Vom Missbrauch zum Gebrauch von Musik

Für die Zukunft lernen

Aufforderung zur Verallgemeinerung

Meine Gedanken führen zur Erkennung einiger Muster. Diese Muster sind nicht beschränkt auf die Anwendung in einer Region, sondern sicherlich unabhängig vom Land. Sie gelten also nicht nur für die in diesem Blog immer wieder genannten Chinesen, sondern ebenso für deutsche Familien oder Kinder und Eltern jeder anderen Nationalität. Seien Sie sich also nicht sicher, wenn Sie mit dem Finger auf die anderen zeigen wollen!

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Kann man Kinder einfach und gleichzeitig effizient motivieren?

Klassikboom auch ohne Bildungsreform

Aus meinem Blog zum Thema Klavierboom in China beendet sind noch die folgenden Fragen offen: Was steckt eigentlich hinter dem Klavier- bzw. Klassikboom der Chinesen, die nicht in China leben? Gelingt ausgerechnet den Auslandschinesen eine intrinsische Motivation zur westlichen Klassik als Gegenstück zur extrinsischen Motivation über die Bildungsreform und die damit verbundenen Lebensziele in China? Und warum betrifft das seltsamerweise nur die Kinder – und nicht etwa auch die Erwachsenen, also die Eltern der Kinder?

Die letzte Frage lässt schon vermuten, dass das Lernen von klassischen Instrumenten nichts ist, was dem Menschen ganz allgemein nutzt, sondern irgendetwas davon nur für Kinder gut ist. Denn ansonsten würden ja in allen Familien Mama, Papa und alle Kinder musizieren. Nach ein paar Jahren könnte in diesen Wohnungen dann eine harmonische Hausmusik durch das familiäre Kammerkonzert erklingen. Aber genau diese an und für sich logische und schöne Vision findet nicht statt.

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Was ist bei asiatischen Müttern anders?

Mütter in der Rolle als Multiplikatoren

In chinesischen Familien scheint mir die Ehefrau und Mutter die antreibende Kraft zu sein. Häufig erlebe ich, dass sowohl der Vater als auch die Mutter am PC sitzen. Sie sind im Umgang mit den zeitgemäßen Medien fit. Wie vermutlich überall auf der Welt organisiert die Frau das Familienleben, während der Mann im Beruf ist. Zumindest bis zu der Zeit als das Homeoffice normal wurde, organisierte und kontrollierte im Wesentlichen die Mutter das Leben der Kinder zu Hause.

Wer sich mit Asien beschäftigt, der weiß, dass ganz Asien eine enorm aufsteigende Region ist. Die Leute dort sind nicht nur fleißig und als Arbeitskraft günstiger als die Konkurrenten vor allem im Westen, sondern sie sind dem Neuen gegenüber auch sehr aufgeschlossen. Daher sind die Produktionen in Asien selbst in kleinen Ländern wie Vietnam bereits auf einem technologisch sehr hohen Niveau. Das heißt: So gut wie alle Asiaten folgen dem Mantra Wir wollen in der Welt Spitze sein! Dieses Leitmotiv scheinen vor allem die Frauen verinnerlicht zu haben. Und sie vermitteln diese Einstellung an ihre Kinder.

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Solange Kinder geliebt werden wollen, sind sie brav.

Motivationsregel Nummer 1: Kontrolle

Folglich sind auch die Eltern bzw. die Mütter die Ansprechpartner der Klavierlehrer. Diese delegieren den Druck zum Üben auf die Eltern. Das macht doppelten Sinn. Denn zum einen können ja nur die Eltern zu Hause das Üben kontrollieren. Und zum anderen sind die Klavierlehrer damit von der unangenehmen Rolle des Erzeugens von Druck auf die Kinder befreit. Die Klavierlehrer können als Freund und Partner der Kinder auftreten, was das Lernen durch eine gute Schüler-Lehrer-Beziehung begünstigt.

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Erziehung via Manipulation

Manipulation des Egos über die Eitelkeit

Der Druck, den Eltern aufbauen müssen, damit ihre Kinder die Klassische Musik fleißig und regelmäßig üben, ist enorm. Das ist den Eltern bewusst. Damit man nicht wie früher den Stock schwingen muss, spricht man die Eitelkeit der Kinder und damit deren Ego an. Dies gelingt über die Vorspiel- oder Schülerkonzerte der jeweiligen Musikschulen. Sie sind ein wichtiger Teil dieses fremdbestimmten Wegs der Reproduktion der von anderen komponierten Musik und im Fall der Auslandschinesen auch kulturell fremder Musik. In mehrfacher Hinsicht ideal sind die in Deutschland bereits installierten Wettbewerbe von Jugend musiziert. Der Wettbewerb Jugend musiziert geht über das Schülervorspiel hinaus. Denn nun stellt man sich einem Vergleich und kann sich in einer Rangliste für höhere Wettbewerbe qualifizieren. Durch die Bewertung, das Ranking und den Wettbewerb bekommt das Klavierspiel ein klitzekleines bisschen den Charakter vom Gamification, d.h. man verändert etwas dahingehend, dass es einen spielerischen Charakter bekommt, und nutzt dessen Motivationsmöglichkeiten für den Wettbewerb und das damit verbundene Konkurrenzdenken. Alte Musikhäuser in meist dicht besiedelten Regionen, die erfolgreich den Übergang ins Internetzeitalter überstanden haben, organisieren ihre eigenen Klavierwettbewerbe. Ebenso haben die großen Marken der Klavierhersteller eigene Wettbewerbe und ganz oben steht der Steinway Klavierspiel-Wettbewerb mit dem Abschlusskonzert in Hamburg. Wer dorthin eingeladen wird und am Ende auch noch das Finale gewinnen kann, der hat zwar erst die unterste Stufe der langen Treppe zu den höchsten Weihen des Klavierspiels erreicht. Aber die Gewinner werden mit dem Gefühl belohnt, als wären sie schon ganz oben angekommen. Die Eitelkeit und somit das Ego sind also ein wesentlicher außenorientierter Motivationsfaktor, der als Zuckerle vor die Nase gehalten stärker wirkt, als die Peitsche auf den Rücken.

