Zu kleine Hände? Nein, Tasten zu breit!

Über Geschichte und Monokultur zu breiter Tasten im Klavier und Flügel

Problembeschreibung

Verführt durch das mögliche exklusive Geschäft mit enormen Gewinnspannen war man seitens der Klavierhersteller 2024 bereit, das Thema einer Wechselklaviatur in der Breite zu publizieren. Wechselklaviatur? Wofür braucht man das? Z.B. Kinder, Frauen und viele Männer mit kleineren Händen als der mindestens 1,90 m große männliche Musterpianist mit großen Händen wie Franz Liszt tatsächlich einer war, kommen mit der einzig verfügbaren Norm der Tastenbreite nicht zurecht. Für diese Zielgruppen wären schmalere Tasten eine wesentliche Erleichterung, um das Lernen des Klavierspiels durchwegs positiv erfahren zu können. Da aber nun seit rund 150 Jahren in alle Klaviere und Flügel die gleichen Tastenbreiten für die schon erwähnten männlichen Musterpianisten eingebaut worden sind, wäre eine Wechselklaviatur mit schmaleren Tasten eine mögliche Lösung.

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Keine Auswahl? Und das seit 150 Jahren?

Gibt es im 21. Jahrhundert noch Monokulturen?

Lustig ist das schon: Im 21. Jahrhundert wird die Klavierindustrie auf dem Stand eines Henry Ford entlarvt, als dieser 1914 in die Massenproduktion des Autos am Fließband einstieg. Henry Ford wurde gefragt, ob es denn auch andere Farben als Schwarz für die Autos geben würde? Er antwortete: Sie können alles haben, solange es schwarz ist! Ein Markt ohne Auswahl. Ist das heute noch vorstellbar?

Beim Klavier haben wir eine vielfältige Auswahl zwischen aufrechten Klavieren und Flügeln in verschiedenen Höhen und Längen mittlerweile mit den Extras aus der digitalen Welt angereichert, die akustischen und digitalen Hybridpianos. Doch ganz egal, welche Variante sie kaufen, all diese Pianos haben nur eine Tastenbreite! Diese ist genormt. Seit 150 Jahren. Und zwar zu Gunsten von großen Männern mit großen Händen die zufälligerweise nicht nur musikalisch sind, sondern auch noch Klavier als Berufung haben, also Pianisten sind.

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Wir bräuchten schon lange ein ErgoPiano!

Kein ErgoPiano möglich? Musiker erkranken!

Wann wird eine solche Monokultur zum Problem? Die für kleine Hände zu breiten Tasten führen zu körperlichen Problemen, wenn man professionell übt und damit im Zusammenhang Werke spielen will oder muss, die an kleinere Hände Anforderungen stellen, die diese überfordern. Aus dieser Problematik heraus ist nicht etwa eine Individualisierung der Klaviatur, also der Tastenbreite, auf den Markt gekommen, sondern die Musikermedizin ist als ein Spezialfach der Medizin entstanden. Ist das ein typisches Beispiel dafür, wie man wissentlich Krankheiten entstehen lässt, die Ursache aber nicht beheben will, sondern lieber damit Geld verdient, die Symptome zu erforschen und zu behandeln? Das ist ein interessanter Ansatz für die Medizin von morgen, die besagt, dass wir nicht mehr krank werden, da wir Eigenverantwortung übernehmen, unsere Ressourcen gezielt aufladen, viel mehr Wellness betreiben und wir uns aktiv um unser Wohlgefühl bemühen. Das könnte heißen, (Vision Anfang) wir würden nicht Klavier trainieren wollen, sondern zu Hause eine angenehme Pianosphäre vorfinden, in der wir uns an einem Instrument spielerisch harmonisieren können, das uns visuell und haptisch dazu einlädt und dabei begleitet (Vision Ende).

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Wir erzeugen erst ein Problem und verkaufen Ihnen dann die Lösung dazu

Klaviermarketing multipliziert ein Problem millionenfach

Nachdem es nun in Europa 8 Millionen, in USA 10 Millionen und in China vermutlich inzwischen circa 20-30 Millionen (die meisten davon aus Japan) Klaviere gibt, ist man bereit, Wechselklaviaturen für kleinere Hände – oder gar Kinderhände – auf den Markt zu bringen, in die Zweit- oder Neuinstrumente einzubauen bzw. eine komplette Wechselgarnituren für Flügel bestehend aus Klaviatur und Spielwerk anzubieten. Hurra!

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Veränderungen sind bis heute ein sensibles Thema

Wie kann Veränderung gelingen?

Damit sich etwas verändert, braucht es Vorbilder. Es hat sehr lange gedauert, bis sich in USA vor circa 30 Jahren ein leidenschaftlicher Klavierspieler mit kleineren Händen aufgemacht hat, für sich eine angepasste Klaviatur anfertigen zu lassen. Dieser problemlösungsorientierte Supermann heißt Christopher Donison. Er traf dann den Textilunternehmer David Steinbuhler, der mit programmierbaren CNC-Maschinen. eine moderne Textilproduktion betrieb. Mr. Steinbuhler begeisterte sich für das Thema, begann Daten zu sammeln, und mit Mr. Donison Standards für verschieden große Hände zu entwickeln. Als Folge davon gibt es heute in USA mehrere Universitäten, die Pianos mit angepassten Klaviaturen für die Studenten zur Auswahl anbieten. Und plötzlich findet man selbst bei Wikipedia eine umassende Kritik an der Normierung moderner Klaviaturen.

In Deutschland wurde eine Musikprofessorin, Ulrike Wohlwender in Stuttgart, für das Problem sensibilisiert. Zum einen erfuhr sie aus der Praxis mit den Studenten von deren Problemen mit körperlichen und in der Folge psychischen Symptomen aufgrund des intensiven Klavierspiels bei schwierigen Passagen. Gleichzeitig hatte sie einen guten Draht zu dem Erfinder der Musikermedizin in Deutschland, Christoph Wagner, der 2013 gestorben ist. Sein Nachfolger der Musikermedizin direkt angeschlossen an die Musikhochschule Hannover ist der als Autor bekannte Eckart Altenmüller. Denkbar ist, dass Frau Prof. Wohlwender gar nichts von den Fortschritten in USA erfuhr, sondern sich an die Ansprechpartner vor Ort gewandt hat. Oder sie hat zwar davon Kenntnis gehabt, sich aber aus Verpflichtung gegenüber dem eigenen Land an die deutschen Anbieter gewandt. Diese nannten offensichtlich Preise, die selbst für die Musikhochschule Stuttgart utopisch waren. Daher sammelte die Musikprofessorin Spenden. Dafür initiierte sie das Projekt Sirius 6.0.

Nach erfolgreichem Einsammeln der Spenden konnte sie deutsche Klavierbauer damit beauftragen, einen Flügel mit einer Klaviatur mit schmaleren Tasten auszustatten, um damit nun gemeinsam mit ihren Studenten Erfahrung sammeln zu können. Kurze Zeit darauf schloss sich die Musikhochschule Nürnberg an und ließ ebenso einen Flügel mit einer schmaleren Klaviatur ausrüsten.

