völlig natürlich, wenn nicht sogar z.B. für Entwicklung notwendig. Daher stört man sich auch nicht daran, wenn Kulturen miteinander in den Wettbewerb treten. So ist im Rahmen der Klassischen Musik bislang kaum thematisiert ein Wettbewerb zwischen Asien und Europa entstanden.
Die Klassische Musik hat den Nachteil, dass die technische Schulung sehr umfangreich ist. Im klassisch geprägten Klavierunterricht wirkt sich das zu Gunsten einer ausgiebigen Technikschulung und zu Lasten des emotionalen Genusses der Musik aus. Diese Schieflage der Gewichtung führt im Klavierunterricht sehr häufig dazu, dass die Klavierschüler nach mehr oder weniger langer Zeit nicht etwa lediglich aus der Klassik sondern aus dem Klavierspiel aussteigen. Daher sollte auch dieses Thema die Klavierhersteller interessieren.
Wer nicht vor dem hohen technischen Anspruch der klassischen Ausbildung am Piano kapituliert, der schafft es nach Jahren intensiven Trainings in den Leistungsbereich des Musizierens. Von diesem elitären Kreis berichtet der Autor Albert Schmitt in dem Buch Hochleistung braucht Dissonanz auf Seite 192, dass schon in seiner instrumentalen Ausbildungszeit 1975 − 1985 die Asiaten hinsichtlich technischer Perfektion als Maßstab galten. Diese Tendenz hat sich bis heute derart verstärkt, dass wie schon erwähnt die europäisch geprägten Gesichter unter den Solisten (und wie man hört auch schon in den Orchestern) immer seltener werden. In dem Zusammenhang frage ich Sie einfach mal:
Werden Bach, Beethoven und Mozart noch unsere Komponisten sein, werden deren Werke noch unsere Klassik sein, wenn die klassische Musikszene ausschließlich von Asiaten repräsentiert wird?
Nein, ich will hier keine Angst vor der Gelben Gefahr schüren. Aber aus ihrer Antwort können Sie unschwer ablesen, dass es hier um kulturelle Grenzen geht. Diese Grenzen muss man nicht dramatisieren. Aber das Bewusstsein darüber könnte einen ja motivieren, mit der eigenen Kultur wertschätzender umzugehen.
Man kann kaum Hilfe von der Wirtschaft oder von der Politik erwarten. Die Kultur muss sich selbst am Schopf packen und aus dem Sumpf ziehen. Wenn also der Staat die Kultur aus dem Korsett der Bezuschussung befreit, dann ist diese Krise insofern eine Chance, da die Kultur nun das längst überfällige Werkzeug des Marketings selbst in die Hand nehmen muss, um eine selbst initiierte Phantasie-Offensive zu starten! Doch wie kann das gehen? Wie kann sich ein traditionell ausgerichtete Disziplin von heute auf morgen modernisieren, ohne ihre Wurzeln zu verlieren?
Musik wieder als Sprache der Gefühle lernen
Um unsere Musikkultur zu beleben, könnten wir unsere Herangehensweise an die Musik überdenken. Allein dieser Punkt umfasst eine ganze Reihe von interessanten Themen:
Dies alles sowie weitere Aspekte können ein konstruktiver Beitrag dazu sein, um die Fähigkeiten des Improvisierens und Komponierens wieder zu lernen. In einer Zeit,
ist es angebracht, uns Menschen dazu zu befähigen, mit Musik als dem Sprachwerkzeug der Emotionen kreativ umgehen zu können.
Den Markt faszinieren − keine leichte Aufgabe
Von welcher Firma würden Sie erwarten, dass sie den Markt überrascht und die Kunden mit neuen Produkten begeistert? Vermutlich z.B. von dem amerikanischen Unternehmen Apple. Und woher erwarten wir aktuell garantiert keine weltbewegenden Angebote und Lösungen? Aus Deutschland und vor allem nicht aus der Klavierindustrie. Mit dieser provokanten Feststellung will ich lediglich den Boden vorbereiten für die Frage:
Wie stark wäre wohl die gesellschaftliche Wirkung, wenn genau dieser sehr konservativ geprägte Wirtschaftsbereich dem Markt ein neues Angebot präsentieren könnte, das sowohl die Tradition als auch die zeitgemäßen Leistungen integriert?
Vermutlich sind Sie meiner Ansicht: Die Wirkung wäre gigantisch!
Wie macht man aus einem Haben-wollen ein Haben-müssen?