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Ist die Projektion von Kinderträumen der Eltern auf ihre Kinder in Ordnung?

Eigenmotivation der Eltern

Häufig hatten die Eltern den eigenen Wunsch, das Musizieren zu lernen, selbst einmal Star auf der Bühne sein zu dürfen. Doch das war zu deren Kindheit (noch) nicht möglich. Nun nutzen sie die Gelegenheit, ihren Kindheitstraum auf die Kinder zu übertragen. Das nennt man eine Projektion. Dieses Verhaltensmuster ist in der Psychologie bestens bekannt. Das Fantastische an der Projektion ist, dass man nun als Mama und Papa unmittelbar am Erfolg der Kids beteiligt wird, ohne all diese ermüdenden, wenig einladenden, tatsächlich anstrengenden Übungseinheiten zum Erlernen des Klavier oder Geige Spielens absolvieren zu müssen. Das eigene Ego, die eigene Eitelkeit, die über das Miterleben des Erfolgs der Kinder bzw. dessen ersehnte geistige Vorwegnahme gestreichelt werden, lassen einen dann schon mal die Hemmschwelle zu noch mehr Druck bereitwillig überschreiten.

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Wie kann man sich in einem Land wie Deutschland erfolgreich integrieren?

Wettbewerb als Chance zur Integration

Der Wettbewerb öffnet noch eine weitere großartige Gelegenheit. Betrachtet man die Wahlergebnisse sowie die Statements zahlreicher vor allem konservativer Politiker sowie die Produktionen ebenso konservativer Medien so könnte man meinen, wir Deutschen könnten andere nicht in unsere Gemeinschaft integrieren. Blickt man über den nationalen Tellerrand, so können auch Italiener und Franzosen scheinbar keine Integration. Schnell durchschaut man die Ursache, nämlich eine von auf den ersten Blick nicht offensichtlichen Kräften gewollte und medial unterstütze Hetze, die nicht wirklich auf Ängsten im jeweiligen Volk begründet wären. Sieht man sich auf unseren Straßen um, entdeckt man eine pulsierende Multi-Kulti-Gesellschaft, was völlig normal zu sein scheint. Der Widerspruch ist demnach offensichtlich, da trotz all der scheinbaren Ablehnung ein wunderbar buntes Straßenbild entstehen konnte. Doch das Bild täuscht. Denn bislang leben die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen nicht mit-, sondern nebeneinander her. Das Gemeinsame, das verbindende Element fehlt, um den Mehrwert des gesellschaftlichen Miteinanders zu ermöglichen. Gerade für die Musik liegen hier große Chancen gleichsam auf der Straße, um eine lebendige Multi-Kulti-Musikszene entstehen zu lassen, die eine verbindende Wirkung hätte. Diese Urkraft der Musik, also Musik mit seiner verbindenden Wirkung, gilt es zurückzuholen. Z.B. Ende des 19. Jahrhunderts, als die Nationen entstanden, nutzte man diese Megapower der Musik noch ganz bewusst, um im Volk Stolz auf sowie eine Identifikation mit der jeweiligen Nation zu erzeugen. In Italien stand dafür z.B. der großartige, da auch sozial engagierte Komponist Giuseppe Verdi und die Kategorie der Oper. Über das deutsche Klassikradio schreibt der Inhaber einer Konzertagentur und Autor Berthold Seliger, es würde 150 Jahre später immer noch ausschließlich deutsche Klassik senden. Durch die massive institutionelle Unterstützung der gleichen, aber inzwischen Alten Musik, ferner durch die um 180 Grad verdrehte Weltsicht, dass nämlich die Reproduktion auf einmal den gleichen Stellenwert haben würde, wie die Neues kreierende Kunst, sowie natürlich durch weitere Faktoren wie die Monopolisierung der Musiklabels etc. wurde aus der zeitgemäßen Musik hinsichtlich dieser emotional verbindenden Urkraft eine lahme Ente.

Unsere eingewanderten Mitbürger konnten sich längst erfolgreich integrieren. Viele leben in einem guten gesellschaftlichen Umfeld. Um diesen Status zu erreichen, ist es legitim, wenn man in einer auf Konkurrenz basierenden Gesellschaft den Weg über den Konkurrenzkampf beschreitet, um sich darüber für diese Gemeinschaft im Idealfall als systemimmanent, d.h. als ähnlich notwendig für das gesellschaftliche System wie z.B. eine Bank, zu integrieren. Dieses Ziel erreicht man zumindest tendenziell, wenn man die ersten Plätze der von uns vielfältig angebotenen Wettbewerbe belegt. Die Gelegenheit dafür ist ziemlich häufig. So listet das Musikinformationszentrum 584 Institutionen auf, die im Wesentlichen Musikwettbewerbe für die Klassik anbieten. Die Zauberkraft dieser großartigen Chance zur Integration zeigt sich am Ende der Musikwettbewerbe, wenn man auf dem Podest nur noch selten deutsche Sieger findet.

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Kann wiederholendes Lernen zu positiven Eigenschaften führen?