Die Erfahrungen mit den kleineren Klaviaturen sind beeindruckend. Zum einen sollen sich Probleme, die sich über den Umgang mit ausschließlich zu breiten Tasten entwickelt haben, in kürzester Zeit auflösen. Außerdem ist das Klavier spielen von einer bis dahin nicht gekannten Leichtigkeit geprägt, die sich sogar nach relativ kurzer Zeit des Spielens auf den schmaleren Tasten auf die breiteren Tasten übertragen lässt! Das würde ich als ein nachweisliches Phänomen der Motorischen Intelligenz sehen. Diese ist ein besonderes Geschicklichkeitsmerkmal, das uns bei einer annähernd identischen DNA gravierend vom Affen unterscheidet. Aufgrund der Motorischen Intelligenz können wir unsere Sprachwerkzeug ausbilden und benutzen sowie die Finger der Hand einzeln steuern. Über den Umgang mit Werkzeugen sowie die Entwicklung der Sprache und des Denkens wurde die menschliche Evolution wesentlich beeinflusst. Dieser Entwicklungsschritt der Motorischen Intelligenz hat sich aus Sicht der Evolution in einem verhältnismäßig extrem kurzen Zeitraum ereignet. Als Schlüssel oder besser Katalysator für dieses Entwicklungstempo nennt der Biologe Humberto Maturana die Entwicklung des Menschen zu einem höchst empathischen Wesen als Basis für ein auf Gemeinschaft ausgerichtetes soziales Wesen. Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, dass der Input für die Fingermuskeln beim Bedienen unterschiedlicher Klaviaturen im Klavier, Flügel oder auch am Digitalpiano oder Synthesizer eine Anpassung der Finger erfordert. Bestes Training für die Intelligenz oder besser formuliert für die Sensibilität der Fingermuskeln!

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Wir tauschen aus, falls Sie bezahlen können

Lösungen der Klavierindustrie im 21. Jahrhundert

Doch aktuell gibt es hinsichtlich einer erfolgreichen Individualisierung der Klaviaturen noch zahlreiche Hindernisse und keine Bereitschaft, umfassende Lösungen für zumindest die zwei wesentlichen Kategorien der Klavierbauer zu finden, nämlich für Flügel und Klavier. So behauptet man, für bestehende Pianos sei es nicht möglich, austauschbare Klaviaturen zu erstellen. Interessanterweise ist man aber durchaus bereit, für neue Klaviere das Problem durch die Integration schmalerer Tasten grundsätzlich zu lösen. Das betrifft bislang Steingraeber-Pianos sowie angeblich Klaviere von Hailun. Grundsätzlich sind im aufrechten Klavier die Klaviatur und Mechanik zwei voneinander getrennte Teile. Gerade im Upright Piano wäre es demnach einfach, die Klaviatur zu wechseln.

Beim Flügel sind dagegen Klaviatur und Spielwerk fest miteinander verschraubt. Daher bietet man hier gerne eine Wechselklaviatur inklusive Spielwerk an, was das Produkt enorm verteuert. Vor dem Hintergrund des neuen Themas und aus Sicht der Anbieter vor einem möglicherweise großen Geschäftsfeld, zu dem man plötzlich bereit ist, es dem Kunden zu öffnen, könnte man zuerst einmal überlegen, ob man nicht die Komplexität des Spielwerks im Flügel zu Gunsten einer einfacheren Handhabbarkeit entzerrt. Zum einen kann man ja bereits heute die Mechanik mit einem Schraubenzieher von der Klaviatur lösen… Aber noch besser wäre eine zum Problem passende Verbesserung:

Man müsste Klaviatur und Spielwerk nicht fest verschrauben, sondern für den schnelleren Wechsel auf ein Schienensystem setzen. Dann könnte man die Klaviatur als einen Teil des Gesamtsystems Spielwerk vor allem in Musik- und Hochschulen schneller und einfacher auswechseln.

Natürlich geht es hierbei um eine Vielzahl an technischen Details, die man überdenken müsste. Das scheint mir grundsätzlich der richtige Weg zu sein, nämlich über den Aufbau des Instruments kritisch nachzudenken, um ihn vor allem unter den zeitgemäßen Veränderungen neu zu konzipieren. Dann bräuchte man für schmalere Klaviaturen keine derart mühsamen und kostspieligen Verrenkungen anstellen, wie das aktuell der Fall ist. Der Rahmen für diese grundlegenden Überlegungen könnte wie folgt aussehen:

Das Klavierkonzert als Marketinginstrument für die Hersteller war der Treiber dafür, dass sich aus dem Piano ein Forte entwickelt hat. An die Stelle der Notwendigkeit, dass das Piano zur Beschallung immer größerer Konzerthallen mit immer mehr Publikum lauter werden musste, wie das Ende 1800 der Fall war, ist schon längst die Klangvielfalt als ein besonders starkes und somit wertvolles Mittel zur Gestaltung des musikalischen Ausdrucks getreten. Überraschend ist der hohe Anspruch an die Zielstellung, gerade den musikalischen Ausdruck über zeitgemäße Technologien optimieren zu wollen, und das quasi als Maßstab für die Entwicklung neuer Instrumente bzw. der Erweiterung der Möglichkeiten bereits bestehender Instrumente zu setzen. Daher geht man davon aus, dass die Musik noch einmal neu erfunden wird. Vermutlich wird nicht alles neu sein. Aber die nun entstehende Musik dürfte einen Anspruch erfüllen, der seit Anbeginn immanent darin enthalten ist. Lassen Sie mich das kurz erläutern:

Musik als Sprache der Gefühle bedient sich zur Gestaltung des Ausdrucks bekanntermaßen der Mittel wie Melodie, Rhythmus, Tempo, Dynamik, Klang (klassisch z.B. bei Orchesterwerken, also dem Zusammenspiel unterschiedlicher Klänge). Was kaum in der Systematik erfasst wird, sind Effekte als ein besonders effizientes Mittel der Gestaltung. Klassische und somit bekannte Effekte sind

  • das Vibrato,
  • Intonation,
  • Dynamik über die Variation der Lautstärke,
  • Tongestaltung hinsichtlich weich oder hart (Equalizing),
  • Hall