Doch wie schafft man derartige Produkte? Apple macht es vor:
Damit hat sogar der Gigant Google Probleme. Mehrfach bereits ist Google bei der Einführung von Hardware-Produkten gescheitert. Aus diesem Grund hat das ursprünglich als Suchmaschine im Internet gestartete Unternehmen gerade für ziemlich viel Geld die Firma Nest Lab gekauft. Nest Lab stellt lernfähige Heizungsregler im Apple-Design her. Scheinbar interessiert sich Google für die somit direkt beim Endkunden generierbaren Daten. Doch der wahre Grund für die Übernahme liegt in der Person Tony Fadell, einem ehemaligen Apple-Mitarbeiter und einem der Väter des Musikplayers iPod. Fadell hat es gemeinsam mit anderen geschafft, sich in dem von Billigprodukten übersäten Markt mit Nest Lab eine so starke Position aufzubauen, dass Google bereit war, für deren Übernahme 3,2 Milliarden Dollar zu bezahlen. Google verspricht sich davon, nun einen Partner zu haben, der seine neuen Produkte in der Pipeline emotional aufladen kann, um diese dem Endkunden nunmehr erfolgreich als ein Must-have zu präsentieren. Aber mal ehrlich: Wie sollte etwas Vergleichbares einem Klavierbauer aus Deutschland gelingen?
Unterschiedliche Welten in einem Produkt miteinander vereinen
Eine Komposition zu erstellen, bedeutet: Musik erschaffen und bearbeiten. Dies erfordert Werkzeuge. Dazu könnten wir uns wie früher eines Stifts und Notenpapiers bedienen. Oder man nutzt die zeitgemäßen Möglichkeiten mittels Software. Um die neuen Möglichkeiten zu nutzen, muss ich jedoch mein Klavier verlassen, um mich einem anderen Arbeitsplatz zuzuwenden. Dort habe ich ein Midi-Controller-Keyboard, mit dem ich nicht nur Töne einspiele, sondern auch die Digital Audio Workstation steuern kann. Anschließend kann ich mir die Noten ausdrucken lassen, um diese dann wieder am Klavier zu spielen.
Zum einen bedeutet diese Vorgehensweise ein Hin und Her. Zum anderen schließt dieser Wechseln von einem Arbeitsplatz zum anderen aus, dass man die Sounds als eine Erweiterung der bislang am Klavier üblichen Ausdrucksmöglichkeiten mitnehmen kann. Na, wie soll das denn gehen? Sie sind zu recht erstaunt. Schließlich formuliere ich hier die letzte Möglichkeit für unsere deutsche Klavierindustrie, jenen Spielraum noch zu nutzen, den der Weltmarktführer Yamaha uns in der neuen Kategorie der Hybrid-Pianos bislang noch offen gelassen hat. Die Herausforderung, Yamaha in einer Kategorie zu überholen, in der man bislang nur relativ wenig Erfahrung gesammelt hat, kann sehr leicht zu einer Überforderung werden.
Den Vorsprung aufholen genügt nicht
Der Platzhirsch im Klavierbau heißt also Yamaha. Das Unternehmen aus Japan ist mit Abstand der führende Produzent akustischer Klaviere und Flügel. Darüber hinaus ist Yamaha ein Konzern, der unter anderem eine Vielzahl weiterer akustischer aber auch elektronischer Musikinstrumente herstellt. Daher hat der Weltmarktführer keine Scheuklappen, wenn es um die neue Kategorie in der Entwicklung des Pianos geht, dem Hybrid-Piano.
Die erste Variante eines Hybrid-Pianos war das unter Klavierspielern in Deutschland heute immer noch weitgehend unbekannte Silent-Piano, bei dem man den akustischen Teil des Pianos stumm schalten kann. In diesem Fall werden unter den Tasten über Sensoren Verbindungen hergestellt, so dass man nun mit Kopfhörern für die Umgebung völlig lautlos spielen kann. Die Silent Technology hat Yamaha nicht nur erfolgreich auf dem Markt eingeführt, sondern das Konzept bereits auf zahlreiche andere Instrumente (Trompete, Cello, Gitarre, Geige, Bass) übertragen. Die zweite Kategorie des Hybrid-Pianos war das Disklavier, das ursprünglich ein Selbstspieler war.
Diese Entwicklung gilt es fortzusetzen hin zu einer vom Markt in seiner ganzen Breite akzeptierten Variante. Das neue Piano muss zum einen nicht nur den akustischen Klang erhalten, sondern nach Möglichkeit den Standard des Wohlklangs wiederherstellen. Getreu dem Motto So viel Leistung wie nur irgend möglich könnte man die Spielart des traditionellen Bereichs dieses komplexen Musikwerkzeugs durch eine bislang weder in der Breite publizierte noch vermarktete Repetitionsmechanik aufwerten.