Überraschende Antworten offenbaren den Missbrauch von Musik

Wie erwähnt hat die chinesische Regierung durch die 2008 installierte Bildungsreform sowie durch die Subventionierung des gesamten Musikunterrichts für unsere Musikhochschulen in Deutschland eine Schwemme an asiatischen Studenten ausgelöst. Daher ist die Frage naheliegend, ob die z.B. in Deutschland lebenden chinesischen Eltern davon träumen, dass ihre Kinder z.B. Pianistinnen und Pianisten werden? Tatsächlich erhält man auf diese Frage eine wirklich überraschende Antwort: Nein, das wollen sie gar nicht. Wenn das aufgrund eines Talents geschehen würde, wäre es in Ordnung. Aber sie gehen eher davon aus, dass die Kinder nach der Pubertät das Musizieren beenden. Worin besteht dann aber der Sinn dieses Martyriums, das Kinder und Eltern gemeinsam durchleben? Es folgt die nächste überraschende Antwort: Man gehe als fürsorgliche Eltern davon aus, dass die Kinder über das zugegebenermaßen disziplinierende Lernen des klassischen Musizierens genau die Eigenschaften lernen und verinnerlichen, die man benötigt, um später ein Studium als Anwalt oder Mediziner erfolgreich absolvieren zu können! Musizieren lernen als eine neue Art von Willens-Doping?

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Das zu erwartende Geschäft bestimmt die Regeln. Passen wir uns an?

Hirndoping oder elegant Neuro-Enhancement

Damit sind wir direkt in unserer Zeit angekommen. Für die meisten Menschen unbemerkt arbeitet die Pharmaindustrie an einer besonderen Form des Dopings, nämlich dem legalen Doping. Legal wird Doping dann, wenn die dadurch erreichten Ziele mit den Paradigmen der Gesellschaft übereinstimmen. Dann darf man dieses Doping sogar legal finanzieren z.B. über unsere Krankenkassen. Nun sind Sie vermutlich gespannt, wie das soeben kryptisch Formulierte konkret aussehen kann. Die neue Form des Dopings zielt ab auf Neuro Enhancement. Das heißt übersetzt Neuronale Verbesserung oder verständlicher Hirndoping. Die konkreten Ziele lauten: Steigerung der Konzentrationsfähigkeit sowie Aufrechterhaltung der kognitiven Leistungsfähigkeit im Idealfall 24 Stunden – da der Mensch in Zukunft zum direkten Konkurrent mit der Maschine wird, die 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche und 12 Monate im Jahr läuft. Diese Ziele halten Sie für unmenschlich? Willkommen im Club! Aber: Das ist bereits Teil unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit. Folgende Beispiele werden Sie nicht überraschen:

  1. ADHS heißt Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung und ist angeblich eine Störung der neuronalen Entwicklung. ADHS wurde erst durch Bestreben der Pharmaindustrie in den Katalog der verschreibungs- und somit bei den Krankenkassen abrechnungsfähigen Erscheinungsbilder aufgenommen. Um Konzentrationsschwächen sowie Hyperaktivität medikamentös behandeln zu können, gibt es auf Rezept Ritalin.
  2. Ritalin wird z.B. Kindern verordnet, wenn vorher ein Arzt ADHS diagnostiziert hat. Dieses stimulierende Medikament wird aber auch für Personen in Führungspositionen ab 50 Jahren empfohlen, falls dies bemerken, dass man sich nicht mehr so wie früher alles merken kann. Die Psychodroge, verzeihen Sie, das verschreibungspflichtige Medikament Ritalin nehmen darüber hinaus ausgerechnet Medizinstudenten, um sich besser auf die Prüfungen des sogenannten Physikums vorbereiten und diese möglichst erfolgreich durchstehen zu können.
  3. In dem Buch Der größte Trade aller Zeiten von Gregory Zuckerman (nur noch gebraucht erhältlich) über den seit 2013 neuen Besitzer von Steinway & Sons, den Hedgefonds-Manager John Paulson, kann man lesen, dass bei Partys der besser gestellten Gesellschaft in USA sämtliche Drogen offen ausliegen. Kokain ist eine Droge, die Kriterien des Neuro Enhancements erfüllt: Die Stimmung wird bis zur Euphorie aufgehellt. Daher kann man im Kokainrausch nicht nur verrückte, sondern möglicherweise auch beste Ideen kreieren, und man fühlt sich leistungsfähiger.

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Bildung verändern, damit die Kids eine Chance zum Überleben bekommen

Die Systemänderung ist eine Frage des Überlebens

Verweilen wir noch kurz bei den Medizinstudenten: Der Studiengang Medizin ist überlaufen. Warum? Weil die Anerkennung und Verdienstmöglichkeiten des Arztberufs überdurchschnittlich gut sind. Daher muss man den Andrang regulieren. Das gelingt durch Selektion. Als erstes Mittel dient der Numerus Clausus, der die Schüler schon früh unter den Druck des zu erreichenden Ziels einer möglichst guten Note setzt. Man versucht also systemisch den Zugang zu beschränken - nicht etwa (Vision on) exakt die Eigenschaften optimal auszubilden, die es bräuchte, damit wir eine Schwemme an besten Ärzten bekommen würden und somit Krankheiten keine Chance mehr hätten! (Vision off). Da diese Strategie der Beschränkung nicht ausreicht, hat man den ersten Teil bis zur großen Vorprüfung, das Physikum, noch einmal unmenschlich gestaltet, indem die Studenten ALLES über den Körper des Menschen zur Prüfung wissen müssen, um es anschließend im Rahmen der Spezialisierung zum Großteil wieder vergessen zu dürfen. Diesen methodisch-didaktischen Lernschwachsinn kennen wir aus der Schule. Man bezeichnet es als Bulimie-Lernen. Um derartig unmenschliche Anforderungen bewältigen zu können, kann man sich dopen. Oder man verändert die Bedingungen. Doch das können Kinder nicht. Das müssen wir Erwachsenen leisten. Wenn wir das System für unsere Kinder entwicklungsfreundlich gestalten könnten, würden wir uns selbst einen unbezahlbaren Gefallen tun. Lassen Sie uns also mal schauen, an welchen Stellschrauben wir drehen müssten, um wirkungsvoll korrigierend in ein offensichtlich verworrenes System eingreifen zu können.