soweit diese von der Struktur des Instruments her möglich sind. Für unser Akustikpiano sind lediglich so eine Art von Hall durchs rechte Tonhaltepedal und Dynamik über die Hammermechanik möglich. Aktuell werden digitale Tasteninstrumente mit Sensoren ausgestattet, die das Auslösen von Effekten sowie die Veränderung von Klang direkt über die Taste ermöglichen. Der Musiker bekommt also das Spektrum der Ausdrucksmöglichkeiten direkt in seine Finger! Diese Entwicklung findet aktuell unter dem Stichwort MIDI 2.0 statt. Man konnte innerhalb kurzer Zeit völlig überraschende Ergebnisse erreichen. Dazu passt die Physische Modellierung von Klängen, vorgestellt in dem verlinkten Videobeispiel anhand einer Orchester-Klangbibliothek, also mit den Klängen von akustischen Instrumenten. Damit kann man auf der Basis mathematischer Modelle bestehend aus einer Reihe von Gleichungen und Algorithmen physische Schallquellen simulieren, die von den akustischen Originalen nicht mehr zu unterscheiden sind, wie man hören kann. Das Thema wird abgerundet durch die Bereitschaft, hochauflösendes HiRes Audio zu entwickeln und anzubieten. Dieser Überblick über die neuesten Entwicklungen wird abgerundet durch neue Lautsprechertechnologien, die mit den modernsten Hybridpianos auch schon in unser Klavier Einzug gehalten haben. Sie ermöglichen es, akustischen Klang und digitale Sounds über den klassischen Lautsprecher unseres Pianofortes, also den Resonanzboden, abzustrahlen und zu wunderbaren Hybridsounds zu mischen. Im Klartext findet in der digitalen Welt gerade die Entwicklung statt, dass man digitale Instrumente qualitativ auf das Niveau der Akustikinstrumente hebt, was den Klang als Output des Instruments betrifft. Darüber hinaus bekommen die digitalen Musikwerkzeuge die umfassende Ausstattung zur Optimierung des musikalischen Ausdrucks. An dieser Entwicklung könnten die akustischen Instrumente in Form von hybriden Lösungen noch ein Stück weit teilhaben. Das wäre dann das nächste große Geschäftsfeld - dem sich aber die Klavierbauer im Westen im Gegensatz zu den Kollegen vor allem in Japan wieder einmal bis vor kurzem verweigert haben. Diese Aussage ist in mehrfacher Hinsicht so nicht ganz richtig. Denn zum einen muss man es noch schärfer formulieren, um die darin enthaltene Kernbotschaft zu verdeutlichen: Der Großteil der Klavierbauer im Westen verweigerte sich bislang dem MARKT, der sich ihnen, also den Klavierbauern selbst (!), über diese zeitgemäßen Entwicklungen geöffnet hätte. Die Ausnahmen waren Seiler (Kitzingen) und Schimmel (Braunschweig), die von Anfang mit eigenen Entwicklungen eines Silent-Pianos an diesem Markt partizipierten. Ferner lohnt es sich festzuhalten, dass der deutsche Klavierbauer Eduard Seiler (Kitzingen) als Erster das Hybridpiano erfand. Aber die Fixierung unserer Klavierbauer auf die alte Musik, also auf eine Zeit, in der man ausschließlich mit akustischen Instrumenten musizieren konnte, verhinderte den erfolgreichen Aufbau eines neuen Marktes. Diesen haben sich die Japaner zuerst über das Silent-Piano und nachfolgend über das Hybrid-Piano als eine Nische eröffnet und nachfolgend erfolgreich zu dem einzig großen Trend im Klavierbau komfortabel ausgebaut. Das gelang den Japanern, da sie sowohl bei den Akustikinstrumenten, als auch mit den im Westen bestens bekannten Herstellern Korg, Roland, Kawai und Yamaha bei den Digitalpianos zu Hause sind. Die Japaner haben maßgeblich die Instrumente entwickelt, die die Sounds unserer zeitgemäßen Musik prägen. Die folgenden Fragen müssen erlaubt sein: Warum verschließen wir uns hierzulande scheinbar dieser zeitgemäßen Musik? Wie konnte es geschehen, dass man in Deutschland außer in Sonderstudiengängen ausschließlich alte Musik studiert, wenn man an der Hochschule als Studienfach MUSIK belegt hat? Warum wird landauf und -ab so gut wie ausschließlich Klassik vermittelt, wenn man das Instrument KLAVIER lernen will? Wovor haben wir eigentlich Angst?

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der digitalen und somit auch der hybriden Welt nimmt der Druck von außen auf die Klavierhersteller immer mehr zu. Gleichzeitig bricht den Klavierbauern im Westen ihr Kerngeschäft weg, nämlich die Produktion von Akustikpianos. Diese Aussage ist unvollständig. Denn eigentlich ist das Gegenteil durch die Marktöffnung Chinas geschehen. Während die alten Märkte Europa und USA als gesättigt gelten, ist in Asien ein riesiger Markt entstanden. Bereits vor 10 Jahren soll es in China 50 Millionen Klavierspieler gegeben haben. Diese Chance haben wieder einmal die Japaner frühzeitig erkannt, da sie sich schon seit langem erfolgreich auf Trends fokussieren. Die mutige Imagination möglicher Märkte sowie die daraus resultierende Vision als Leitmotiv für das anschließend konzentrierte Marketing hat vor allem Yamaha zu einem globalen Player werden lassen. Wie ein chinesischer Insider 2024 anerkennend feststellt, haben Yamaha und Kawai in Rekordzeit nicht nur ihre Produktion extrem ausgebaut, sondern sie sind gleichzeitig in den Produkten immer besser geworden. Als Lohn durften sie nahezu den kompletten neuen Markt in China mit Klavieren beliefern. Was bleibt da unseren Klavierherstellern? Um an derartig explodierenden Märkten wirklich teilzuhaben, muss man bereit sein, sich auf diese Märkte konsequent einzulassen. Das ist wohl in Deutschland weitgehend unbemerkt nur Blüthner gelungen: Sie haben für 70 Millionen € in China zwei Fabriken aufgebaut und erwirtschaften folglich 90 % ihres Umsatzes im Ausland bei gleich gebliebener Produktpalette!

Die anderen noch bestehenden Klavierhersteller Deutschlands balgen sich zu Hause im so genannten Roten Ozean der bereits gesättigten Märkte um die noch willigen Käufer. Dabei wäre es weitaus effektiver und vor dem riesigen Berg an selbstverschuldeten Problemen der Klavierbauer geradezu naheliegend, die innovative Blue Ocean Strategie zu verfolgen, um wieder Anschluss an die Zeit zu finden. Daher wirkt es beinahe wie ein Märchen, wenn ich nun davon berichte, dass in der Welt der Klavierproduzenten eine Persönlichkeit erschienen ist, die ernsthaft beabsichtigt, nicht nur eine altbekannte Marke nach deren scheinbar einem Trend folgenden Ende wieder auferstehen zu lassen, sondern diese wie im besten Science Fiction mit einem Zeitsprung zu inszenieren gedenkt. Damit könnte sie in Deutschland weit über den Klavierbau hinaus Geschichte schreiben. Diese märchenhafte Gestalt ist im positiven Sinn bezeichnenderweise eine Frau, die für sich, den Markt sowie die ihr anvertraute Klaviermarke eine wirklich große Transformation wagt:

Sabine Falke-Ibach übernahm 2004 die Geschäftsführung des 1794 gegründeten Traditionsunternehmens Rud. Ibach Sohn. Nach 3 Jahren beendete sie die Produktion. Aber die Firma bestand weiter und Frau Falke-Ibach sorgte dafür, dass der Name nicht nach China verkauft wurde. Sie hat intensiv über das Kernthema des Unternehmens nachgedacht sowie die seit über 200 Jahren stattgefunden Veränderungen in der Umgebung des Pianos und die daraufhin durchgeführten Anpassungen betrachtet. Daraus entstand eine neue zeitgemäße Geschäftsidee, die sie aktuell entwickelt. Sabine Falke-Ibach erläutert ihre Gedanken zu der schon längst weltweit stattfindenden Transformation Vom Handwerk zu Hightech:

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Was helfen Lösungen, wenn keiner davon weiß?

Massen-Maß-Anfertigung gelingt mit moderner Technik

Der Schlüssel zur Individualisierung der Produktion führt über programmierbare CNC-Maschinen. Das zeigt auch ein Blick zu der Firma Kluge-Klaviaturen in Remscheid, die sich auf die Herstellung von Klaviaturen spezialisiert haben und seit 1999 als ein Tochterunternehmen zur Steinway-Gruppe gehören. Hier findet man schon länger unter dem Punkt Klaviaturen & Komponenten unter Sonderanfertigungen das Angebot, Klaviaturen auch für kleinere Hände anzufertigen. Preise nennt man keine. Das ist somit kein wirklich transparentes Geschäftsmodell. Folglich ist kaum jemanden bekannt, dass es dieses Angebot zu einer Lösung überhaupt gibt. Vermutlich da man nicht auf das ursächliche Thema der breiten Tasten verweisen und die Problematik einer einzigen Norm auf der Bedienoberfläche eines Tasteninstruments für alle Menschen gleich welchen Alters und Geschlechts bewusst machen will, begnügt man sich mit diesem äußerst bescheidenen Marketing. Das kann man sich leisten, solange das Problem nicht allgemein bewusst und bekannt ist, und man daher von einer ungenügend kundenorientierten Industrie ausreichend Aufträge zum Erstellen von Klaviaturen dieser einzigen Norm bekommt.

