Klavier spielen ist eine wunderbare Angelegenheit! Häufig höre ich von Menschen mittleren Alters, dass sie glauben, das Klavier spielen verpasst zu haben, wenn sie es nicht schon als Kind lernen konnten. Offensichtlich ist es in der Breite noch nicht angekommen, dass lebenslanges Lernen auch das Klavier spielen lernen einschließt!
Klavier spielen bietet eine Vielzahl von wichtigen Funktionen. Denn die Musik ist die Sprache der Gefühle. Beim Musizieren geht also darum, die eigenen Gefühle ausdrücken zu können, um sich über diesen inneren Dialog harmonisieren zu können. Das heißt, das Musizieren hat sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts von der elitären Kunstform zu einem Massenphänomen entwickelt, da es die Menschen für sich als eine wirkungsvolle Maßnahme gegen den zunehmenden Stress entdeckt haben. Damals wie heute ist die Sehnsucht nach Wohlbefinden als Voraussetzung für Gesundheit der wesentliche Antrieb für das Musizieren.
Darüber hinaus geht es beim Klavier spielen um Persönlichkeitsentwicklung. Daher ist es von wesentlicher Bedeutung, wenn uns die Musikindustrie heute den passiven Genuss jeder musikalischen Stilrichtung ermöglicht. Das passive Hören von Musik betrifft aber lediglich unser Stimmungsmanagement. Das heißt, unsere Stimmung verändert sich entsprechend der gehörten Musik. Das große Potenzial der Musik liegt jedoch beim aktiven Musizieren! Denn es beinhaltet die Ebene der körperlichen Tätigkeit, die für unsere eigene Entwicklung elementar ist. Erst die Verbindung von körperlicher Tätigkeit mit den Möglichkeiten des menschlichen Geistes, macht die Musik für uns wertvoll, da sie mit einer Vielzahl an Inhalten verbunden werden kann:
Klavier spielen bietet den Menschen in jedem Alter reizvolle Herausforderungen. Denn das Thema LERNEN bleibt eben lebenslang ein wichtiges Thema. Und auch beim Lernen spielen die Gefühle eine zentrale Rolle. Denn zum einen werden die Lerninhalte mit einem Gefühl verbunden und erst durch diese Kombination speicherbar. Zum anderen werden Routinen und somit automatisierte Bewegungen genau dort dauerhaft gespeichert, wo die Hirnforscher den Sitz unserer Gefühle geortet haben. Wenn ich über die Musik dazu motiviert bin, mich mit dem Lernen erfolgreich zu beschäftigen, dann gelingt mir nachfolgend der Transfer von der Musik in andere Lebensbereiche. Hier bekommen die Klavierlehrer in Ihrer Rolle als Pädagogen sowie in ihrer zeitgemäßen Ausrichtung als Pianocoaches eine wichtige Funktion.
Das Klavier als Musikinstrument und somit als Werkzeug, um damit die eigenen Gefühle in einer möglichst großen Bandbreite ausdrücken zu können, hat sich über 300 Jahre entwickelt. Die geniale Idee bestand darin, das Spiel eines Hackbrettspielers über die Hammermechanik nachzubilden sowie mit dem sensiblen Bedienfeld der Klaviatur nicht nur für zwei Hände sondern für die weitaus geschickteren 10 Finger zugänglich zu machen. SENSIBEL ist die Klaviatur deswegen, da sie am Klavier heute aus 88 Tasten besteht. Der Begriff TASTE stammt von dem italienischen Wort TASTO und bedeutet ins Deutsche übersetzt: Das Werkzeug zum Tasten! Als es dann über 100 Jahre nach dieser Erfindung technisch möglich wurde, Filz über die Holzkerne der Klavierhämmer zu spannen, hatten zahlreiche Cembalo- und Klavierbauer ein Instrument entwickelt, an dem man nicht nur seine Gefühle von piano bis forte ausdrücken konnte, sondern bei dessen Wohlklang man sich wunderbar entspannen und wohlfühlen kann! Daher bewerten Klavierspieler die Qualität eines Pianos mit den Kriterien ihrer Gefühlsebene. Diese betreffen
Nur wenn diese 3 Kriterien entsprechend der Erwartungshaltung der Klavierspieler stimmig sind, kann das Piano seine Funktion als Gefühlsausdruckswerkzeug im Rahmen der Selbstharmonisierung erfüllen.
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