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Warum zwingen wir unsere Kinder in ein offensichtlich menschenfeindliches System?

Finden der Systemfehler

Bei fast gleichem Erbgut (DNA) unterscheiden wir Menschen uns vom Affen in der Größe des Gehirns und damit verbunden im sozialen Verhalten. Wir haben das Miteinander kultiviert und das hat wiederum die Entwicklung des Menschen enorm begünstigt. Aus Sicht der Evolution hat sich der Mensch zu dem Wesen entwickelt, das den gesamten Planeten nicht nur dominiert, sondern nun auch ruiniert. Die negativen Auswirkungen von Systemfehlern sind also offensichtlich und wir tun gut daran, genauer hinzuschauen.

Der menschliche Nachwuchs ist viel länger als bei Tieren unter der Fürsorge der Eltern. Das begünstigt die Entwicklung eines Gehirns, das ebenso im Gegensatz zu den meisten Tieren lebenslang lernfähig ist. Doch damit sich das Gehirn gerade am Anfang nicht nur gut entwickeln, sondern den Entwicklungsstand, konkret die hohe Zahl der Synapsen, auch stabilisieren und somit erhalten kann, braucht es einen sensiblen Umgang mit den noch jungen Gehirnen der Kinder.

Sowohl für unsere Kultur des Miteinanders als auch für unseren Planeten Erde hat sich in den letzten 100 Jahren eine falsche Entwicklung durchgesetzt, die wir heute oftmals rigoros auf die Kinder übertragen. Der sogenannte Neoliberalismus hat die Wirtschaft zum wichtigsten Element unseres Lebens werden lassen. Damit im Zusammenhang hat sich Konkurrenz und zum Schluss der Egoismus durchgesetzt. In der Folge haben Kinder heute keine Kindheit mehr, in der sie sich spielerisch entwickeln können. Schon früh werden die Kinder auf Leistung getrimmt. Das Beispiel der massenhaft auf einem technisch erstaunlich hohen Niveau Klavier spielenden Kinder in China war hierfür ein Extrembeispiel.

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Menschen sind doch keine Maschinen. Oder doch?

Leistung auf Kosten von Lebensqualität

Aus dem Ausgleichssport wurde völlig logisch der Hochleistungssport und selbst die Musik hat man dem Wettbewerb untergeordnet bzw. die Musik auf den Wettbewerb hin ausgerichtet. Der Schatz der Musik besteht aber im Ausgleich, in der Möglichkeit zur Entspannung sowie in der Entwicklung von Kreativität. Durch ein leistungsorientiertes Musizieren und durch die Konkurrenz im Rahmen von Wettbewerben wird dieser Schatz unwiederbringlich zerstört. Was bleibt den Menschen dann noch, um sich von dem Extremstress unserer Industriekultur zu entspannen? Ohne Auszeiten, ohne Entspannung kommt es intern zu Blockaden, zu Energiestaus. Die Antwort unseres Körpers und unserer Psyche lautet: Zivilisationskrankheit. Diese Kategorie der Zivilisationskrankheiten besagt aber exakt, dass unsere Art zu leben, die Ursache für diese Krankheiten ist. Um also gesund leben zu können, müssen wir unsere Art zu leben ändern! Z.B. die Krebsrate steigt ständig. Trotz eines angeblich besten medizinischen Systems. Tatsächlich gibt es eine noch bessere Medizin, nämlich die sogenannte Medizin der Zukunft. Sie zielt darauf ab, dass wir Eigenverantwortung übernehmen. Das heißt, wir werden nicht mehr krank, wenn wir unserer Erholung mehr Raum geben, aktiv Wellness betreiben, und z.B. Musizieren, um uns darüber positiv aufladen zu können. Schaut man aktuell genau auf unser sogenanntes Gesundheitssystem, dann findet man außer explodierenden Zivilisationskrankheiten eine Vielzahl von Krankheiten, die man einfach links liegen lässt, da keine ausreichende Masse an Kranken existiert, für die es sich wirtschaftlich lohnen würde, Medikamente und Heilverfahren zu entwickeln. Die Wahrheit des Dilemmas ist, dass es nicht mehr um unsere Gesundheit, sondern um die Gewinnmaximierung auf Kosten von Gesundheit geht. Unter den Maßstäben des Neoliberalismus versagt das auf Rentabilität ausgerichtete Gesundheitssystem.

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Damit Entwicklung gelingen kann

Was braucht der Mensch für seine gute Entwicklung?

Was brauchen also kindliche Gehirne und deren Seelen, um gar nicht erst krank zu werden, sondern um sich gut entwickeln zu können? Sie brauchen Raum und Zeit voller Vertrauen und Sicherheit. Es geht um die Entwicklung eines Selbstbildes, um die Entwicklung von Konzepten der Selbstwirksamkeit sowie um die Empathiefähigkeit als Grundlage sozialer Kompetenz. Im von den Kindern selbstbestimmten Spiel findet Lernen durch Versuch und Irrtum statt. Fehler sind ein natürlicher Teil des Lernens. Umso häufiger Kinder aufgrund von Fehlern die Erfahrung machen können, dass sie imstande sind, Probleme selbst zu lösen, desto stärker wächst ihr Selbstvertrauen, ihr Mut und ihre Sicherheit. Im Idealfall gibt es dann jemanden, der sich mit den Kindern über deren Gelingen im Leben freut. Das nennt man eine soziale Resonanz und ist die Grundlage dafür, dass der Funke der Begeisterung überspringen kann. Begeisterung wiederum ist der natürliche Dünger, oder technisch beschrieben der Katalysator fürs Lernen – und zwar lebenslang. Diesen natürlichen Lernprozess akzeptieren wir Erwachsenen leider nur, bis die Kids Laufen und Sprechen können. Schon gleich danach meinen wir, es müssten Lehrer her, damit das Kind das lernt, was wir Erwachsenen fürs Kind für richtig und wichtig halten.