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Preise vom Feinsten für die Lösung eines selbst verursachten Problems

Exklusives (ausschließendes) Marketing über den Preis

Die Preise für das Angebot einer Wechselklaviatur erfährt man über die Presse. Vielleicht sind auch Sie leicht schockiert, wenn Sie aus Berichten erfahren, dass eine nachträgliche Anpassung 16.000 bis 17.000 € kosten kann. Die Information, dass nur die Anpassung der Klaviatur in einem Steinway-D-Flügel 30.000 € verschlungen hat, bewirkt dann schon eine glücklicherweise wieder vorübergehende Schockstarre.

Man sagt, es würde bereits lange Wartezeiten für so eine angepasste Klaviatur geben. Ob das stimmt? Zum einen denke ich, dass die Information noch wenig verbreitet ist, dass schmalere Tasten für kleinere Hände verfügbar sind. Andererseits könnte das der Fall sein, da die Produktion der Sonderanfertigung nach Maß aktuell eine Art Flaschenhals darstellt. Denn bislang gab es nur in USA die DS Standard Foundation von David Steinbuhler, der diese Klaviaturen anfertigt. In Europa wäre das die Firma Kluge. Doch deren Kernkompetenz als Tochterunternehmen der Steinway-Gruppe sind die normalen Klaviaturen. Klaviaturen für kleinere Hände sind lediglich ein grundsätzlich mögliches Randthema. Das zeigt sich letztlich an deren äußerst zurückhaltendem Marketing. Befindet man sich auf der übersichtlichen Homepage dieses Anbieters, so hat man Mühe, aus dem Text unter Sonderanfertigungen herauszulesen, dass es die gesuchte Lösung ist. Steingraeber bietet neuerdings den Austausch der Klaviatur sowie die Möglichkeit, ein neues Klavier mit einer angepassten Klaviatur zu bekommen. Dabei verarbeitet der Bayreuther Klavierbauer Klaviaturen, die von Kluge (Remscheid) kommen.

Unwahrscheinlich sind mögliche Wartezeiten, da der Preis wie oben angeführt sehr hoch ist. Dazu ist die Feststellung interessant, dass der Austausch der Klaviaturen des großen Steinway-D-Flügels in Stuttgart 30.000 € verschlungen haben soll. Das Geld dafür wurde aber von keiner öffentlichen Stelle vergeben. Es musste erst über viele kleine Spenden in dem Projekt Sirius 6.0 eingesammelt werden. Es ist also nicht so, dass das Geld beliebig verfügbar wäre. Wenn also Anbieter mit derart hohen Preisen jonglieren, dann sind das Wunschpreise aus deren Traumwelt, die nicht der Realität ihrer privaten Kunden oder der Wirklichkeit der Musikhochschulen entsprechen.

Mögliche Wartezeiten sowie das überzogene Preisniveau sind genau genommen die Zukunftsfrage an die noch verbliebenen alten Klavierbauer in Deutschland: Wollen Sie ernsthaft weitermachen wie bisher? Oder ist der eine oder andere dazu bereit, sich in die mittlerweile unübersehbare und mit zahlreichen wohlklingenden Namen ausgestattete Phalanx derjenigen einzureihen, die schon heute strukturell zu Veränderungen im Aufbau des Pianofortes bereit sind wie z.B. Chris Maene, Stuart & Sons, Stephen Paulello, Richard Dain, David Klavins, oder ganz frisch auf dem Markt Lander Pinson mit seiner Version eines Leichtbau-Una-Corda-Pianos, dem Keybird-Piano X1 aus Dänemark. Die Veränderung kommt entweder von innen oder von außen. Denn das aktuell widersprüchliche Marketing rund um die Wechselklaviaturen kann man als Einladung für interessiere Markteinsteiger verstehen. In dem folgenden Artikel bei Wikipedia steht im August 2024 noch zu lesen: Austauschbare Klaviaturen für bestehende Pianinos sind jedoch aus technischen Gründen nicht möglich. Wer also mit CNC-Maschinen Erfahrung hat, der könnte ein kundenorientiertes Marketing vorausgesetzt viele Menschen glücklich machen, indem er nach 150 Jahren beim Klavierspiel endlich Gleichberechtigung ermöglicht, sowie Kindern eine echte Chance bietet, mit dem Piano bzw. seiner Klaviatur wachsen zu können! Immer wieder kann man von kleinen Supergenies lesen, die schon mit 3 Jahren begonnen haben, das Klavier spielen zu lernen - oder ist diese Angabe das nachträgliche öffentliche Eingeständnis von Kindesmissbrauch? Wegen der Handentwicklung sollte man damit mindestens bis zum 5. Lebensjahr warten. Und wenn man dann schon Kleinkinder ans Klavier setzt, um aus ihnen ganz gezielt Weltklasse-Pianisten zu züchten, wie das bei Clara Wieck-Schumann ebenso der Fall war wie bei Mozart und zuletzt bei Lang Lang, dann sollte man ihnen doch wenigstens eine Klaviatur anbieten, die zu den ganz kleinen Händen passt. Nicht einmal zu dieser naheliegenden Maßnahme letztlich im Eigeninteresse der Klavierindustrie ist man bereit. Die Hoffnung auf die Veränderungsbereitschaft der bekannten Hersteller ist gering. Die wäre aber notwendig, um das Thema der schmaleren Klaviatur auf eine solide Basis zu stellen. Man muss an den Kern des Instruments, um anschließend die gewünschten Maßnahmen nachhaltig integrieren zu können. Da dieses grundsätzliche Umdenken in einer derart konservativen Branche unwahrscheinlich ist, erscheint es einfacher, einen Hilferuf zum Markteinstieg an innovative Quereinsteiger vom Schlag eines David Steinbuhler zu richten.

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Wie lange hält denn so eine Wechselklaviatur?

Schwachpunkt der Wechselklaviaturen

Wie steht es um die Dauerhaftigkeit dieser exklusiven Lösungen eines Problems, das man selbst durch die Monokultur einer tatsächlich exklusiven im Wortsinn also ausschließenden Norm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, für die meisten Frauen und ein Viertel bis ein Drittel der Männer überhaupt erst in die Welt gebracht hat? Die Tasten unterliegen einem Verschleiß. Sie sind in der Mitte auf einem Stift aufgehängt, dem sogenannten Waagebalkenstift, da man die Auflage der Taste in der Mitte Waagebalken nennt. Zwischen Waagebalkenstift und dem Holz der Taste ist eine Filzgarnierung. Also eine Art Buchse. In den Randbereichen der Klaviatur sowie bei Klaviaturen mit einer ungünstigen Aufteilung ist die Schränkung der Taste stärker als in der Mittellage. Über die Zeit hat man die Erfahrung gemacht, dass bei einer stärkeren Schränkung der Verschleiß, also die Abnutzung der Filze höher ist. Auf den Bildern und in den Videos zu den Wechselklaviaturen sieht man, dass bei diesen Sonderanfertigungen die Schränkung der Tasten noch viel stärker ist. Somit muss man auch mit einem höheren Verschleiß rechnen. Da das Tastenholz bei schmaleren Tasten am Waagebalkenstift dünner ist, kann man erwarten, dass es auch am Holz Abnutzung gibt. Das führt vermutlich dazu, dass man diese Wechselklaviaturen ähnlich einer künstlichen Hüfte alle 10-15 Jahre komplett wechseln muss. Das ist aber bei den aktuell sehr hohen Kosten nicht wirklich eine Lösung des Problems! Den Verdacht auf einen höheren Verschleiß teilt David Steinbuhler, wie man seinen Äußerungen zur Wahl der für die Tasten verwendeten Hölzer entnehmen kann.

