Ein optimal zu stimmendes Piano? Gibt es so etwas überhaupt? Die Tatsache, dass es für das Stimmen dieser Instrumente den Klavierstimmer als Spezialisten gibt, der im Idealfall gelernter Klavierbauer ist, liefert doch den Hinweis, dass Klavier stimmen sehr schwer sein muss. Das trifft bei zahlreichen Tasteninstrumenten mit einer Hammermechanik tatsächlich zu. Trotzdem gibt es Pianos, die überraschend gut zu stimmen sind. Die Lösung scheint wesentlich von der Qualität der Saiten bestimmt zu sein.
Saiten vom Hersteller Pure Sound erfüllen die Sehnsüchte aller Klavierstimmer sowie der potenziellen Selberstimmer! Zwar mangelt es dem Saitendraht in den höchsten Tönen noch an Zugfestigkeit, so dass man in der obersten Oktave auf herkömmliches Saitenmaterial zurückgreifen muss. Saiten von Pure Sound findet man heute bei neuen Klavieren z.B. von Mason & Hamlin (USA), Kawai (Japan) sowie Yamaha (Japan). Bei Yamaha muss man jedoch einschränken: Die Instrumente mit einem C bzw. E vor der Seriennummer haben keine Saiten von Pure Sound. Die Klaviere mit dem C davor wurden bei Pearl River in China produziert. Die Pianos mit dem E vor der Seriennummer wurden in England von dem Gemeinschaftsunternehmen namens Yamaha-Kemble Music (UK) Ltd hergestellt. Anmerkung zum aktuellen Status der Pianos mit den Namen Kemble: Selbst Yamaha wurde von den rückläufigen Verkaufszahlen im Klavierhandel betroffen. In einem solchen Fall ist es ganz besonders günstig, wenn man Partner in der gleichen Branche hat. Kemble wurde geschlossen. Die Produktion der Kemble-Klaviere wurde in die eigene Produktion in Japan integriert. Der Chef von Kemble, Herr Brian Kemble, wurde zur Belohnung Geschäftsführer eines anderen Partnerunternehmens, nämlich bei dem exklusiven und wieder aufstrebenden Pianoproduzenten Bösendorfer aus Wien und somit aus dem Mehr-Wert-Standort Zentraleuropa. Dass Zentraleuropa und somit auch Wien ein Mehr-Wert-Standort ist, können Sie an dem Bemühungen der Firma Wendl-Lung als inzwischen rechtmäßigem Nachfolger des ursprünglich deutschen Herstellers unter der Marke Feurich ablesen, der seine Produktion aus China zumindest in Teilen nach Wien verlagern will.
Im Bass bestechen vor allem die Flügel von Mason & Hamlin (Vertretung in Deutschland) mit einer schier unglaublich guten Stimmbarkeit. Wie man in Foren nachlesen kann, ermöglichen diesen Fortschritt seit 2003 Bass-Saiten mit einem Kerndraht von Pure Sound. Unabhängig von der Marke eines Klavierproduzenten sind diese Saiten bekannt geworden unter dem Namen Hellerbass.
Außer bei Klavierherstellern wird diese hohe Qualität von Klaviersaiten leider nur in einigen Reparaturwerkstätten eingesetzt. Im folgenden Beispiel können Sie einen 2 Meter langen Flügel der Firma Bösendorfer (Österreich) aus dem Baujahr 1935 hören. Dieses Instrument stand zu trocken. Dadurch bekam der Resonanzboden Risse. Inzwischen wurde das wertvolle Piano generalüberholt. Im folgenden Hörbeispiel bekommen Sie nicht nur den ausgewogenen Klang eines typischen Bösendorfers, sondern auch den Klang reiner Saiten von Pure Sound zu hören. Pianos mit reinen Saiten zu stimmen, ist eine reine Freude!
Bösendorfer Stimmung Bösendorfer praeludio gestimmtEine Frage zum Schluss: Erzeugen die Saiten von Pure Sound im Sinne des Namens einen reinen Ton?
Antwort: Die Saiten sollen eine geringere Inharmonizität haben. Das beeinflusst beim Stimmen die so genannte Spreizung. Aber das ist aus der Sicht des Stimmers nicht das Entscheidende. Viel wichtiger ist, dass diese Saiten keine Störung in Form von Nebenschwebungen aufweisen, da man sich beim Klavier stimmen an dem sehr feinen Hör-Kriterium der Schwebung orientiert. Nebenschwebungen erschweren die Präzision der Stimmung erheblich. Pianos mit genau genommen unsauberen Saiten erhalten von geschickten Verkäufern das beschönigende Etikett des singenden Klaviertons.
Von dem nervtötenden Charakter dieser Störungen durch Nebenschwebungen innerhalb der einzelnen Klaviersaite könnte Ihnen jeder Klavierstimmer ein trauriges Lied singen... Doch richtig überraschend wird diese Störung, wenn sie z.B. bei Yamaha-Instrumenten aus der japanischen Produktion im Diskant auftritt, während sie vorher eben nicht vorhanden war. Denn die Nebenschwebungen treten hier ausgerechnet in der sowieso schwer zu hörenden siebten Oktave auf. Dieses Phänomen ist mir zwar bereits bewusst geworden, aber ich hatte dafür bislang keine Erklärung. Aufgrund meiner Recherchen nach der Ursache der guten Stimmbarkeit weiß ich jetzt, dass die Klavierproduzenten aufgrund der geringeren Zugfestigkeit der Pure-Sound-Saiten bei den höchsten Tönen die herkömmlichen Saiten mit der höheren Zugfestigkeit verwenden müssen. Aber mit dem herkömmlichen Saitenmaterial sind beinahe schon standardmäßig die angesprochenen Störungen in Form der Nebenschwebungen verbunden. Das bedeutet in der Schlussfolgerung, dass das herkömmliche Saitenmaterial im Vergleich mit den Saiten von Pure Sound als minderwertiger einzustufen ist.
Falls Sie den Kauf eines neuen Klaviers oder Flügels planen, empfehle ich Ihnen:
Nur so erhalten Sie für ihr gutes Geld eine angemessen hohe Qualität. Bedenken Sie, dass die gute Stimmbarkeit eine Voraussetzung dafür ist, dass Sie für lange Zeit die Freude an dem von Ihnen sorgfältig ausgesuchten Piano behalten. Die Stimmbarkeit ist nämlich wichtiger als die Stimmhaltung. Denn erst wenn ein Piano gut gestimmt ist, sind Sie daran interessiert, dass es die gute Stimmung möglichst lange hält. Die gute Stimmbarkeit ist jedoch kein Regelfall sondern bislang noch eher die Ausnahme. Das können letztendlich nur Sie ändern, indem Sie sich beim Kauf hinsichtlich der Voraussetzung für eine gute Stimmbarkeit durch die Verwendung der entsprechenden Saitenqualität absichern.
Zum Seitenanfang Zurück zur Themenübersicht