Angst und Druck verhindern die Entwicklung einer starken Persönlichkeit. Die Funktionalisierung raubt den Kindern die notwendigen Freiräume zur Entwicklung der eigenen Kreativität. Durch zu viele Vorschriften fehlt den Kindern letztlich die Erfahrung bei der Bewältigung von Schwierigkeiten und Problemen. Wie Sie später noch hören werden, verlangsamen Regeln das natürliche Lernen. Werden Kinder dann auch noch zu unnatürlichen Lernverfahren genötigt, so verlieren sie dauerhaft jegliche Lust am Lernen. Denn unser Gehirn ist optimiert für das Lösen von Problemen, nicht zum Auswendiglernen von Sachverhalten und schon gar nicht von Sachverhalten, die einen nicht interessieren, zu denen man folglich keinerlei emotionale Beziehung hat, die wiederum die Grundlage für ein natürliches und somit ökonomisches Lernen ist. Lernunlust ist für die Zukunft absolut tödlich. Denn wir leben heute schon in einer Welt, in der wir bereit sein müssen, ständig Neues zu lernen, um mit dem Entwicklungstempo der Technik als dem dominanten Treiber unserer Welt mithalten zu können.

Dass wir heute in Deutschland in einem so hohen Maß alte Musik lernen und wir daher in der Regel bereits erfundene Musik anderer lediglich noch reproduzieren, ist nichts, was die Entwicklung von Kindern wirklich fördert. Und wenn es die Entwicklung von Kindern nicht fördert, ist es letztlich auch tödlich für die Entwicklungsfähigkeit eines ganzen Landes. Exakt an diesem Punkt stehen wir heute und müssen uns fragen, wie es geschehen konnte, dass aus Deutschland als einem kulturellem Zentrum der Welt ein entwicklungsfeindliches Land werden konnte?

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Alte Musik ist ein trauriges Theater

Warum akzeptieren wir offensichtliche Fehlentwicklungen?

Freies Musizieren sowie damit verbunden das Improvisieren erfordert kognitiv völlig andere Strukturen als die reine Reproduktion von alter Musik. Sie setzt beim Musizieren wesentliche Wahrnehmungsprozesse voraus und verlangt ständig Entscheidungen, damit das Ergebnis für unsere Ohren harmonisch ist. Das kann aber nur im Rahmen von zeitgemäßer Musik stattfinden. Natürlich gibt es hochdynamische Spezialisten der Klassik, die in Kammerkonzerten Stücke aufführen, als wäre es ein in Echtzeit über die reine Improvisation entstehendes neues Werk. Aber das ist nichts als Maskerade, Pantomime als Beiwerk einer Musik längst gestorbener Komponisten. Hier versucht man krampfhaft, dem zahlungsfähigen Publikum einen Mehrwert zu verkaufen. Die reine Reproduktion bekannter Werke im Idealfall auf Konzertniveau ist eindeutig ein Missbrauch von Kunst und Kultur. Traktiert man damit Kinder, verhindert man deren mögliche Entwicklung zu starken Persönlichkeiten. Genau das ist das Ziel der Nazis, die sich vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg in maßgeblichen Positionen scheinbar unbemerkt derart negativ und dauerhaft in die gesellschaftlichen Strukturen eingebracht haben. Als Folge davon studieren wir heute zu einem extrem hohen Prozentsatz alte Musik, wenn wir uns für ein Musikstudium entschließen. Dass meine Gedanken sehr konkret sind, zeigt auch, der Bericht vom 26.11.2024 von der Genehmigung eines langfristigen Forschungsprojekts zum Einfluss der Nationalsozialisten durch die Verfolgung von Musikern. Diese Entwicklung der Einflussnahme durch die Nazis hatte ihre Vorgeschichte im Zusammenhang mit dem Antisemitismus. Dass der Einfluss der Nazis nicht mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs endete, sondern weit darüber hinaus reicht, verdeutlicht ein Artikel über das Fehlen der Stunde Null im kulturellen Bereich. Als Folge davon erleben wir heute eine Musikwissenschaft, deren Wissenschaft bei der zeitgemäßen Musik endet, die also lediglich eine MusikGESCHICHTSwissenschaft ist und daher nur eine rückwärts gewandte Forschung kennt. Die meisten unserer Musik-Profs sind extrem schlecht informiert, wenn es z.B. um den aktuellen Stand der Klavierentwicklung geht. Viele Professorinnen und Professoren haben für die Klassikszene das übliche Vorurteil gegen alles Digitale – im 21. Jahrhundert, was sie als wenig professionell disqualifiziert! Dafür haben wir als Mehrwert der Hochleistungs-Klassik eine neue Sparte der Medizin erhalten, die Musikermedizin, die eigentlich nur der lebende Beweis dafür ist, was alles in dieser Form des Reproduzierenden Musizierens falsch ist: Von den nicht individualisierten Musikwerkzeugen bis hin zu einem Maschinen gleichen Verständnis vom Üben. Das glauben Sie nicht? Nun, das Ziel des Übens, also das Können beim Musizieren, ist eine Maschinendefinition. Sie lautet: Ein musikalisches Werk identisch und fehlerfrei reproduzieren können. So würde ich meine Erwartung beim Kauf eines CD-Players gegenüber dem Verkäufer formulieren.