Er verwendet Ahornholz, also eine härtere Holzart als üblich. Eine dauerhafte Lösung könnte darin bestehen, die bislang aus Holz bestehenden Tasten im 3D-Druck anzufertigen. Richard Dain hat für seine Ideen beim Phoenix-Flügel Mechanikteile im 3D-Druck erstellen lassen. Normalerweise haben die Mechanikteile für die Achsen Buchsen, die traditionell mit Filz garniert sind. Da dies zu Verschleiß führt hat das letzte Mitglied der Familie Steinway vor dem Verkauf des Unternehmens Steinway & Sons an CBS 1972, Henry Z. Steinway, 1961 mit Teflon experimentiert – und Lehrgeld bezahlen müssen, da diese Buchen alle zu klappernden Nebengeräuschen beim Spielen geführt haben. Richard Dain verwendet ein neues Material, das es erlaubt, Buchsen ohne Filzgarnierung drucken zu lassen.

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Image einer Industrie, die im Kernland der Erfinder einfach stehen geblieben ist

Kundenorientierung (kenn)zeichnet das Image der Branche

Das angekratzte Image der Klavierindustrie verschlechtert sich in Sachen Kundenorientierung, wenn man erfährt, dass man selbstverständlich bereit war, Top-Pianisten, die sich z.B. zur Marke Steinway bekannten und versprachen, ausschließlich auf Steinway-Flügeln zu konzertieren, mit individuellen Lösungen zu versorgen. Davon erfahren wir heute aus den Büchern des kürzlich verstorbenen deutschen Klavierbauers Franz Mohr, der als Konzerttechniker die weltbesten Steinway-Pianisten betreute. Das Versprechen der Pianisten, sich an diese Marke zu binden, hat dazu geführt, dass wir auf den Bühnen der Welt die Monokultur der Flügel dieser Marke erleben. Die Gründung der eigenen Konzertagentur Concert & Artists in Verbindung mit der Steinway-Artist-List war neben dem Bau und der raffinierten Anlage der Steinway-Hall als Konzertbühne und Showroom der zum Verkauf bereiten Pianos, an denen die Konzertbesucher vor und nach den Konzerten vorbeigehen mussten, die bedeutendste Marketing-Maßnahme William Steinways. Die Zusage der Pianisten-Elite, ausschließlich auf Steinway-Flügel zu spielen, führte dazu, dass auf allen relevanten Bühnen, in allen Hochschulen und besseren Musikschulen, ein Steinway-Flügel zu finden ist. Mit Hilfe der eigenen Konzertagentur organisierte er Tourneen mit großen Stars, die sich dadurch auszeichneten, dass z.B. die 200 Konzerte Anton Rubinsteins 1872 und die 115 Konzerte Jan Panderewskis 1891 alle ausschließlich auf Steinway-Flügeln gespielt wurden. Der Geniestreich des Managers William Steinways bestand in der Idee, die boomende Kategorie des Klavierkonzerts als Marketinginstrument zu benutzen. Seine stringente Ausrichtung auf dieses eine Element des Klavierspiels, führte dazu, dass nachfolgend die gesamte Orientierung im Klavierbau sich daraufhin ausgerichtet hat - und wir deswegen inzwischen zu Hause für unsere Nachbarn zu laute Klaviere stehen haben. Genau diese Fehlentwicklung bot den Japanern eine großartige Gelegenheit zum Ein- und Aufstieg mit der neuen Kategorie des Silent Pianos, das ein Hybridpiano ist. Durch die von William Steinway umfassend organisierten großen Konzerttourneen mit Toppianisten ausschließlich auf den Flügeln der eigenen Marke wurde das Publikum langfristig ähnlich manipuliert, wie das der neoliberale Walter Lippmann über 56 Jahre später in seinem Buch über Die Öffentliche Meinung beschrieben hat. Darin liegt der Schlüssel zum weltweiten Erfolg des Unternehmens Steinway, das seit 2013 dem Hedgefondsmanager John Paulson, gehört, der das Unternehmen Steinway & Sons mit einem immer noch hohen kulturellen Image für seine politischen Pläne zu benutzen gedenkt. Man nennt diese Form des Sponsorings bzw. der Übernahme ganzer Firmen mit dem Ziel eines positiven Imagetransfers Whitewashing.

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Es gibt immer einen Ausweg. Kreative Pädagogik ist gefragt.

Eingriff ins Werk - Klavierpädagogik am Limit

Anfangs bestanden musikalische Werke in der Weitergabe aus dem Gedächtnis aus einem groben Muster. Dann entwickelte sich die Notenschrift. Man konnte Musik speichern, indem man sie in Noten auf Papier schrieb. Zur Zeit von Johann Sebastian Bach (1685 - 1750) sollen Kompositionen am Anfang und Ende noch offen gewesen sein, da Musiker in dieser Zeit in der Klassik noch frei improvisieren konnten. Daran anschließend entwickelte sich das genauere Notensystem. Eine Unart, den Freiraum der Musiker immer stärker einzuschränken. In der Konsequenz ging die Fähigkeit zur freien Gestaltung (Improvisieren) zu Gunsten der kirchlichen Tradition der komponierten und rituell wiederholbaren Psalmodien und Choräle... verloren. Stattdessen trat die Werktreue. Damit in Verbindung steht der Name Peter Raabe, dem als Präsident der Reichsmusikkammer zur Zeit des Nationalsozialismus die Werktreue... ein wichtiges Kriterium für ein sauberes Musikleben... war. Die Werktreue wurde zum Maßstab für die Interpretation. Dahingehend wurden die Schüler von den Musikpädagogen erzogen. Das führte zu einem unauflösbaren Konflikt für die Pädagogen an der Front der leistungsorientierten Musikausbildung. Sie erlebten nämlich hautnah all die Probleme, die man bekommt, wenn man intensiv übt, aber die industriellen Werkzeugmacher den Anspruch an die Ergonomie der Instrumente einfach ignorieren! Das erklärte Ziel der Ergonomie besteht nämlich darin, die Arbeitsgeräte für eine Aufgabe so zu optimieren, dass... die arbeitenden Menschen möglichst wenig ermüden und geschädigt werden. Das dies nachvollziehbar nicht gegeben war und wohl keiner der Musikprofessoren einen annähernd guten Draht zur Klavierindustrie hatte, wie zu Beginn der industriellen Klavierproduktion ein paar männliche Pianisten, sah man sich genötigt, ein Tabu zu brechen, nämlich das der Werktreue:

Für werdende Profis mit zu kleinen Händen, denen man seitens der Industrie keine individualisierten Klaviaturen zur Verfügung gestellt hat, legitimierten die Musikprofessoren die Anpassung der Komposition an die körperlichen Bedingungen der Übenden. In einigen Fällen haben sie einzelne Noten weggelassen. Bei zu weiten Griffen für einen komplexen Akkord lösten sie die die Überforderung durch die Gleichzeitigkeit des Anschlags in ein Nacheinander, also in ein Arpeggio auf.