Aktualisierung Mai 2014: Beim Stimmen entdeckte ich in einem Klavier eine solche Mechanik, die dem Anspruch einer Repetitionsmechanik tatsächlich gerecht wurde. Mangels Hinweisen auf den Hersteller der Mechanik ging ich davon aus, dass der deutsche Klavierproduzent auch der Mechanikhersteller sein müsste. Doch die Tatsache, dass dieser herausragende Entwicklungsschritt von diesem Klavierbauer nicht publiziert worden ist, lies mich weiter suchen. Dabei bin ich auf die Homepage des amerikanischen Klaviertechnikers Fandrich gestoßen. Dort findet man unter Fandrich Action die ganze Geschichte einer Klaviermechanik, deren Spielgefühl sowie deren konkreten Leistungen mit der Flügelmechanik vergleichbar sind. Möglicherweise stehen immer noch Patente aus, so dass ich bislang keine eindeutigen Bilder der Mechanik finden konnte, die mit dem übereinstimmen, was ich in dem von mir gestimmten Klavier gesehen habe. Das heißt mit anderen Worten, dass meine Gedanken an eine Erfindung aus Deutschland vom Wunschdenken geprägt waren. Tatsächlich gibt es demnach bereits eine zum Flügel vollwertige Repetitionsmechanik im Klavier, die von Fandrich in USA erfunden worden ist.
Im folgenden Video sehen Sie ab Minute 2:05 zumindest die alte Lösung der Repetition von Fandrich im aufrecht stehenden Klavier:
Aktualisierung 20.12.2017: Sie sehen kein Video? Tatsächlich wurde das Video gelöscht, nachdem es längere Zeit über diese Seite erreichbar war. Was ist der Grund für die Löschung? Das wissen wir nicht genau. Man kann es nur vermuten: Möglicherweise hat jemand Herrn Fandrich darauf hingewiesen, dass ich hier für etwas werbe, für das er, Herr Fandrich, selbst gar nicht wirbt. Warum aber wirbt der Erfinder eines Meilensteins in der Klavierbauentwicklung nicht für das Produkt, das Klavierspielern eine zum Flügel identische Spielgeschwindigkeit ermöglichen würde? Meine Antwort lautet: Da Herr Fandrich selbst Klavierhersteller ist, und auch für ihn wie für die anderen Klavierbauer der Flügel das bessere Geschäftsmodell, da es schlicht mehr Gewinn ermöglicht, als der Verkauf eines Klaviers. Das heißt, da die Klavierbauer aber auch wirklich in jeglicher Hinsicht den alten Modellen, dem alten Verhalten folgen, werden Sie als Klavierspieler und Kunden um den Nutzen derartiger Errungenschaften gebracht. Meiner Ansicht nach schaufelt sich aktuell eine ganze Zunft ihr großes Grab...
Über die soeben beschriebenen Leistungen des akustischen Anteils hinaus muss das neue Hybrid-Piano, das ich gerne i-Piano© nenne, alle aktuellen Möglichkeiten der Klangerzeugung sowie der Musikbearbeitung integrieren. Mit anderen Worten: Das i-Piano muss zu einem Kreativspielplatz werden. Nein, keine Workstation, kein Arbeitsplatz, sondern eine Art Spielfeld, das die Kreativität mittels Gestaltungsmöglichkeiten sowie die Lernprozesse über ein vielfältiges Feedback fördert.
Alle reden von Werten. Was ist das eigentlich?
Die Schritte hin zur Kreation eines neuen und umfassenden Hybrid-Pianos sind keine Zauberei. Es bedarf lediglich des starken Willens, kulturell und wirtschaftlich eigenständig bleiben zu wollen, also nachhaltig zu wirtschaften. Dazu benötigt man außer einer Absichtserklärung noch Phantasie sowie den Mut, die Zukunft zu gestalten. Wer sich auf diesen Weg begibt, wird sehr schnell auch Künstler finden, um die Ergebnisse aus der Produktion exemplarisch zum Klingen zu bringen. In der Werbung für das alle Träume und Sehnsüchte der Klavierspieler übererfüllende Musikgestaltungs- und -ausdruckswerkzeug wird man neue Bezugspunkt und Möglichkeiten der Darstellung finden. Die bisherige Fixierung auf die Präsentation des Flügels als dem besseren Piano in einem entsprechend festlichen Ambiente wird man dagegen bald aufgeben. Ein derartiges Projekt könnte somit schon bei seiner Realisierung weite Kreise ziehen und sehr viel kreatives Potenzial zu Tage fördern. Wie viel weiter werden diese Kreise erst in der Gesellschaft wirken, wenn sich endlich mal ein Marktteilnehmer erfolgreich der angeblichen Übermacht entgegen stellt! Wie groß wird diese Strahlkraft sein, wenn diese Wendung des scheinbar vorgezeichneten Verlaufs der globalen Entwicklung wie eingangs angedeutet noch dazu aus einer konservativen Branche aus good old Europe kommt und alle Vorurteile als falsche Glaubenssätze entlarvt! Möglicherweise meinte der Autor Albert Schmitt genau diesen Prozess der Erfahrung von Selbstwirksamkeit, den er auf Seite 193 des bereits erwähnten Buchs Hochleistung braucht Dissonanz wie folgt beschreibt:
Das eigene Selbstbewusstsein wieder stärker über die kulturellen Leistungen zu definieren, anstatt wie gebannt auf den chinesischen Aufschwung zu starren, und wie das Kaninchen vor der Schlange darauf zu warten, dass der chinesische Drache uns verschlingt.