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Selbstmarketing befreite die Musik von Kirchen und Fürsten

Das Klavierkonzert öffnete Türen

Das Solokonzert für Klavier als Spitze der Leistungsebene war früher die Verkaufsbühne für die Komponisten, die Vertreter ihrer eigenen Werke als Pianisten auf der Bühne waren. Das Klavierkonzert eröffnete den Komponisten erstmals in Verbindung mit Einnahmen für Lizenzen ihrer Kompositionen und den Verkauf von Noten der Werke die Möglichkeit, sich unabhängig von Kirchen und Fürsten als Sponsoren zu vermarkten. Diese Sonderform eines Konzerts wurde Ende 1800 durch Steinway zur Verkaufsshow und zum Marketinginstrument der eigenen Marke, die dieses Ziel der Verkaufsplattform seitdem intensiv verfolgt hat. Die gesamte Entwicklung des Pianos litt anschließend unter der Fixierung auf ein immer lauteres Instrument in immer größeren Hallen zur Beschallung von immer mehr Publikum. Damit nicht genug musste das moderne Piano auch noch einen grellen Klang bekommen, den man beschönigend Brillanten Klang nennt. Dieses Klangmuster soll das Hören von extrem schnellen Passagen des Hochleistungsspiels, also das auditive Aufteilen der Passage in Einzeltöne, begünstigen. Doch dieser grelle Klang verhindert gleichzeitig die Entspannung, wegen der so viele Menschen das Pianoforte ausgewählt haben. Darüber hinaus beschränkt sich die Entwicklung des immer lauteren Pianos nicht auf den Konzertflügel, sondern wurde 1:1 in unser Hausklavier übernommen. Das führte dazu, dass heute die meisten Klaviere für die hellhörigen Wohnungen in einer zunehmend kulturfeindlichen Welt zu laut sind. Deswegen bauen deutsche Klavierbauer seit bereits circa 30 Jahren, also zu der Zeit als das Silent Piano aufkam, in das Aufrechte Wandklavier einen Moderator ein, der ein leiseres Üben ermöglichen soll. Der sogenannte Moderator besteht aus einem dünnen Filztuch, das sich zwischen Hammer und Saite schiebt. Nun schlägt der mit Filzplatten überzogene hölzerne Hammerkern des Klavierhammers zuerst gegen das Filztuch, bevor er auf die Saite trifft. Das ist ein analoges Verfahren und wird daher von den deutschen Klavierbauern gegenüber der digitalen Lösung bevorzugt. Es passt zu dem Trend unserer Pianoforteverfertiger, sich den zeitgemäßen Entwicklungen (20-30 Jahre lang) zu verschließen. Die in 98% der Fälle schlechtere Spielart durch das zwischengeschaltete Filztuch verleidet einem das Üben dann endgültig.

Dagegen haben die Japaner in England das Silent Piano entdeckt, das eigentlich schon 1987 Seiler (Kitzingen) erfunden hatte. Seilers Patentierung der Idee hat jedoch vermutlich deren Übernahme verhindert. Der englische Erfinder Kemble zeigt sich mit seiner Erfindung gegenüber den Japanern jedoch gesprächsbereit und so entstand daraus eine intensive Kooperation, die am Ende immerhin für den Chef der Firma gut ausging. Denn Brian Kemble durfte ein paar Jahre die Rolle als Geschäftsführer bei Bösendorfer, seit 2008 Tochter von Yamaha, ausfüllen. Schon vorher wurde die Produktion der Marke Kemble komplett in die indonesische Produktion Yamahas integriert.

Die Japaner fanden die Idee vom Silent Piano gut. Sie erkannten darin nämlich einen Trend. Im Erkennen und Setzen von Trends besteht schon relativ lange die äußerst erfolgreiche Strategie Yamahas. Aus dem Silent Piano entstand dann mit dem TransAcoustic-Piano eigentlich das erste vollwertige Hybridpiano, aus dem die Japaner dannn das Klavier der Zukunft entwickelt haben: Das servicefreie Digitale Hybridpiano.

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Wie bringt man überteuerte Instrumente unters Volk?

Das Klavierkonzert als getarnte Verkaufsveranstaltung

Das Klavierkonzert wird bis heute als Motivation zum leistungsorientierten Klavierspiel missbraucht. Inzwischen ist diese Konzertform nämlich keine Bühne mehr der Kreativkünstler, sondern lediglich eine Egoshow von Reprodutkionsartisten, die letztendlich einzig dem Zweck dient, die Gewinnspannen für völlig überteuerte Grand Pianos möglichst lange noch hochzuhalten. Der Flügel und das Klavier verkörpern allerdings lediglich das Image einer längst vergangenen, nämlich ursprünglich kreativen Kultur. Der aktuell sehr hohe bzw. bei den großen Flügeln überzogene Preis der beiden Varianten des Akustikpianos zieht seinen Mehrwert aus der Tatsache, dass sich das Tasteninstrument im Klangmöbel zu einer Art Kulturvisitenkarte entwickelt hat. Dahinter steckt der Wunsch, ein besserer Mensch zu werden, zu einem Menschen mit Mehrwert, der man wird, wenn man es sich leisten kann, sich mit Kultur aufzuladen. Das ist der Fall, wenn man so musiziert, dass man als Künstler wahrgenommen wird, also als jemand, der etwas Eigenes, also Neues und Einmaliges kreiert und generiert. Diese Mehrwert-Schöpfung ist eine tolle Idee. Aber was ursprünglich damit noch verbunden war, ist die Tatsache, die Klavierspieler und Musiker früher Alleskönner waren. Sie waren Kreativkünstler, die komponierten, unterrichteten, selbst spielten und in der Regel auch ihre Instrumente weitgehend selbst pflegten. Doch aus diesem allumfassenden Kreativkünstler wurde der Reproduktionsartist, also genau genommen eine Schmalspurvariante. Diese hat man in der öffentlichen Meinung auf das Podest des Kreativkünstlers gehoben. Morgen steht auf dem gleichen Podest ein Roboter. Vielleicht klappt es ja, und die Masse übersieht auch dann den eigentlich offensichtlichen Betrug?