Daher ist es an dieser Stelle erlaubt, den nächsten sinnvollen Schritt gleich anzuschließen: Denn das ist die beste Gelegenheit herauszufinden, wie man individuell mit zu breiten Tasten umgehen sollte, wie nämlich welche Musik oder welche Art des Spielens für einen selbst am besten passt. Fangen Sie doch gleich damit an, Ihre eigene Musik zu finden. Spielen Sie die Tasten so, wie es für Sie stressfrei möglich ist! Werden Sie kreativ! Entfalten Sie Ihr Potenzial! Die Zeit ist reif dafür. Auf diesem Weg der Selbstfindung werden Sie mehr Freude haben und als Selbstlerner wachsen können. Das ist der bessere Weg als wenn Sie versuchen, ausgetretenen Pfaden folgen, die Ihnen Schmerzen bereiten und Sie Misserfolge verarbeiten müssen, nur weil die Tasten nicht zu Ihren Händen passen! Wenn Sie sich über den Klavierklang entspannen wollen, dann müssen Sie auch bereit sein, Ihre Spielweise so anzupassen, dass Sie Freude und Erfolg haben, um sich dabei entspannen und aufbauen zu können. Das ist das Mögliche, wenn eine Anpassung der Klaviatur 2024 unbezahlbar und somit unmöglich ist. Insgesamt ist das Thema der Monokultur, also eine genormte Größe für die gesamte Vielfalt der Menschheit für die Bedienoberfläche eines komplexen Tasteninstruments ein weiterer Punkt, an dem man sich als Klavierbesitzer von Händlern und Herstellern gelinde gesagt verschaukelt vorkommen muss.

Das folgende Video ist verlinkt zu Youtube. Dort sollten Sie zuerst alle Bedingungen ablehnen, da diese nicht notwendig sind. Dann können Sie das gut gemachte Video sehen, in dem der Vergleich zwischen dem Musizieren und einem Leichtathletik-Wettbewerb gezogen wird: Alle starten mit der gleichen Schuhgröße!

Pianisten mit kleineren Händen machen ihr Rennen in den falschen Schuhgrößen!

Zu diesem Video passend ein weiteres Video mit der Fallbeschreibung des eigenen Wegs zu einer schmaleren Klaviatur, die Geschichte des Pianisten Lionel Yu. Sie gipfelt darin, dass er 2022 die großen Hersteller Steinway, Roland, Kawai und Yamaha angeschrieben hat, das Problem schilderte und um eine Stellungnahme bat. Er bekam sogar eine Antwort! Daraus geht hervor: Wir können nichts ändern, da die Gewinnspanne zu klein ist. Somit ist das Anliegen des Kunden für Firmen von der Größenordnung wie Yamaha und Kawai nicht lösbar (im Video bei Minute 9:44). Steinzeit-Marketing. Der Gewinn wird einseitig bei der Industrie verortet, die wissentlich die Probleme ihrer Klientel in Kauf nimmt! Das Makabre an dieser Geschichte ist: Yamaha wusste also Bescheid, als es zusammen mit Kawai über die vergangenen rund 20 Jahre vermutlich circa 30 Millionen Pianos mit der Normklaviatur nach China verkauft hat! Sehen Sie Piano's Darkest Secret:

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Die Entwicklung hätte vor über 60 Jahren in Deutschland einen positiven Verlauf nehmen können

Kennen Sie die Geschichte von Otto Goldhammer?

Lange vor Christopher Donison und David Steinbuhler gab es in Deutschland einen Musikprofessor an der Uni Leipzig, der das Problem der zu breiten Tasten für kleinere Hände nicht nur erkannte, sondern auch eine Lösung konstruiert hat. Es hieß Otto Goldhammer. Als er sich für die Finanzierung an seinen Öffentlichen Auftraggeber wandte, lehnte dieser eine Finanzierung mit dem folgenden Argumenten ab:

Da es bereits einen Standard gibt, müsste man neue Standards schaffen. Diese würden aber ein Auflösen des alten Standards bedingen.

Was heißt das? Nun, das ist ein Argument. Es zeigt die Denkrichtung auf. Man ist nämlich lieber bereit, zu akzeptieren, dass die aktuellen Gegebenheiten viele benachteiligen, als das zu ändern, da die Veränderung zur Benachteiligung weniger führen könnte. Eine dritte Lösung hat man gar nicht auf dem Schirm.

Was machte die Industrie daraus? Ein absolutes Totschlag-Argument: Die INDIVIDUALISIERUNG würde ja massenhaft zu Benachteiligungen führen.

Das richtet sich ganz konkret gegen die für Europa und die Menschheit wesentliche Entwicklung, dass man der Persönlichkeit und Indivualität immer mehr Raum und Rechte einräumte. Das hat selbst in Europa nicht ohne Reibung funktioniert. So wurden die Gefühle und das Zeigen, Leben von Gefühlen bei uns anfangs mit der Hexenverbrennung und der Vernichtung der weisen Frauen genauso strikt unterdrückt wie heute in Afghanistan und dem Iran, wo die Welt es hinnimmt, dass Frauen brutal entrechtet werden. Die daraus resultierenden Einschränkungen haben für die aktuelle Entwicklung der Musikinstrumente im Rückblick höchst interessante Auswirkungen auf den nun möglich werdenden emotionalen Charakter von Musik. Der Neoliberalismus zeigt sein wahres Gesicht, wenn sich Industrievertreter heute trauen, Paradigmen einer veralteten industriellen Produktion gegen die wichtigsten Werte der kulturellen Entwicklung der Menschheit, Individualität und Persönlichkeit, anzuführen.

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Der Siegeszug der App Simply Piano

Ethos in der Klavierpädagogik

Kennen Sie die Lern-App Simply Piano? Mit dieser App kann man das Noten lesen und darauf aufbauend einzelne Stücke am Klavier lernen. Diese App ist extrem erfolgreich, wird also intensiv genutzt, da sie einem die freie Wahl bietet, was man wann lernen möchte. Sie ist eine zeitgemäße Alternative zum herkömmlichen Klavierunterricht mit Klavierlehrer, da

  • der Klavierlehrer relativ teuer sein kann,
  • der Lehrer meist vorgibt, was gelernt wird,
  • der Klavierunterricht zu festen Zeiten meist verbunden mit Fahrten zum Klavierlehrer verbunden ist,
  • man dort ebenso zuerst Noten und dann das Spielen nach Noten lernt.

Außerdem kann man die App mit diesem tollen neuen Gerät, mit dem Smartphone, nutzen.

Wie reagieren die Klavierlehrer auf diese neue Möglichkeit des Digitalen Lernens? So wie fast alle Lehrer auf das Digitale Lernen reagieren: Sie verteufeln es, blenden es soweit wie möglich aus, beschäftigen sich in der Regel nicht damit, wissen demnach gar nicht, worum es konkret geht. Im Übrigen fehlt unseren Klavierlehrern meist jegliches Verständis dafür, warum vor allem die jungen Leute kaum noch Lust auf technisch schwierigen Werke von Beethoven etc. haben. Viele jungen Menschen folgen nicht mehr dieser extrovertierten Art des Musizierens vor anderen. Das ist nicht erst seit Glenn Gould out. Die Menschen suchen eher die introvertierte Art des Musizierens für sich selbst, für ihre Entspannung und einfach zum Spaß, wenn sie z.B. zu einem bekannten Hit mit ihrem Piano dazu spielen, also mit-spielen, könnten! Es gibt sogar den Trend des Piano to Go und dazu passend ein Go:Piano von einem Digitalpianohersteller, von dem Sie nicht vermuten würden, dass auch er aus Japan kommt, nämlich von Roland. Nicht nur die Kids ziehen alternativ zur Klassik plötzlich Filmmusiken, Musik zum Träumen oder sogar Kompositionen von Ludovico Einaudi vor. Von diesem unübersehbaren Trend berichten so ziemlich alle Klavierlehrer. Doch kaum einer ist gerne bereit, dieser Richtung mit entsprechenden Angeboten zu folgen. Die naheliegende Konsequenz, das Spektrum der Instrumente vom Akustikpiano mit nur einem Klang auf digitale Tasteninstrumente mit zeitgemäßen Sounds zu erweitern, wird nur in den allerwenigsten Musikschulen überhaupt angeboten. Dazu passend deckt auch die Entwicklung der modernen Hybridpianos bislang das zeitgemäße Spektrum der klanglichen Möglichkeiten nicht ab. Es gibt zwar inzwischen den Sonderfall, dass der kleinste Klavierbauer Deutschlands, die Firma Steingraeber aus Bayreuth, einen Flügel namens Transducer anbietet, der einen Transducer, also einen Digital-Analog-Wandler auf dem Resonanzboden montiert hat, was die Japaner seit spästenes 2013 praktizieren. Sehen Sie hier eine Präsentation anlässlich der Musikmesse 2013:

Darüber hinaus hat Steingraeber erstmals die bekannte Audio-Software von Pianoteq in den großen Flügel integriert. Doch bislang wird dieses Monster an Instrument nur für die Neue Musik genutzt, die zum Zeitpunkt ihrer Entstehung Anfang 1900 die Chance hatte, sich zu einer Form der zeitgemäßen Musik zu entwickeln. Davon zeugen große Namen, die sich mit der zeitgemäßen Transformation der Musik intensiv beschäftigt haben: Igor Strawinsky, Bela Bartok sowie Ferruccio Busoni, der nicht nur dahingehend spielte und komponierte, sondern sogar den Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst verfasste und publizieren ließ. Doch die Entwicklung verlief anders. Die Neue Musik blieb ein Experimentierfeld. Gleichzeitig feierte der Jazz mit seiner Verwendung von euroäischen Tonsystemen (Kirchentonarten), Melodik, Harmonie und Instrumenten gepaart mit einer eigenen Rhyhtmik und dem Schwerpunkt auf Improvisation seine Geburtsstunde. Der Jazz entwickelte sich zu dem, was die Neue Musik bestimmt gerne wäre, nämlich eine Stilrichtung der Musik, die zum einen die Basis vieler Stile wurde, und sich heute mit zahlreichen anderen Stilen erfolgreich vermischt und diese wesentlich angereichert hat. In Deutschland wurde der Jazz von den Nazis rassistisch verfolgt und daher bis heute nur von wenigen Musikschulen oder Jazzlehrern angeboten. Doch genau dieser Punkt, nämlich der musikalische Stil, mit dem man sich beschäftigt, ist quasi der Tipping Point, zu deutsch Kipppunkt, für die weitere Entwicklung der Musikinstrumente. Davon berichte ich auf meiner Homepage über die Hybridpianos im Zusammenhang mit dem Standard MIDI 2.0, und hier vor allem mit dem ganz neuen Standard MIDI Polyphonic Expression (MPE), der nämlich eine KeyVolution auslöst, die uns mittels Sensoren nahezu das gesamte Spektrum des emotionalen musikalischen Ausdrucks direkt in unsere Finger gibt. Das ist die Schwelle zur musikalischen Transformation, an der sich die Entwicklung der Musikinstrumente und insbesondere die Tasteninstrumente gerade befinden.

Zurück zum Lernen: Schaut man Kindern bei deren Entwicklung zu, könnte man das Lernen lernen. Im Transfer wäre es sinnvoll, auf die zeitgemäßen Kundenwünsche einzugehen, die nämlich Ausdruck eines sich massiv verändernden Zeitgeistes sind. Würde sich also der Profi einfach mal aufmachen, um die digitalen Angebote des Lernens kennenzulernen, dann könnten daraus ebenso zeitgemäße kundenorientierte Dienstleistungen entstehen. Wenn man nämlich um die Stärken und Schwächen der neuen Möglichkeiten weiß, kann man z.B. im Brainstorming auf die Suche gehen, wo es interessante und für die Kunden wertvolle Schnittstellen zwischen Alt und Neu gibt. Exakt das sagt man über das Lernen in der Zukunft, dass es kein Entweder-Oder, sondern ein Sowohl-als-auch, also eine Kombination aus digitalem und gecoachtem Lernen geben wird. Das neue Lernen heißt dann nicht Hybridlernen, sondern Blended Learning oder Integriertes Lernen. Sie ahnen es schon, das setzt voraus, dass aus dem oldschool Klavierlehrer ein zeitgemäßer Pianocoach würde, was am Markt sicher cool ankommt!

Aus Mangel einer Diskussion über die Motivation zur eigenen anstehenden Entwicklung im Zusammenhang mit den gravierenden Veränderungen in unserer heutigen Welt machen die meisten Klavierlehrer weiter wie bisher. Sie haben ja auch ein starkes Argument, das ihrem Angebot und Geschäftsmodell eine hervorragende Stellung gibt. Dieses Unterrichtsmodell basiert auf der Erkenntnis:

  • Jeder Mensch ist einzigartig
  • Jeder Mensch lernt anders, nämlich individuell.
  • Der Klavierlehrer verfügt über die Kompetenz, für jedes Individuum dessen besten Lernweg zu ermöglichen.

Diese so nicht ausdrücklich formulierte Einstellung zeigt sich im Preismodell. Angeboten werden Gruppenunterricht und Einzelunterricht. Der Einzelunterricht ist teurer und manchmal auch noch in unterschiedliche Zeitmodelle gegliedert. Das verrät doch eindeutig, was den höchsten Wert hat: Das ans Individuum angepasste individualisierte Lernen!

Der Duden sagt, Ehtos sei eine vom Bewusstsein sittlicher Werte geprägte Gesinnung. Die Individualisierung des Zugangs eines Musikinstruments an die individuellen Gegebenheiten des Nutzers, ist bei anderen Instrumenten längst normal. Dass sich die Klavierindustrie dennoch traut, die Problemlösung als Angriff gegen ihre Lieblingsklientel von Anfang 1900, nämlich die großen männlichen Konzertpianisten, misszuverstehen, und daher die Problemlösung als das eigentliche Problem definiert, ist eine Art von Umkehrung, die einem ebenso den Magen umkehrt. Aber wie hätte die Industrie alternativ reagieren können?

Auf die gewinnbringende Alternative, nämlich auf das nächst liegende Marketing kommt jeder, falls man dazu auch nur ein kleines bisschen Bezug hat, wie das eigentlich der Fall sein müsste, wenn man Unternehmer ist... Hätte man die Individualisierung als einen Bedarf an Leistungen mit entsprechenden Angeboten und Lösungen bereits wie Otto Goldhammer unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg aktiv unterstützt, dann würde das bedeuten:

Wir hätten heute in jeder Institution und Konzerthalle entweder mehrere Flügel oder wenigstens einen Flügel mit einer Anzahl von Wechselmechaniken in verschiedenen Größen zur Auswahl. Der Endkunde würde beim Probespielen im Geschäft ganz selbstverständlich individuell vermessen, und man würde ab Werk eine zu ihm passende Klaviatur gegen einen geringen Aufpreis - oder besser noch kostenlos als einen zeitgemäßen Service! - einbauen. Man hätte also schon längst ein viel intensiveres Geschäft verbunden mit noch weitaus erfolgreicheren und zufriederen Kunden initiieren können. Dann wäre sicher die naheliegende Idee entstanden, ein Kinderklavier zu entwerfen und anzubieten, das

  • nicht nur eine geringere Bauhöhe,
  • sondern auch schmalere Tasten und
  • einen geringeren Tonumfang hat,
  • weshalb es insgesamt günstiger produziert und angeboten werden könnte,
  • was für Eltern die Investition gerade beim Einstieg einladender gestaltet hätte.