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Das existenzielle Interesse der Klavierbauer an der Alten Musik

Die Metamorphose des Klaviergeschäfts im letzten Stadium

Der Witz an dieser Geschichte ist, dass sich das System mit den jüngsten Entwicklungen wie beschrieben selbst entlarvt. 2013 hat sich der Hedgefondsmanager John Paulson Steinway & Sons unter den Nagel gerissen, als der koreanische Konzern Samick gerade dabei war, die Übernahme der Exklusivmarke abzuschließen. Die Tatsache, dass ein Hedgefondsmanager eine kulturell bislang relevante Marke übernommen hatte, schockierte erst einmal mehr, als die mögliche Übernahme durch die Asiaten. Man ging davon aus, dass der Hedgefondsmanager seinem Trieb folgend das Unternehmen in Kleinteile zerschlagen und zu höchsten Preisen verhökern würde. Doch dieses von der Presse skizzierte Schreckensszenario trat nicht ein. Stattdessen erlaubte der neue Inhaber seinen Angestellten etwas für diese Marke absolut Ungewöhnliches, nämlich die Entwicklung des Selbstspielers Spirio. Die Zielgruppe dieses neuen Instruments waren die Superreichen, die sich einen Steinway-Flügel leisten wollten, ohne erst lernen zu müssen, wie man das für musikalische Höchstleistung ausgelegte Musikwerkzeug angemessen spielt. Der Selbstspieler war die Lösung und führte dazu, dass Spirio heute mehr als 40 Prozent des Umsatzes von Steinway ausmacht. Einerseits könnte man diese Verkaufsstrategie als ein Meisterstück interpretieren, nämlich die Nicht-Klavierspieler als Kunden zu gewinnen. Dafür ist John Paulson der richtige Mann, denn er ist ebenso wie der Steinway-Gründer Heinrich Engelhard Steinweg kein Klavierspieler. Dass dieser scheinbar geniale Marketingschritt nun ausgerechnet der Marke Steinway & Sons gelungen ist, deren Erfolg und Weg ja gerade durch die enge Partnerschaft mit den Hochleistungs-Klavierspielern, den Pianisten, geprägt ist, bleibt makaber. Denn der edle Flügel der Premiummarke Steinway & Sons fand so seinen neuen Weg von den Konzertbühnen der Welt zu den Partys der Superreichen und dient dort als Gag, da er nicht mehr von einem Barpianisten, sondern von einer Maschine bespielt wird. Der Sieg der Maschine über die Kultur. Der Sieg der Technik über den Menschen. Man muss es noch einmal erwähnen: Und das im Namen der Premiummarke Steinway & Sons. Die Musik ist im Zirkus angekommen: Als Reproduktion wird sie sowohl auf Konzertbühnen von Pantomimen in der Funktion von Pianistinnen und Pianisten als auch auf den Partymeilen von ebenso reproduzierenden jedoch noch nicht schauspielernden Maschinen am Nasenring vor einem gut zahlenden Publikum durch die Manege geführt. Hm. So ein Zufall. Jetzt haben wir doch tatsächlich Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen diesen Musikern und der Maschine ermittelt. Gemein ist ihnen die Reproduktion. Den Unterschied macht dann nur noch das Schauspiel, die Pantomime!

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Zu viel Geld scheint zu einem unverantwortlichen Umgang zu motivieren

Die künstlich erzeugte Attraktion ist wie ein Luftballon

Vor kurzem bekam die Öffentlichkeit die Erklärung dafür, warum John Paulson an einem positiven Bild von sich und seinem Unternehmen Steinway & Sons interessiert war. Es wurde bekannt, dass er Trump berät, dessen Wahlkampf zu wesentlichen Teilen finanziert sowie sich als Finanzminister unter Trump beworben hat, der vor seiner Wahl zum US-Präsident zugegeben hat, dass er die Demokratie zerstören wolle. Ist die einstige Premiummarke Steinway & Sons ein Fall von Schönfärberei der Weste von John Paulson? Ja, das ist exakt die zutreffende Erklärung. Nachdem mittlerweile (Januar 2025) klar sein dürfte, dass er dieses Amt nicht bekommt, wird für ihn das seit 2018 vorliegende Kaufangebot aus China mit 1 Milliarde Dollar für Steinway vielleicht wieder interessant. Doch Moment mal, in China soll es seit dem Stopp der Regierung 2018 für das staatlich verordnete und vom Staat subventionierte Klavierspiel mittlerweile 1 Millionen fabrikneue Klaviere auf Halde geben. Den chinesischen Klavierbauern, die gerade noch im Kaufrausch waren, ist längst das Geld ausgegangen, was aktuell Grotrian-Steinweg und Schimmel zu spüren bekommen, die sich leichtsinnig an die Chinesen veräußert haben. Bleibt John Paulson nun also auf dem einstigen Premium-Unternehmen sitzen, das mangels zu erwartender Nachfrage keiner mehr haben will?

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Die Anforderungen für den richtigen Gebrauch der Musik kommen aus der Zukunft

Wie gelingt der Gebrauch von Musik?