In letzter Konsequenz hätte man schon längst die bereits vorhandene Modul-Bauweise bestehend aus

  • Klangkörper, davon wird die Gussplatte extern in einer Gießerei produziert,
  • Spielwerk, das zugekauft wird,
  • Klaviatur, die zugekauft wird, und
  • dem Möbel als Umbau, das aus dem Klavier ein Musikmöbel mit einem optischen, also äußeren Mehrwert macht,

vielfältig erweitert. Sonderwünsche individueller Art wie

  • die Auswahl verschiedener analoger Filter in Form der einfachen Austauschbarkeit der Materialien, die man bei dem sogenannten Moderator verwenden kann, der mir ein dauerhaft leiseres Klavierspiel entsprechend dem gewählten Material mit verschiedenen Klangnuancen ermöglichen würde,
  • im Klavier die Funktiosweise des Leisepedals als Una-Corda identisch zum heutigen Flügel, wie das Anfang 1900 noch bei vielen Klavierbauern üblich war,
  • im Klavier die zum heutigen Flügel identische Repetitionsmechanik, die Anfang 1900 Seiler entwickelt hatte,
  • Tonabnehmer im Klavier, wie das ebenso schon einmal in Deutschland von Ferdinand Manthey als Stereopiano gebaut worden ist, verbunden mit dem gesamten Riesenpotenzial der unterschiedlichen Pickups wie es von den Gitarren bekannt ist,
  • eine MIDI-fähige Klaviatur, die den Anschluss des Klaviers an den PC ermöglicht, und wie sie heute in jedem Silent- und Hybrid-Piano sowie in jedem modernen Digitalpiano zu finden ist,
  • ...

wären für den Markt kein individuelles Problem, sondern aus Sicht eines gesunden Marketings eine Gelegenheit für ein gutes Geschäft und darüber hinaus für die Industrie im Verbund mit dem Handel der Impuls für die eigene Entwicklung hin zu der längst vorhergesagten Individualisierten Massenproduktion, der Mass Customization, gewesen. Dieses tatsächlich kundenorientierte Marketing hätte letztlich aufgrund der individuellen Lösungen zu einer entsprechend höheren Kundenzufriedenheit geführt. Man hätte quasi ein Marketingparadies kreieren können - anstatt eine Servicewüste zu hinterlassen. All dieses schier Unglaubliche und mehr hätte hier, in Deutschland, von dieser Klavierindustrie ermöglicht werden können und so im konstruktiven Dialog mit dem Kunden zu einer insgesamt gesunden Entwicklung beigetragen. Eine solch positiver Trend und eine derart konstruktive Einstellung zum Kunden hätte auch massiv etwas mit der Einstellung und Zukunftsorientierung im Lande gemacht. Die Monokultur im Angebot ist eine ganz konkrete Form der Industriepolitik, die sich letztlich gegen den Menschen richtet. Diese Menschen sind die Kunden mit den Bedürfnissen der informierten Menschen im 21. Jahrhundert.

Exkurs: Genauso ist das übrigens bei Steinways Markterfolg mit dem Selbstspieler Spirio, der heute schon 40 % des Jahresumsatzes von Steinway ausmacht. Spirio war 2017 von dem seit 2013 neuen Eigentümer Steinways, John Paulson, gezielt als ein Angebot an die Superreichen gedacht, mit denen sich der Hedgefondsmanager John Paulson wesentlich besser auskennt, als mit den Klavierspielern dieser Welt. Die schütteln nämlich in der Masse über diesen aus ihrer Sicht unbegreiflichen Entwicklungsschritt ausgerechnet dieser Firma, die eben durch den Kontrakt mit den Pianisten so außergewöhnlich wachsen konnte, verständnislos den Kopf. Das Angebot an die Klientel mit ausreichend überflüssigem Kapital lautet konkret, dass sie sich endlich einen Steinway leisten können, OHNE das Klavier spielen lernen zu MÜSSEN. Spirio ist der Gag auf der Party. Dabei spart man sich die 500 Dollar für den Barpianisten und genießt die erstaunliche Performance der Maschine.

Fortsetzung: Doch wie ging die Geschichte tatsächlich weiter? Was geschah anstelle meiner oben ausgeführten positiven Vision? Das Marketingziel der Kundenorientierung der Klavierhersteller hat man auf dem Stand von Anfang 1900 belassen, wenn es darum ging, dem Endkunden Mehrwerte durch die Auswahl der Furniere sowie die Aufwendigkeit der Furniere für das Klangmöbel zu verkaufen. Man hat sich anstelle einer gelebten Kundenorientierung früh für Monokultur und die grauenhafte Phantasielosigkeit der Paradigmen der Industrie entschieden und sich damit gegen die Masse seiner Kunden positioniert, die nur noch mit Massenprodukten mit dem immer gleichen Leistungsspektrum abgespeist wurden.

Doch in der Massenproduktion hat uns schon längst Japan abgehängt. Daher konnte auch Japan gerade erfolgreich nahezu den gesamten neuen Markt in China bedienen. Die Japaner haben darüber hinaus wesentlich mehr zeitgemäße Auswahl-Möglichkeiten mit den Hybridpianos entwickelt. Aber auch sie unterliegen am Ende den Industrieparadigmen. Daher favorisieren unsere Freunde aus Ostasien nun das Digitale Hybridpiano als das aus ihrer Sicht wünschenswerte Klavier der Zukunft. Wodurch zeichnet sich diese Variante aus? Das aus ihrer Sicht ideale Zukunftsklavier verfügt fürs Spielgefühl über alle analog relevanten Anteile wie lange Tasten und ein echtes Spielwerk. Aber es hat keine Saiten mehr. Das ist natürlich optimal in einer Zeit, in der z.B. die Klavierstimmer aussterben. D.h., die Möglichkeit zum Verzicht auf Service könnte die Lösung eines Problems sein. Das positive Potenzial, das in dieser Entwicklung steckt, hat aber bislang noch kaum ein Klavierbauer erkannt und daher auch nicht im Angebot. Lediglich das von Seiler circa Mitte 1900 entwickelte Modell einer zu MIDI fähigen Flügelklaviatur soll den bislang bekannten Rahmen des Möglichen wesentlich überschritten haben.

Warum also sollten sich unsere Klavierpädagogen dem geistigen Modell einer Industrie anschließen, die deutlich sichtbar im Niedergang ist? Anfang 1900 gab es nur in Berlin 180 Klavierfabriken. Heute gibt es in Deutschland nur noch 9 Klavierhersteller, von denen ein Drittel bereits den Asiaten gehört: Grotrian und Schimmel sind in chinesischem, Seiler ist in koreanischem Besitz. Der Rest sind größtenteils ziemlich kleine Firmen. Im Bund Deutscher Klavierbauer werden aktuell 13 Hersteller aufgeführt, von denen 3 nicht deutsch sind und einer, nämlich Neupert in Bamberg, sich schon längst auf die Produktion historischer Tasteninstrumente beschränkt hat. Der österreichische Edel-Klavierbauer Bösendorfer gehört seit 2008 Yamaha (Japan). Die Premiummarke Steinway & Sons gehört seit 2013 dem Hedgefondsmanager John Paulson, der im Mai dieses Jahres offenbart hat, unter Trump Finanzminister werden zu wollen. Das heißt konkret, bei Steinway & Sons handelt sich um den Fall, dass ein Mann versucht, das positive Restimage der Marke vor deren endgültigen Weg nach China, das Angebot aus China über 1 Milliarde Dollar als Kaufpreis für Steinway liegt schon seit August 2018 auf dem Tisch, für seine politisch äußerst bedenkliche Karriere zu missbrauchen.

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