Früher war es normal, dass man sich mit zeitgemäßer Musik und mit den zeitgemäßen Formen des Musizierens beschäftigt hat. Heute muss man das erst ableiten und sich damit verbunden gegen den Missbrauch von Musik rechtfertigen. Das zeigt, in welcher Schieflage wir uns mittlerweile befinden. Wenn es aktuell legitim zu sein scheint, wie oben beschrieben Musik selbst unter Mithilfe ganzer Kohorten an Musiklehrern dazu zu ge-brauchen, unmenschliche Eigenschaften zu verstärken, um in einem armseligen System trotz massiver Lernbehinderungen an ein fragwürdiges Ziel zu kommen, dann IST es mehr als legitim, Musik dafür zu be-nutzen, um darüber die eigene Kreativität als DIE zentrale Problemlösungskompetenz entwickeln zu können! Die Korrektur der Schieflage ist wie schon erwähnt eine Frage des Überlebens. Denn um nichts weniger geht es bei den heranwachsenden Generationen: Um deren Überleben. Wir hinterlassen den Kindern eine geplünderte und in den Grundfesten zumindest stark gestörte Welt. Viel zu wenige der aktuell Lebenden und keiner der für das Schlamassel Verantwortlichen macht sich Gedanken oder hat gar einen Plan, wie man das komplexe Gewirr aus Problemen verbunden über den Dominoeffekt derart auflösen kann, dass am Ende auf unserem Planeten wieder ein funktionierender Lebenskreislauf entstehen könnte. Alleine schon die Frage, wie man die Masse der Menschen dazu bringt, das eigene Verhalten entsprechend den Gegebenheiten anzupassen, scheint offensichtlich unmöglich. Man lebt in einer Art Endzeitstimmung und verdrängt einfach alles, was gerade nicht ins Schema passt. Anstatt sich selbst, das Leben und die Welt auf das Überleben wenigstens der eigenen Kinder auszurichten, werden diese auf Hochleistung für spätere angesehene Berufe, also für noch mehr Hamsterrad, getrimmt. Und ausgerechnet für dieses Szenario missbraucht man die Musik. Der Missbrauch besteht darin, dass wir seit Anfang 1900 gar nicht mehr dazu anleiten oder den Weg dorthin eröffnen, dass ein ganzheitlicher Musiker entsteht. Einer, der seine eigene Musik entfaltet und diese zeitgemäß spielt.

Daher komme ich zu dem Schluss: Vermutlich würden nur wenige Mensch dorthin wollen, wo wir heute sind, wenn man ihm fairerweise vorher die Alternativen aufzeigen würde. Die eigenen Gefühle, die aktuelle Befindlichkeit über die Musik ausdrücken und beeinflussen, ist ein guter Ansatz. Mit anderen über die Musik in einen musikalischen Dialog treten können, erscheint einem auf sich selbst bezogen ein unglaublicher Traum zu sein, wenn man eben selbst zuerst den falschen Weg der Reproduktion über Noten kennengelernt und geübt hat, wie das den meisten Menschen passiert ist. Wie in meinem Blogs mehrfach angesprochen, war Musik früher freier. Daher konnte man damals auch noch das Improvisieren. Diese hohe Kunst ging mit zunehmender Reglementierung in der Alten Musik verloren. Sie macht dort auch gar keinen Sinn mehr, da man dort ja eh nur noch das längst Bekannte immer und immer und immer und immer wieder reproduziert. Aber man kann den verloren gegangen Weg zum Lernen der Improvisation wieder entdecken. Man braucht ja nur mal auf die gelungene Neue Musik, also den Jazz, schauen, wie man Improvisation dort entwickelt und lernt. Tatsächlich gibt es für das Wünschenswerte zahlreiche Vorbilder zu entdecken, wenn man sich den Schattensprung von der Alten Musik zurück in die zeitgemäße Musik zutraut. Organisiert man das Musizieren von Anfang als methodisch und didaktisch unterschiedlich gestaltete Spielräume, in denen man eigenen Erfahrungen macht und Einsichten in die jeweilige Thematik gewinnt, dann öffnet man den Weg zur Entfaltung der eigenen Talente. Über diesen Ansatz löst man Positiv-Kreisläufe aus. Das heißt, das aus dem Erfolgserlebnis entstehende Gefühl des Gelingens wird sich auf andere Lebensbereiche, auf meine Grundstimmung und Befindlichkeit übertragen. Anstelle von Druck ermöglicht diese Vorgehensweise eine Sogwirkung. Große Ziele sind erlaubt, wenn es meine Ziele, meine Wünsche, meine Träume, meine Sehnsüchte sind. Unter diesen Voraussetzungen werden die selbst gesteckten Ziele auf mich und meine Fähigkeiten magisch wirken und mich anziehen. Das sind die Nebenwirkungen, die ich freisetze, wenn ich mir das Gelingen erlaube. Diese Form von Pädagogik der Selbstbefähigung braucht weder Zucker noch Peitsche. Die Motivation kommt aus mir selbst. Von innen heraus. Das nennt man eine intrinsische Motivation. Wenn ich diesen Prozess zulasse. Durch Dialoge kann ich ihn anregen. Auch durch den Dialog mit mir selbst. Wenn man für die eigenen Empfindungen sensibel ist, kann man Resonanzen spüren. Aber diese feinfühligen Prozesse können nur stattfinden, wenn ich frei von Druck, frei von Fremdbestimmung bin. Es ist keine Zauberei. Es ist auch keine Kunst. Es ist ein Lassen. Ein Sein lassen. Ein Zulassen. Das Grundvertrauen, sich auf sich selbst verlassen zu können. Daher braucht es von Anfang an Entscheidungen. Zuerst also die Frage und Entscheidung darüber, was ich will, indem man mir zuerst die Alternativen aufzeigt, was möglich wäre.

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